Packeis
Schroeder holte schnell seine Pistole hinter dem Rücken hervor und jagte seinem Gegenüber einen Schuss zwischen die Augen. Der Mann sackte mit einem Ausdruck unendlicher Überraschung auf seinem ansonsten unauffälligen Gesicht zu Boden. Schroeder blickte wieder nach rechts und links in den Korridor, stieg dann über den Toten hinweg und zerrte ihn ins Zimmer.
Schroeder wiederholte die gleiche Routine mit kleinen Variationen, jedoch den gleichen Ergebnissen. In einem Fall überstürzte er seinen ersten Schuss und musste ein zweites Mal feuern. In einem anderen Fall hörte er, wie die Fahrstuhltür aufglitt, während er noch damit beschäftigt war, die Leiche ins Zimmer zu ziehen. Aber als es vorbei war, hatte er in weniger als fünf Minuten vier Männer getötet.
Er empfand keine Reue, nachdem er sie mit der kalten, mörderischen Effizienz seiner alten Tage aus dem Weg geräumt hatte. Sie waren nichts anderes als gewalttätige Verbrecher, nicht viel anders als viele, denen er in seinem Leben begegnet war, ja, mit denen er gelegentlich sogar zusammengearbeitet hatte. Schlimmer war, dass sie schlampig und sorglos waren.
Das Team musste in aller Eile zusammengestellt worden sein.
Sie waren nicht die ersten Männer, die er getötet hatte.
Wahrscheinlich würden sie auch nicht die letzten sein.
Er hängte Schilder mit der Aufschrift BITTE NICHT STÖREN an die Türen. Ein paar Minuten später saß er in seinem Mietwagen und war unterwegs zum Flughafen. Harper saß noch immer in seinem Büro und wühlte sich wie ein zu groß geratener Grottenolm durch seine Papierstapel.
»Ich habe mit den Fernsehfritzen gesprochen«, sagte Schroeder. »Sie haben offenbar ihre Pläne geändert. Sie wollen jetzt runter nach Kodiak Island, um eine Reportage über Bären zu drehen.«
»
Scheiße!
Warum haben sie mir nichts gesagt?«
»Sie können sie anrufen und fragen. Aber als ich sie ansprach, waren sie bereits im Aufbruch begriffen.«
Harper angelte sich den Telefonhörer und rief das Hotel an. Er bat darum, mit den Zimmern des Fernsehteams verbunden zu werden. Als sich niemand meldete, knallte er den Hörer auf die Gabel. Er rieb sich die Augen und schien dicht davor zu sein, in Tränen auszubrechen.
»Das war’s dann«, seufzte er. »Ich hatte fest mit einem Scheck von diesem Auftrag gerechnet, um die monatliche Rate für den großen Vogel bezahlen zu können. Ich bin ruiniert.«
»Haben Sie keine anderen Charter auf der Liste?«
»So einfach ist das nicht. Es dauert Tage, manchmal Wochen, um einen Deal zusammenzukriegen.«
»Demnach kann man Ihr Flugzeug und Ihr Boot mieten?«
»Ja, sie sind frei. Kennen Sie jemanden, der daran interessiert wäre, sie zu chartern?«
»Zufälligerweise würde ich das gerne tun.« Schroeder griff in die Innentasche seines Jacketts und holte ein dickes Bündel Banknoten heraus, das er auf einen Papierstapel legte.
»Das ist für den Flug und für das Boot. Den gleichen Betrag bezahle ich für den Rückflug. Meine einzige Bedingung ist, dass Sie sich für ein paar Tage bereithalten, bis ich das Signal zur Rückkehr gebe.«
Harper ergriff das Geldbündel und strich mit dem Daumen über die Ecken der Scheine. Es waren Hundert-Dollar-Noten.
»Dafür kann ich mir praktisch ein neues Flugzeug kaufen.« Er runzelte die Stirn. »Es ist doch nichts Illegales, oder?«
Ȇberhaupt nichts Illegales. Sie nehmen keinerlei Fracht mit.
Nur mich.«
»Haben Sie Papiere?«
»Reisepass und Visa sind neuesten Datums und in Ordnung.«
Das sollten sie auch sein, wenn er sich vorstellte, was er dafür bezahlt hatte, dachte Schroeder. Er hatte in Seattle Halt gemacht und ungeduldig gewartet, während sein bevorzugter Fälscher einen vollständigen Satz Papiere für Professor Kurtz herstellte.
Harper streckte ihm seine Hand entgegen. »Wir sind im Geschäft.«
»Gut. Wann können wir aufbrechen?«
»Wann immer Sie bereit sind.«
»Ich bin bereit.«
Eine Stunde später startete das Flugzeug. Schroeder lehnte sich in seinem Sitz zurück, genoss die Ruhe, die sich aus der Tatsache ergab, der einzige Passagier im Flugzeug zu sein, und nahm einen Schluck aus einem Glas Scotch, den Harper, weitsichtig wie er war, im letzten Moment an Bord mitgenommen hatte. Im Augenblick saß er im Cockpit und lenkte die Maschine ihrem fernen Ziel entgegen. Während Fairbanks hinter ihnen verschwand und das Flugzeug nach Westen raste, machte Schroeder einen tiefen Atemzug. Er war sich bewusst, dass er ein alter Mann war,
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