Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet
an dem Foto irgendetwas auf?«
Robert betrachtet aufmerksam das Bild.
»Nein«, sagt er nach einer Weile.
»Sie spielen nicht nur in Tokio?«, fragt Joona.
»Sie spielen in der ganzen Welt, aber ihre Instrumente gehören einer japanischen Stiftung.«
»Ist das üblich?«
»Ja, wenn es sich um wirklich besondere Instrumente handelt«, antwortet Robert. »Und diese hier, die Sie auf dem Bild sehen, gehören zweifellos zu den außergewöhnlichsten der Welt.«
»Ich verstehe.«
»Das Paganiniquartett«, sagt Robert.
»Das Paganiniquartett«, wiederholt Joona und betrachtet erneut die Musiker auf dem Bild. Das Holz der Instrumente glänzt dunkel, die schwarzen Kleider der Musiker spiegeln sich im Lack.
»Es sind Stradivari«, erzählt Robert. »Das älteste Instrument ist Desaint, eine Geige aus dem Jahre 1680 … Kikuei Ikeda spielt sie. Martin Beaver hat die Geige, die der Graf Cozio de Salabue Paganini überließ.«
Robert verstummt und wirft Joona einen fragenden Blick zu, aber Joona gibt ihm mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass er weitersprechen soll:
»Alle vier Instrumente waren im Besitz von Nicolò Paganini, ich weiß nicht, wie viel Sie über Paganini wissen, er war ein Virtuose,ein Geiger und Komponist … er schrieb Stücke, die als vollkommen lächerlich betrachtet wurden, weil man dachte, niemand könnte sie spielen, bis Paganini persönlich zur Geige griff. Nach seinem Tod dauerte es hundert Jahre, bis jemand seine Stücke spielen konnte … manche seiner Techniken werden selbst heute noch als unspielbar betrachtet … tja, es gibt viele Anekdoten über Paganini und seine Geigenduelle.«
Es wird still. Joona sieht sich erneut das Foto an, die vier Männer, die im Hintergrund auf der Bühne sitzen. Er betrachtet ihre Instrumente.
»Dann spielt das Tokyo String Quartet also oft zusammen auf diesen Instrumenten?«
»Oh ja, sie geben ungefähr acht oder neun Konzerte im Monat.«
»Wann könnte dieses Bild Ihrer Meinung nach entstanden sein?«
»Es dürfte nicht älter als zehn Jahre sein, denke ich, wenn ich mir Martin Beaver ansehe, dem ich ein paar Mal begegnet bin.«
»Könnte man den genauen Zeitpunkt feststellen, wenn man den Ort wüsste?«
»Das ist die Alte Oper in Frankfurt am Main.«
»Sind Sie sicher?«
»Ich weiß, dass sie dort jedes Jahr spielen«, erklärt Robert Riessen. »Manchmal auch mehrmals im Jahr.«
» Perkele «, murmelt Joona.
Es musste einen Weg geben, herauszufinden, wann dieses Foto entstanden war, um Pontus Salmans Version zu widerlegen oder zu bestätigen.
Joona öffnet die Plastikhülle, um das Foto hineinzulegen, und denkt, dass Penelope wahrscheinlich die Einzige ist, die Licht in das Dunkel bringen kann.
Erneut mustert er das Foto, einen der Geiger, die Bewegung des Bogens, den hohen Ellbogen, dann blickt er auf und sieht Robert Riessen mit seinen hellgrauen Augen an.
»Spielen sie immer dieselben Stücke, wenn sie auf Tournee gehen?«, fragt Joona.
»Dieselben? Nein, mal sehen … sie haben alle Quartette Beethovens gespielt, und das allein sorgt ja schon für ziemlich viel Abwechslung. Aber sie spielen natürlich auch eine Menge anderer Stücke, zum Beispiel von Schubert und Bartók. Und Brahms. Die Liste der Komponisten ist lang … Debussy, Dvorák, Haydn, jede Menge Mozart und Ravel und so weiter und so weiter.«
Joona starrt ins Leere, steht auf, geht ein paar Schritte durchs Atelier, bleibt stehen und dreht sich zu Robert Riessen um.
»Mir ist da eine Idee gekommen«, sagt er mit plötzlichem Eifer in der Stimme. »Könnte man ausgehend von diesem Bild, also wenn man sich die Hände der Musiker anschaut … wäre es dann möglich zu erkennen, welches Stück sie spielen, indem man das Foto studiert?«
Robert Riessen öffnet und schließt den Mund, schüttelt den Kopf, wirft aber trotzdem nochmals einen Blick auf die Aufnahme: Im Scheinwerferlicht auf der Bühne der Alten Oper sieht er das Tokyo String Quartet spielen. Clive Greensmith’ schmales Gesicht ist eigentümlich entrückt, seine hohe Stirn glänzt. Und Kikuei Ikeda spielt mit dem kleinen Finger der linken Hand auf dem Griffbrett der Geige einen hohen Ton.
»Tut mir leid, das ist unmöglich … es könnte sich um … alle möglichen Töne handeln, hätte ich fast gesagt, aber …«
»Und wenn man eine Lupe benutzt … immerhin sieht man ihre Finger, die Saiten, die Hälse der Instrumente …«
»Sicher, theoretisch schon, aber …«
Er seufzt und schüttelt den Kopf.
»Kennen
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