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Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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abliefern«, sagt Boone.
    Danach rufe ich Johnny Banzai an und teile ihm mit, dass wir eine potenziell wichtige Zeugin für seinen jüngsten Mordfall haben. Dann fahre ich nach Hause, hole ein bisschen Schlaf nach, und wenn die großen Wellen kommen, bin ich frisch und zu allem bereit.
    Diese angenehmen Gedanken beschäftigen ihn noch, als Teddy plötzlich mit einer kleinen schwarzen Ledertasche wieder aus dem Häuschen kommt. Er geht damit an seinem Wagen vorbei. Er überquert die Straße, geht ungefähr fünfzig Meter weiter bis zu einem dicht bewachsenen Rohrdickicht zwischen dem San Luis River und dem westlichen Rand der alten Sakagawa-Felder.
    »Was macht er?«, fragt Petra.
    »Ich weiß es nicht«, sagt Boone. Er greift hinter sich, schnappt sich ein Fernglas und stellt auf Teddy scharf, während sich der Doktor weiter dem Schilf nähert.
    Teddy sieht sich um und tritt dann ins Schilf. In weniger als zwei Sekunden ist er verschwunden.
    Boone legt sein Fernglas ab und springt aus dem Bus.
    »Sehen Sie in dem Häuschen nach, ob sie da ist«, sagt er zu Petra, überquert die Straße und rennt zum Rand des Dickichts. Die vorderen Halme wurden von Spaziergängern niedergetreten, schmale Trampelpfade führen wie Tunnel insnoch aufrechte Röhricht. Getränkedosen, Bierflaschen und Fast-Food-Verpackungsmüll liegen zwischen kleinen weißen Plastiktüten. Boone hebt eine der Tüten auf, knotet sie oben auf, muss würgen und kämpft gegen den Brechreiz an.
    Die Tüte ist voller benutzter Kondome.
    Er lässt sie fallen und tritt in einen der Tunnel, die tiefer ins Schilf führen. Hier ist es wie in einer anderen Welt – dunkel und beengend. Das Sonnenlicht des späten Nachmittags dringt kaum durch das hoch gewachsene Schilf, und Boone kann keine anderthalb Meter weit sehen.
    Deshalb entdeckt er auch das Gewehr nicht.

48
    Die Vorhänge vor den Fenstern des Häuschens sind zurückgezogen, und Petra kann in das kleine Zimmer spähen, in dem sich ein Sofa, zwei Stühle, eine Küchenzeile und ein Tisch befinden.
    Aber keine Tammy.
    Petra geht außen herum zur Seite, wo ein weiteres Fenster den Blick in das kleine Schlafzimmer erlaubt, in dem sich ebenfalls keine Tammy befindet.
    Vielleicht ist sie im Bad, denkt Petra.
    Sie geht herum auf die andere Seite, hält ihr Ohr an die dünne Wand und horcht. Kein fließendes Wasser. Sie wartet eine Minute, hofft, eine Toilettenspülung, einen Wasserhahn oder sonst irgendetwas zu hören, aber alles ist vollkommen ruhig.
    Ausnahmsweise, was in ihrem Leben selten vorkommt, weiß Petra nicht, was sie tun soll. Soll sie hier warten für den Fall, dass Tammy drinnen ist? Soll sie zurück zum Bus gehen und dort warten, falls Tammy noch nicht da, aber schon unterwegs ist?
    Woher soll sie überhaupt wissen, dass es Tammy ist und nicht irgendeine andere bescheuerte Blondine, die Teddy imRahmen seines Förderprogramms »Bumsen für einen besseren Busen« nagelte? Und wo ist Teddy hingegangen? Was will er im Schilf, den kleinen Moses suchen? Und was hat Boone gefunden, wenn er überhaupt etwas gefunden hat? Soll ich ihm folgen?
    Sie beschließt, zurück zum Bus zu gehen und zu warten.
    Allerdings gehört Warten nicht unbedingt zu ihren Stärken.
    Sie versucht es kurz, sie versucht es wirklich, aber es funktioniert einfach nicht. Eigentlich will sie viel lieber wissen, was Boone treibt. Sie gibt sich drei Minuten, dann verschwindet sie.

49
    Mick Penner hätte besser dasselbe getan.
    Verschwinden. Er hätte Boones Rat befolgen, seinen Kram in eine Tasche stopfen, in seinen geliebten BMW steigen und sich auf den Highway schwingen sollen.
    Hat er aber nicht.
    Er wollte, aber »wollen« und »tun« sind zwei Paar Stiefel. Er wollte also los, aber dann dachte er, dass er seinen Kram nach einem Bier und einem kleinen Joint wahrscheinlich viel besser geregelt kriegen würde. Er trinkt gerade sein drittes Corona, als ihm die Tür entgegenfliegt.
    Dan Silvers erster Schlag trifft Mick in die Leber und faltet ihn zusammen. Er kauert auf den Knien, buckelt vor Schmerzen und ringt um Atem, als ihm ein Tritt in den Solarplexus das Luftholen gänzlich verwehrt.
    Mick wälzt sich über den Boden wie ein Fisch über Deck.
    Dann treten sie ihn, Schuhe und Stiefel rammen sich ihm in die Oberschenkel, seine Schienbeine, seine Knöchel und seine Rippen. Er wälzt sich auf eine Seite, zieht die Arme über den Kopf und schafft es zu schreien: »Nicht ins Gesicht. Bitte, nicht ins Gesicht.«
    Mit seinem Gesicht

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