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Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet

Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet

Titel: Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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die auf einer chinesischen Zither spielt.
    Axel deckt den Tisch mit seinem Familienporzellan mit dem silberfarbenen Wappen, grauen Leinenservietten und schweren Weingläsern. Er gießt Coca-Cola in Beverlys Glas und Mineralwasser mit Limettenscheiben in sein eigenes.
    Beverlys Hals ist schmal, das Kinn zierlich und schön. Da ihre Haare so kurz sind, sieht man die gesamte Rundung ihres Hinterkopfs. Sie leert ihr Glas und streckt anschließend trägeden Oberkörper. Eine schöne und kindliche Geste. Er denkt, dass sie als erwachsene Frau die gleiche Bewegung machen wird, vielleicht sogar noch als alter Mensch.
    »Erzähl mir noch mal von der Musik«, bittet sie ihn.
    »Wo waren wir stehen geblieben?«, fragt Axel und richtet die Fernbedienung auf die Stereoanlage.
    Alexander Malters überaus sensible Interpretation von Arvo Pärts »Alina« ertönt aus den Boxen. Axel schaut in sein Glas, wo die Bläschen im Mineralwasser platzen, und wünscht sich intensiv, wieder trinken zu können, wünscht sich, Champagner zum Spargel zu trinken und anschließend vor dem Schlafengehen Propavan und Stesolid zu nehmen.
    Axel schenkt ihr noch etwas Cola ein. Sie blickt auf und bedankt sich wortlos. Er schaut unverwandt in ihre großen, dunklen Augen und merkt erst, dass ihr Glas überschäumt, als die Limonade auf die Tischplatte läuft. Das chinesische Motiv verdunkelt sich, als wäre die Sonne hinter Wolken verschwunden, eine feuchte Haut lässt den Park mit den Pfauen glänzen.
    Er steht auf und erblickt Beverlys Spiegelbild im Fenster, sieht ihre Kinnlinie und erkennt, dass sie Greta ähnelt.
    Axel möchte sich einfach nur abwenden und hinauslaufen, das Haus verlassen, zwingt sich jedoch, einen Lappen zu holen, und das Herz findet zu seinem ruhigen Rhythmus zurück.
    Es ist keine frappierende Ähnlichkeit, aber Beverly erinnert in vielem an Greta.
    Er bleibt stehen und fährt sich mit zitternder Hand über den Mund.
    Er denkt täglich an Greta, versucht zu vermeiden, täglich an sie zu denken.
    Die Woche bis zum Finale des Wettbewerbs verfolgt ihn.
    Sie liegt vierunddreißig Jahre zurück, aber in seinem Leben verfinsterte sich damals alles, er war noch so jung, erst siebzehn, aber vieles war bereits vorbei.

62
    Der süße Schlaf
    Der Johan-Fredrik-Berwald-Wettbewerb war zweifellos Nordeuropas prestigeträchtigster Wettbewerb für junge Geiger. Diverse weltweit bekannte Virtuosen wurden dort entdeckt und auf einen Schlag ins große, blendende Scheinwerferlicht gerückt. Für das Finale hatten sich drei Solisten qualifiziert, in sechs Durchgängen hatten immer weniger Teilnehmer vor einer Jury gespielt. Das Finale sollte anlässlich eines live im Fernsehen übertragenen Konzerts unter der Leitung von Herbert Blomstedt vor großem Publikum stattfinden.
    In Musikerkreisen galt es als Sensation, dass zwei der Finalisten, Axel Riessen und Greta Stiernlood, am Königlichen Konservatorium in Stockholm studierten. Der dritte Finalist war Shiro Sasaki aus Japan.
    Für Alice Riessen, die selbst eine Berufsmusikerin gewesen war, die den großen Durchbruch nicht geschafft hatte, waren die Erfolge ihres Sohnes Axel ein großer Triumph. Insbesondere nachdem sie eine Reihe von Verwarnungen vom Rektor der Hochschule erhalten hatte, weil Axel Vorlesungen fernblieb und bisweilen den ganzen Tag über unkonzentriert und nachlässig war.
    Nachdem sie die dritte Runde erreicht hatten, wurden Axel und Greta vom Unterricht befreit, um all ihre Zeit den Proben für den nächsten Durchgang widmen zu können. Im Laufe des Wettbewerbs hatten sie einander näher kennengelernt, freuten sich über die Erfolge des anderen. Vor dem Finale begannen sie, sich bei Axel zu treffen, um sich gegenseitig zu unterstützen.
    Der letzte Wettbewerbsbeitrag war ein Stück, das der Geiger selbst oder in Absprache mit seinem Lehrer auswählte.
    Axel und seinem jüngeren Bruder Robert standen die sieben Zimmer in der obersten Etage des großen Hauses im Stadtteil Lärkstaden zur Verfügung. Axel übte im Prinzip nie auf seinem Instrument, liebte es aber zu spielen, sich neue Stücke zu erarbeiten, Klänge auszuloten, die er noch nie gehört hatte. Manchmal blieb er bis tief in die Nacht auf, spielte auf seiner Geige und erforschte ihr Wesen, bis seine Fingerkuppen am Ende brannten.
    Es blieb ihnen nur noch ein Tag. Am nächsten Abend würden Axel und Greta im Konzerthaus in der Finalrunde spielen. Axel betrachtete die LP -Cover, die auf dem Fußboden vor seinem Plattenspieler

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