Pacific Paradise - Boone Daniels 2

ausüben kann – plötzlich funktionieren die elektrischen Anschlüsse in seinem Büro nicht mehr, eine todsichere Sache geht vor Gericht überraschend in die Hose, oder eine Person, die er vor fünf Jahren verteidigt hat, behauptet plötzlich, er habe sie zum Meineid angestiftet …
    Das ist Chinatown, Pete. Chinatown.
    »Was willst du stattdessen machen?«, fragt Pete.
    »Wir übergeben Alan die Unterlagen morgen früh«, sagt Boone. »Lass mich bis dahin aber noch schnell ein Rohr verlegen.«
    »Boone, echt, deine blumige Ausdrucksweise …«
    Bringt man alle Informationen an einen Ort, erläutert er, verschwinden sie möglicherweise in der Versenkung. Bringt man sie an mehrere, steigen die Gewinnchancen.
    »Aber wem willst du sie bringen?«, fragt sie.
    Kommt drauf an, wem man vertraut.

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    Endlich ruft Nicole zurück.
    »Wo zum Teufel«, fragt Bill, »bist du gewesen?«
    »Weg«, sagt sie. »Hör zu, ich wollte dich eigentlich gar nicht anrufen … Ich …«
    Sie fängt an zu weinen, Gott Allmächtiger.
    »Nicole«, sagt Bill. »Warum kommst du nicht her und wir reden drüber? Wir kriegen das schon wieder hin, du kannst haben, was du willst, ich schwör’s dir. Komm schon, wir waren doch mal ein tolles Paar. Tu’s für mich, komm her.«
    Nach langem Zögern sagt sie: «Okay, ich bin unterwegs.«
    Zehn Minuten später klingelt es an seiner Tür und er macht auf.
    Nicole ist es nicht.
    »Hallo«, sagt Jones.

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    »Ich dürfte mich außerhalb des Reviers gar nicht mit dir treffen«, sagt Johnny. Er tut es aber trotzdem. Er trifft sich mit Boone an den Pfeilern des Crystal Pier. Er trifft sich mit ihm, weil man alte Gewohnheiten nur schwer wieder los wird, und man von alten Freundschaften ungern lässt, auch wenn einem der alte Freund ein Messer an die Eier hält.
    »Ich weiß das zu schätzen«, sagt Boone.
    »Du hast mich verheizt, Boone.«
    »Ich hab deine Hausaufgaben für dich gemacht«, gibt Boone zurück. »Wenn du die selbst ordentlich erle…«
    »Du Arschloch«, sagt Johnny. »Der Junge ist einwandfrei schuldig, und jetzt heult er sich bei dir aus, und ihr kauft ihm das ab. Also, warum sollte ich herkommen?«
    »Ich hab im Fall Schering was Neues rausbekommen«, sagt Boone.
    »Darauf wette ich«, sagt Johnny. »Hat dich Dan Nichols dafür bezahlt?«
    »Mit Nichols hat das nichts zu tun«, sagt Boone. Er erzählt Johnny von Nicole, Bill Blasingame und den Paradise Homes.
    Als er fertig ist, sagt Johnny: »Willst du mir weismachen, dass Phil Schering rein zufällig was mit Donna Nichols hatte.«
    »Zufälle gibt’s nicht«, sagt Boone. »Donna Nichols hatte eine Affäre mit einem Typen, der in einen fiesen Immobilienskandal verwickelt war. Der Mann wurde ermordet, wahrscheinlich von Blasingame. Billyboy hat ein mindestens ebenso gutes Motiv, Johnny – hol ihn zur Vernehmung und lass dir sein Alibi für den Abend geben.«
    »Ich weiß, wie ich meinen Job zu machen habe, Boone«, sagt Johnny. »Woher soll ich wissen, dass die Geschichte nicht totaler Blödsinn ist, jetzt wo du plötzlich so gutgläubig geworden bist. Nur damit ich das richtig verstehe – der Junior ist kein Mörder, aber der Senior schon? Da stehe ich total drauf.«
    »Ich hab die Unterlagen.«
    »Spul noch mal zurück.«
    »Ich hab die Unterlagen«, sagt Boone. »Nicole hat sie mir gegeben.«
    »Und du hast sie nicht mitgebracht, weil …
    Verlegenes Schweigen. Das Johnny bricht, indem er sagt: »Weil du mir irgendwie nicht traust.«
    »Es geht nicht um dich, JB.«
    »Neeeein«, sagt Johnny, »Meine böööööse Abteilung ist dran schuld, stimmt’s? Boone Daniels hielt als Einziger die Fackel der Aufrichtigkeit hoch und musste seinen Abschied nehmen, um sich nicht korrumpieren zu lassen, so wie wir alle. Boone, du blödes Arschloch, hältst du dich für den einzigen ehrlichen Menschen auf der Welt?«
    Boone nennt ihm drei Namen, die in Nicoles Akten auftauchen.
    »Was passiert, wenn du mit diesen Namen zu deinem Lieutenant gehst?«, fragt er.
    »Wieso kommst du dann überhaupt zu mir?«, fragt Johnny.
    »Weil du den Mordfall Schering vom falschen Ende her angehst«, sagt Boone.
    »So wie den Fall Kuhio.«
    Boone zuckt mit den Schultern.
    »Du bist in letzter Zeit wirklich verflucht unglaublich«, sagt Johnny. »Alle irren sich, nur du nicht. Wir hängen dem Falschen den Mord an Kuhio an, wir hängen dem Falschen den Mord an Schering an … hey, Boone, hat das nicht auch ein kleines bisschen was mit Eigeninteresse zu tun, hm? Ich