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Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Lagoon und nach Oceanside hinein.
    Und jetzt aufpassen, denkt Boone.
    Teddy biegt rechts ab, steuert in östlicher Richtung auf den Highway 76 zu, fährt quer durch die Stadt und hinaus in die Vorstädte und Wohnsiedlungen, in denen viele Marinesoldaten aus Camp Pendleton untergebracht sind, dann links aufs Land.
    Wo zum Teufel will der hin? fragt sich Boone. Er lässt sich noch ein Stück zurückfallen, weil der Verkehr inzwischen stark ausgedünnt ist.
    Dann biegt Teddy rechts ab, landeinwärts.
    Was zum Teufel?, denkt Boone.

47
    Alte verlassene Farmhäuser schmiegen sich in die Landschaft. Sie sprenkeln die Landkarte wie kleine, schrumpfende Atolle in einer aufgewühlten See von Neubauimmobilien.
    Im wohnraummäßig unterversorgten San Diego schießen überall Gebäude aus dem Boden. Wohnanlagen, Eigentumswohnungen und Apartmenthochhäuser ersetzen die alten Blumen-, Tomaten- und Erdbeerfelder und ziehen Einkaufszentren und den ganzen Rattenschwanz von Starbucks, Java Juices, Rubio’s, Vons, Albertsons und Stater Bros nach sich.
    Der Bauboom, einst eine stetig, aber nur langsam steigende Flut, hat sich zu einem Tsunami ausgewachsen, der die kleinen Inseln landwirtschaftlich genutzter Flächen überflutet. Es gibt sie noch, aber vor allem in Küstennähe sind sie immer schwerer zu finden. Weiter im Landesinneren, am Highway 76, befinden sich die Avocadogärten von Fallbrook und die riesigen Orangenhaine an den Hügeln und Canyons. Weiter im Süden, im Flachland von Carmel Valley und Rancho Peñasquitos, kämpfen und verlieren kleine Felder einen zähen Krieg gegen den Grundstücksmarkt und sind inzwischen umstellt von teuren Neubauten, die auf den Hochebenen zwischen den bewaldeten Canyons entstehen, wo noch immer illegale Arbeiter in Lagern aus notdürftig zusammengebastelten Zelten und Blechdachhütten wohnen.
    Hier oben in Oceanside, an den Ufern des San Luis River, haben sich einige der alten Erdbeerfelder hartnäckig gehalten. Dürreperioden, Insektenbefall, Wirtschaftskrisen, Rassismus, ungebremste Modernisierungsprojekte – spielt alles keine Rolle, die Farmer machen weiter. Sie könnten das Land locker für sehr viel mehr verkaufen, als sie mit der Landwirtschaft verdienen, aber auch das spielt keine Rolle.
    Es ist ihre Lebensart.
    Nicht, dass man auch nur noch einen einzigen japanischstämmigen Amerikaner, einen Nisei, unter den Arbeitern auf den Erdbeerfeldern finden würde. Davon sind sie zwei Generationen entfernt, die Kinder und Enkel sind längst in die Stadt und in die Vorstädte gezogen, wo sie jetzt als Ärzte, Anwälte, Buchhalter und Unternehmer – oder Cops – leben und arbeiten.
    Der alte Mann, dem die Felder gehören, hätte es auch nicht anders gewollt. Sozialer Aufstieg war immer schon das Ziel gewesen, und nun schuftete eine andere Generation von Einwanderern – Saisonarbeiter aus Mexiko, Guatemala und El Salvador – auf seinen Feldern. Die Kinder kommen manchmal am Nachmittag zu Besuch »aufs Land«.
    Der alte Sakagawa liebt die Besuche seiner Urenkel. Er weiß, dass er nicht mehr lange auf der Welt sein wird, und er weiß, wenn er geht, wird diese Welt, diese Felder, diese Art zu leben mit ihm gehen. Das macht ihn traurig, auch wenn er an das glaubt, was Buddha gesagt hat – dass der Wandel die einzige Konstante ist.
    Er wird wehmütig bei dem Gedanken, dass die Sakagawa-Felder verschwinden werden wie der Tau auf den Blättern an einem strahlend schönen Morgen.
    Jetzt folgt Boone Teddy ostwärts über die North River Road, an einer Tankstelle und einem Supermarkt vorbei, dann kommt eine alte Kirche und dann …
    Verdammter Hurenbock, denkt Boone.
    Der abgefuckte, liebeskranke Mick Penner hatte recht.
    Das Motel ist noch eins aus den vierziger Jahren mit einem Büro vorne und einer Reihe kleiner Häuschen dahinter. Irgendjemand musste versucht haben, den Laden ein bisschen auf Vordermann zu bringen – die Häuschen wurden offenbar erst kürzlich grell kanariengelb mit königsblauer Kante gestrichen – ein Versuch, das Motel möglichst so retro zu gestalten, dass es schon wieder hip wirkt.
    Teddy biegt auf den Parkplatz ein und steigt aus. Er geht nicht ins Büro, sondern direkt auf das dritte Häuschen zu, als wüsste er genau, wohin er will.
    »Wir haben sie«, sagt Boone.
    »Meinen Sie?«
    »Ja, meine ich.«
    Er fährt ebenfalls auf den Parkplatz und parkt am entgegengesetzten Ende. »Haben Sie Ihre Zwangsvorladung zur Hand?«
    »Natürlich.«
    »Dann wollen wir sie mal

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