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Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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verdient er seinen Lebensunterhalt, und das weiß er. Jetzt, in einem seiner wenigen Momente vollkommener Klarheit, weiß er auch, dass sein Name niemals auf dem »BGSCREEN« zu sehen sein wird, egal was auf seinem Nummernschild steht, und er auf nichts Besseres hoffen darf, als noch ein paar Jahre länger Parkwächter und Teilzeit-Callboy zu bleiben.
    Aber nicht mal das wird ihm gelingen, wenn sie ihm das Gesicht zertreten.
    Sie heben ihn auf und setzen ihn aufs Sofa.
    »Du willst nicht, dass deinem hübschen Gesicht was passiert?«, fragt Dan. »Dann solltest du mir erzählen, was ich wissen will.«
    »Alles, Mann.«
    Dummerweise will Dan wissen, wo er Tammy finden kann.
    Liebe ist ein seltsames Spiel.
    Trügerisch, vergänglich, rätselhaft – die Liebe lässt einen bescheuerte Scheiße bauen. Sie kann einen tiefer runterreißen, als man sich das je hätte vorstellen können, und zu Höhen treiben, wie man sie nie für möglich gehalten hätte. Sie bringt das Schlimmste und das Beste in einem zum Vorschein. Das Schändlichste und das Edelste.
    Mick hält lange durch.
    Er liebt sie, er weiß, dass ihr diese Typen weh tun wollen, ihr sogar bestimmt weh tun werden, sie vielleicht sogar töten wollen, und dabei liebt er sie doch. Doch am Ende erzählt er ihnen alles, was sie hören wollen, obwohl sie eine Weile brauchen, bis sie ihn so weit haben. Er erzählt ihnen von Teddy, von dem Motel in Oceanside und von Boone.
    Er erzählt alles und hasst sich dafür.
    Als Dan geht, empfindet er fast so etwas wie Bewunderung für den bescheuerten Arsch.

50
    Als er zu sich kommt, schlagen, treten und verfluchen sie ihn. Boone ist kaum noch bei Bewusstsein, rollt sich in Fötushaltung zusammen und deckt seinen Kopf, während es Stiefeltritte, Faustschläge und Gewehrkolbenhiebe auf ihn hagelt.
    Und Worte.
    Pendejo, lambioso, picaflor.
    Ein Gewehrkolben knallt auf seinen Knöchel. Noch ein paar solcher Schläge, denkt Boone, und ich werde hier niemals mehr rauslaufen. Er öffnet die Augen, sieht ein paar Füße, packt sie und hebt sie an. Die Füße fliegen in die Luft, Boone drückt sich vom Boden ab und wirft sich auf den Mann. Boone hat echt Glück, denn es stellt sich heraus, dass es der Typ mit dem Gewehr ist, der keine Ahnung hat, was er da tut, denn es ist noch gesichert. Dadurch gelingt es Boone, ihm das Gewehr zu entreißen.
    Boone rollt sich auf den Rücken, zielt nach oben und entsichert. Es ist nur ein Kaliber 410, ein Gewehr, mit dem Farmarbeiter Krähen schießen, aber auf die kurze Distanz hätte es seinen Zweck erfüllt.
    Drei Männer sind es – Campesinos, mexikanische Farmarbeiter.
    Der Mann, der das Gewehr gehalten hatte, sieht aus wie um die vierzig, vielleicht ein bisschen jünger. Braunes wettergegerbtes Gesicht und ein schwarzer, silbrig melierter Schnurrbart. Seine schwarzen Augen funkeln Boone an, als wollten sie sagen, mach schon, drück ab, pendejo. Ich hab schon Schlimmeres erlebt.
    Der Junge neben ihm wirkt verängstigt. Seine Augen sind weit aufgerissen, das lange schwarze Haar hat er unter eine alte Yankee-Kappe gestopft. Ein schmutziges langärmeliges T-Shirt, Jeans und steinalte, abgetretene New-Balance-Turnschuhe. Er hält eine Machete in der Hand und fragt sich, was er damit tun soll.
    Der alte Mann dagegen hält seine Machete schlagbereit, hocherhoben neben seinem weißen Strohhut. Unter seinem Overall trägt er ein altmodisches Campesino-Hemd. Und alte Cowboystiefel – Boone konnte die Spitzen spüren, die er ihm in die Rippen bohrte.
    Wenn die mich umbringen wollten, wäre ich schon tot, denkt Boone, während er versucht, auf die Füße zu kommen und gleichzeitig mit dem Gewehr auf sie zu zielen. Sie hätten mir längst das Hirn wegblasen oder mich mit den Macheten in Stücke schlagen können. Haben sie aber nicht. Die wollten mir eine ordentliche Tracht Prügel verpassen, was ihnen auf jeden Fall gelungen ist. Mir eine Lektion erteilen.
    Aber was für eine?
    Boone macht eine schubsende Vorwärtsbewegung mit dem Gewehr, so als wollte er sagen, ich erschieße euch, und tritt dann den Rückzug zur Lichtung vor den Schilftunneln an. Dort sitzt ein kleines Mädchen; sie hat die Arme um die Knie geschlungen und wiegt sich vor und zurück. Ihre Beine unter dem billigen Baumwollkleid sind schmutzig. Ihr Haar ist lang und strähnig. Sie wirkt völlig verängstigt und fingert an einem kleinen Kruzifix herum, das an einer dünnen Kette um ihren Hals hängt.
    »Alles okay«, sagt Boone.
    Sie rutscht

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