Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private
überfüllt sind. Und die Wahrheit ist, an manchen Tagen findet man immer noch einen menschenleeren Strand; man kann einen Wellenbrecher ab und zu ganz für sich haben.
Es gibt Tage, da ist es so schön, über den 101 zu fahren, dass es einem das verdammte Herz bricht. Wenn man zum Fenster hinaussieht und die Sonne Meisterwerke aufs Wasser malt und die Wellen in einer einzigen weißen Linie vonCardiff bis nach Carlsbad brechen und der Himmel unglaublich blau ist und Leute Volleyball spielen und deine Surferbrüder und Surferschwestern da draußen ihren Spaß haben und versuchen, eine Welle zu erwischen – dann wird einem klar, dass man ein traumhaftes Leben führt.
Oder man fährt ihn in der Abenddämmerung entlang, wenn der Ozean golden glänzt, die Sonne zum orangefarbenen Feuerball wird und Delphine im Weißwasser tanzen. Dann flackert die Sonne rot auf und gleitet leise über den Horizont und der Ozean wird grau, dann schwarz und man ist ein bisschen traurig, weil der Tag vorbei ist, aber man weiß, dass am nächsten Morgen ein neuer beginnt.
Das Leben auf dem Highway 101.
Das ist die Straße, auf der Boone Teddy gen Norden folgt.
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Boone muss auf der Fahrt durch Del Mar seine sieben Sinne beisammen halten, denn hier gibt es massenweise Seitenstraßen, in die Teddy entwischen könnte, aber der Doktor macht sich nicht in Richtung Strand oder über die Hügel davon. Er bleibt auf der Hauptstraße und fährt weiter in Richtung Norden, überquert die alte Brücke über den San Dieguito River, weiter über die berühmte alte Eisenbahnstrecke, dann hoch durch Eden Gardens und Solana Beach.
Die Straße, der alte Highway 101, verläuft parallel zu den Gleisen zu seiner Rechten, durch Solana Beach hindurch und weiter über den schmalen, offenen Küstenstreifen bei Cardiff, der zu Boones Lieblingsorten auf der Welt gehört, weil der Highway hier direkt den Strand touchiert und man das Gefühl hat, als könnte man aus dem Autofenster ins Wasser greifen. Auf den Wellen sind bereits Schaumkronen zu sehen, ziemlich hoch, aber nichts im Vergleich zu dem, was morgen um dieselbe Uhrzeit los sein wird. Sogar im Bushört er, dass sich der Ozean auf seinen großen Ausbruch vorbereitet, dass sich die große Wellenfront aufbaut, ein schwerer Herzschlag im Rhythmus seines eigenen.
Die große Wellenfront.
Sunnys Chance.
Eine Welle, ein Donnerbrecher, und ihr Leben wird ein anderes sein.
Ein tolles Foto, und sie kommt ins Netz, in die Zeitschriften. Sie findet einen Sponsor, wofür sie hart gearbeitet hat, und das wird ihr Durchbruch sein. Sie wird die ganze Welt bereisen, an Turnieren und den ganz großen Wellenwettkämpfen teilnehmen. Sie wird auf Hawaii, Oz und Indo surfen, wo’s nur geht.
»Wo waren Sie denn gerade mit Ihren Gedanken?«, fragt Petra.
»Hm?«
»Wo Sie mit Ihren Gedanken waren? Sie wirkten gerade, als befänden Sie sich eine Million Lichtjahre entfernt.«
»Nö. Bin bei der Arbeit.«
Und er hat im Blick, dass sie sich dem coolen Surferstädtchen Encinitas und einem Strand namens Shrink’s nähern, an dem die vielleicht beste Welle in Südkalifornien brach. Vielleicht auch genau der Ort, an dem man sich bei Eintreffen der großen Wellenfront aufhalten sollte.
Wenn er nicht bei der Arbeit wäre, würde er auf den kleinen Parkplatz am Felsen biegen und sich ansehen, was sich da draußen zusammenbraut. Aber ich kann nicht, denkt er, weil ich Dr. D-Cup verfolgen und eine Stripperin aufspüren muss.
Teddy fährt durch Leucadia, wo große Eukalyptusbäume die Straße zur Landseite hin säumen, während die andere Seite von billigen Motels, Burger- und Taco-Drive-ins sowie kleinen Läden gesäumt wird. Hatte Mick Penner nicht gesagt, dass Teddy seine romantischen Nachmittage mitTammy in Oceanside verbringt? Dorthin, denkt Boone, während er Teddy durch Leucadia und über die Brücke zwischen Batiquitos Lagoon und Carlsbad folgt, geht offensichtlich die Reise.
Die Straße fällt wieder ab und flankiert einen langen, offenen Strandabschnitt, der Uferweg führt direkt an den Wellenbrechern vorbei und nach einer Rechtskurve in das Dorf Carlsbad mit seinen englischen Schindeldächern und auf alt getrimmten Fachwerkhäusern. Hier gibt es einen Laden, in dem man englische Lebensmittel kaufen kann, und Boone überlegt sich, ob er es ihr sagen sollte, aber dann denkt er, dass sie das wahrscheinlich längst weiß, und hält lieber die Klappe.
Nach einer weiteren Rechtskurve führt die Straße durch Buena Vista
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