Pain - Bitter sollst du buessen
widersprichst.«
»Red keinen Unsinn. Genau dafür bezahlst du mich. Damit du auf dem Teppich bleibst. Damit du nicht den Bezug zur Wirklichkeit verlierst.«
»Okay, ich habe verstanden. Ein Punkt für dich. Aber ich bin trotzdem der Meinung, dass wir diese Gelegenheit wahrnehmen müssen. Wir verdoppeln die Sicherheitsmaßnahmen, wechseln die Schlösser aus, lassen Samantha nie ohne Begleitung zu ihrem Auto gehen oder nach Hause fahren … was immer nötig sein sollte. Natürlich steht die Sicherheit unserer Belegschaft an erster Stelle.«
Eleanor ließ sich auf ihrem Stuhl zurücksinken und verschränkte die Arme vor ihrem großen Busen; diesmal widersprach sie nicht, sondern warnte nur: »Ich hoffe sehr, George, dass es dein Ernst ist, dass das nicht nur Lippenbekenntnisse sind.«
»Es ist mein Ernst. Ich schwöre es.«
Dazu sagte sie nichts.
»Hört zu«, wandte sich Sam an die beiden, entschlossen, Georges Plan im Keim zu ersticken. »Ich bin nicht bereit, sieben Tage pro Woche zu arbeiten, falls ihr das geglaubt habt.« Sie war ohnehin schon erschöpft, und die Vorstellung, sämtliche Nächte hinter dem Mikrofon zu verbringen, war entsetzlich – selbst wenn es nur eine vorübergehende Regelung sein sollte. »Ihr müsstet schon jemanden einstellen, der sich die Stelle mit mir teilt.«
»Dafür käme Melanie infrage. Sie braucht nur noch ein bisschen Training, dann schafft sie das, denke ich«, schlug Eleanor vor, obwohl sie offenbar nicht voll dahinterstand.
»Nicht Melanie.« George schüttelte den Kopf. »Wir haben Hörer eingebüßt, als du in Urlaub warst.«
»Na, dann sucht ihr euch eben jemand anderen.« Sam seufzte.
»Niemand kann deinen Platz einnehmen. Das Publikum identifiziert sich mit dir, Sam. Ich weiß, du müsstest sehr viel mehr arbeiten, es wäre eine große Belastung für dich, aber es würde sich für dich lohnen, dafür sorge ich schon – du kriegst eine beträchtliche Gehaltserhöhung und einen Bonus, wenn sich die zusätzlichen Stunden auszahlen, und dann kannst du dir den Job mit jemandem teilen … Vielleicht sogar mit Melanie oder Ramblin’ Rob oder Gator, so lange, bis das Publikum sie annimmt und sie es ein paar Nächte pro Woche allein schaffen.«
»Rob und Gator sind keine Psychologen«, wandte Sam ein. »Die Sendung würde ihre Glaubwürdigkeit verlieren.«
»Okay, und wie wär’s mit Trish LaBelle von WNAB ? Man munkelt, dass sie mit ihrem Format nicht glücklich ist. Vielleicht hat sie Interesse.«
»Trish LaBelle«, wiederholte Sam verblüfft. Sie fand deren Moderationsstil entsetzlich. Trish war rücksichtslos. Voreingenommen. Sie nannte es »aus der Hüfte schießen« oder »es sagen, wie es ist«. Doch nach Sams Meinung ging sie zu weit, sie demütigte die Anrufer, zog deren Probleme mit ihrem ätzenden Sinn für Humor ins Lächerliche.
Eleanor schnalzte mit der Zunge. »Trish LaBelle würde unter gar keinen Umständen die zweite Geige spielen. Im Leben nicht! Außerdem ist sie eine Giftschlange. Ich mag ihre Art zu moderieren nicht. Nein, George, darauf möchte ich mich auf gar keinen Fall einlassen.« Sie fixierte George mit einem strengen Blick. »Und komm mir nicht mit ›man munkelt‹. Ich weiß, dass du mit ihr geredet hast, dass du bereits dabei bist, deinen Plan umzusetzen.«
George presste die Lippen zusammen. »Ich muss tun, was in meinen Augen das Beste für den Sender ist.«
»Dann fang am besten damit an, für die Sicherheit deiner Angestellten zu sorgen.«
»Ich sagte bereits, dass ich mich darum kümmere. Ich habe Sam den Job angeboten, aber sie will keine Siebentagewoche, und wir haben gerade überprüft, wer aus unserem Sender infrage käme, aber«, er hob die geöffneten Hände der indirekten Beleuchtung entgegen und spreizte die Finger, »Samantha hält ihre Kollegen nicht für professionell genug, weil sie keinen Doktortitel haben.«
»Haben sie nun mal nicht«, beharrte Sam.
»Deshalb habe ich Trish vorgeschlagen.«
»Sie hat auch keinen Doktortitel«, gab Sam zu bedenken. »Sie hat einen Titel in Soziologie; Psychologie hat sie nur im Nebenfach studiert.«
Nun erstarb auch der letzte Rest von Georges Lächeln. »Okay, das reicht für WNAB , also wird es auch für uns reichen. Dafür hat Trish LaBelle ein großes Publikum, das ihr vielleicht folgt und auf ›Mitternachtsbeichte‹ umschaltet. Ich schätze, ihr zwei könntet ein kraftvolles Team werden. Also, entweder du machst es allein oder du akzeptierst Trish als
Weitere Kostenlose Bücher