Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Titel: Pacific Paradise - Boone Daniels 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
Vom Netzwerk:
eine Einigung erzielen können, die wenigstens entfernt etwas mit Gerechtigkeit zu tun hat.«
    Sie wollen die Anklage auf Totschlag runterkochen. Boone weiß, dass es im Staat Kalifornien verbindliche Richtlinien gibt – eine Verurteilung wegen Totschlags würde Corey irgendetwas zwischen 24 und 132 Monaten Gefängnis einbringen. Wahrscheinlich irgendwo im mittleren Bereich …
    »Sag Alan, ich übernehme den Fall.«
    »Hab ich schon.«
    Denn trotz all deiner Widersprüche bist du eigentlich ein sehr einfacher Mensch, denkt sie.
    Du tust das Richtige.
    Sie greift nach seinem Teller, reißt ein Stück Tortilla ab und sagt mit sanfter Stimme: »Es gibt nur noch ein kleines Problem …«
    Genau genommen sechs kleine Probleme.
    Fünf Augenzeugen.
    Und Coreys Geständnis.

19
    Seitdem er mit Pete zu tun hat, versteht Boone besser, was britisches Understatement ist. Wenn sie sagt, sie »könnte einen Happen vertragen«, bedeutet das, sie verhungert; wenn sie etwas »fast schon ärgerlich« findet, schäumt sie vor Wut; und wenn Corey »ein kleines Problem« hat, steckt er bis zum Hals in der Scheiße.
    Coreys Geständnis als »kleines Problem« zu bezeichnen ist so, als würde man einen Tsunami als »leichten Wellengang« beschreiben, denkt Boone beim Überfliegen der Akte. Es könnte Corey vom Strand fegen und auf Nimmerwiedersehen bis nach San Quentin spülen.
    Der bescheuerte Corey hatte Folgendes geschrieben:
    Wir standen draußen vor der Bar und haben gewartet. Wirwaren sauer, weil die uns rausgeschmissen hatten. Ich hab den Mann aus der Bar kommen sehen und gedacht, den misch ich mal auf. Ich bin zu ihm hin und hab ihm einen Superman-Punch verpasst. Einen ›Superman-Punch‹?, fragt sich Boone. Was zum Teufel ist ein ›Superman-Punch‹?
    Ich hab gesehen, wie ihm die Lichter ausgingen, noch bevor er auf den Boden knallte. Abgesehen davon habe ich nichts zu sagen. ›Abgesehen davon‹?, denkt Boone. Abgesehen davon, du hirnamputierter Honk? Abgesehen davon, dass er gestanden hat, vorsätzlich gehandelt und die Tat begangen zu haben, gibt er auch noch an, das Zufallsopfer sei durch den Schlag und nicht durch den Sturz getötet worden? Ja. Abgesehen davon, wär’s eine Spitzenidee, jetzt die Klappe zu halten, du Pissbirne.
    Aber echt eleganter Schreibstil – mein Leben ohne Freigang in fünf knackigen Sätzen. Hemingway hätte es nicht besser hinbekommen.
    Drei Zeugenaussagen stammen von seinen kleinen Freunden.
    Coreys Rockpile-Crew-Kumpels stoßen ihn vor den Bus.
    Typisch Gang, denkt Boone. Erst heißt es »Brüder auf ewig«, dann wird »Mord« gegen »Beihilfe zum Totschlag« und diese gegen Kronzeugenimmunität aufgerechnet, und schließlich verwandeln sich die Brüder in Kain und Abel.
    Natürlich hatte es die Polizei von Anfang an darauf angelegt. Es gab zwei weitere Augenzeugen, die zu Protokoll gaben, dass der tödliche Schlag von Corey kam, und deshalb wurden die potentiell Mitbeklagten bearbeitet, damit Corey unwiderruflich in der Falle saß.
    Theoretisch hätten alle vier wegen Mordes angeklagt werden können – zweifellos hatten die Beamten das ursprünglich auch vorgehabt –, praktisch wären sie aber auf keinenFall mit mehr als Beihilfe durchgekommen, weshalb sie die »Notausgang«-Schilder hell aufleuchten ließen und zusahen, wie sich Coreys Kumpels verkrümelten.
    Trevors Aussage ist zum Schreien komisch.
    Wir hingen da auf der Strase rum, als wir den Mann auf uns zu kommen sahen. Corey meinte: »Passt auf – den misch ich auf. Den mach ich fertig«. Habe versucht ihn zu bendigen. »Versucht ihn zu bendigen«, denkt Boone. Drei Jahre war er beim San Diego Police Department und er erkennt »Bullensprech«, wenn er welches hört.
    Trevor hat unter Anleitung geschrieben.
    Nur bei der Rechtschreibung hatten sie ihm nicht helfen können.
    Gibt dem Ganzen aber eine hübsch authentische Note.
    Und das »den mach ich fertig« ist auch keine gute Nachricht.
    … aber Corey hat mich abgeschüttelt, ist hin zu dem und hat ihm einen Superman-Punch verpasst. Dieser Superman-Punch, denkt Boone, scheint ja Wunder was zu sein, was auch immer es ist.
    Dann hab ich’s echt krass knacken hören, als Mr. Kuhio mit dem Kopf aufschlug. Ich wusste, dass es echt schlimm war. Ich hab zu Corey gesagt, »Was hast du gemacht, Alter? Was hast du gemacht?«
    Ich weiß, wir hätten einen Krankenwagen rufen und warten müssen, aber wir haben Panick gekriegt und Schiss und sind in den Wagen und weg. Ich hab geheult. Corey

Weitere Kostenlose Bücher