Pacific Paradise - Boone Daniels 2

Vermö…«
    »Sag schon, ist sie’s?«, fragt Sunny. »Ist cool, mein lieber Boone. Ist ein gutes Mädchen. Ich mag sie. Bisschen verkrampft, aber … Okay, was willst du anziehen?«
    »Gott, Sunny.«
    »Ich kenne dich, Boone«, sagt sie. »Ich will nicht, dass du’s verkackst. Also, was ziehst du an?«
    Das ist gleichzeitig krank und falsch, denkt Boone. Aber er sagt: »Weißes Hemd und Jeans.«
    »Sport- oder Halbschuhe?«
    »Weiß nicht. Was meinst du?«
    »Wo trefft ihr euch?«, fragt Sunny. »In einer Bar oder einem Club?«
    »Bei ihr«, sagt Boone.
    Sunny lacht. »Wenn du dich mit einer Frau um zehn Uhr abends bei ihr zu Hause triffst, ist es völlig egal, was du anziehst.« Womit sie andeuten will, egal was du anziehst, du wirst nicht lange angezogen bleiben. Dann setzt sie hinzu: »Übrigens, herzlichen Glückwunsch.«
    »Sport oder Halb?«, beharrt Boone.
    »Schwarz oder braun?«
    »Schwarz.«
    »Halbschuhe.«
    »Danke.«
    »De nada.«
    »Das Hemd. Reinstecken oder raushängen lassen?«
    »Jeans?«
    »Ja.«
    »Ist es das, äh, erste …«
    »Ja.«
    »Oh, dann ist sie schüchtern«, sagt sie. »Reinstecken.«
    »Danke.«
    »Kein Ding.«
    Sie unterhalten sich über ihre Surftour, wie gut alles läuft, dass sie sich auf die Riesenwellensaison auf Hawaii vorbereitet, Pipelines und der ganze Kram. Boone bringt sie auf den aktuellen Stand, erzählt, was er so getrieben hat, lässt den Fall Blasingame aber aus und erzählt ihr, der Crew ginge es gut.
    »Sag ihnen, dass ich sie vermisse«, sagt Sunny. »Dich vermisse ich auch, Boone.«
    »Ja, ich dich auch.«
    »Hab dich lieb, B.«
    »Ich dich auch, Sunny.«
    Boone legt auf. Fünf Sekunden später klingelt das Telefon noch mal und Sunny fragt: »Hast du Eau de Cologne oder Aftershave?«
    »Nein.«
    »Gut.«
    Sie legt auf.
    Boone kommt sich saublöd vor – er wird die Frauen niemals verstehen, und auch sonst wird das niemandem gelingen, nicht mal Dave. Boone geht an seinen Schrank, holt die schwarzen Halbschuhe raus, sucht ein Paar weiße Sportsocken und schüttelt den Staub heraus. Was ihn in die nächste unangenehme Zwickmühle bringt, welche Farbe sollten die Socken haben, und auch hier bleibt ihm nur wenig Auswahl.
    Weiß oder weiß.
    Er entscheidet sich für weiß und sieht auf die Uhr – 21.25 Uhr. Fast schon Zeit, loszufahren, wenn er um zehn bei Petra sein will. Aber die Verabredung ist ja gar nicht für zehn Uhr, sondern nur »so um den Dreh«, also setzt er sich und überlegt, wann er überhaupt ankommen möchte. Um zehn? Fünf nach? Zehn nach? Was heißt überhaupt »um den Dreh«. Ist dieser »Dreh« in England ein anderer als in den Staaten?
    Um 21.40 Uhr geht er aus der Tür, damit er um 22.10 Uhr dort ist.
    Als er die Tür öffnet, steht Johnny Banzai davor.
    Was gut ist.
    »Johnny«, sagt Boone. »Hör mal, ich freu mich echt, dass du vorbeikommst. Ich …«
    Dann sieht er Sergeant Steve Harrington hinter Johnny stehen.
    Was schlecht ist.

82
    Die beiden können sich nicht ab.
    Boone und Harrington. Nein, die beiden können sich nicht nur nicht ab, sie können sich auf den verdammten Tod nicht ab. Schlagen Sie’s im Wörterbuch nach, nehmen Sie sämtliche Synonyme fürHass, addieren Sie diese und multiplizieren das Ganze mal zehn, dann haben sie noch immer nicht das Maß an Abneigung, das diese beiden Männer füreinander empfinden.
    »Guten Abend, du Stück Scheiße«, sagt Harrington.
    »Johnny, was zum Teufel soll das?«, fragt Boone, der Harrington ignoriert und sich an Johnny Banzai wendet. Falls die gekommen sind, um mich wegen Blasingame blöd anzumachen, denkt Boone, dann ist 21 Uhr irgendwas am Freitagabend echt kein idealer Zeitpunkt dafür.
    »Dürfen wir reinkommen?«, fragt Johnny, mit finsterem Blick. »Reden?«
    »Jetzt?«
    »Ja, jetzt, Arschloch«, sagt Harrington. »Wir sind jetzt hier, oder? Wir wollen jetzt reinkommen. Wir wollen jetzt reden.«
    Boone nimmt ihn überhaupt nicht zur Kenntnis. Er sieht einzig und allein Johnny an und fragt: »Hast du einen Haftbefehl?«
    Johnny schüttelt den Kopf.
    »Dann lautet die Antwort ›nein‹«, sagt Boone. »Außerdem will ich ausgehen.«
    »Ein Date?«, fragt Harrington.
    »Zufällig ja.«
    »Wohin willst du sie verschleppen?«, fragt Harrington und sieht auf die Uhr. »Legoland ist um die Zeit schon geschlossen.«
    Als Boone Harrington das letzte Mal eine reingehaun hatte, war er im Gefängnis gelandet, also behält er seine Hände jetzt bei sich. Außerdem ist es das, was