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Pain - Bitter sollst du buessen

Pain - Bitter sollst du buessen

Titel: Pain - Bitter sollst du buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Melanie in seiner Gegenwart stets verspürte, war intensiver als sonst. Sie wusste nicht viel von ihm, schätzte ihn aber als schlimmen Finger ein, als einen Menschen, dem nichts heilig war und der sich nicht um das Gerede der anderen oder um gesellschaftliche Gepflogenheiten scherte.
    Der Chardonnay zeigte Wirkung. Melanie war nicht mehr so verkrampft, ihre Muskeln entspannten sich ein wenig, doch ihre sonst so geschickten Finger handhabten das Messer ein bisschen unbeholfen.
    »Ich denke, das könnte ein interessantes Spielchen sein«, sagte er, blickte aus dem Fenster und schloss die Fensterläden, offenbar um eine intimere Atmosphäre herzustellen.
    »Oh, ich hatte ganz vergessen, dass du auf Spielchen stehst.«
    »Tun das nicht alle?«
    »Nein … eigentlich nicht.« Sie presste etwas Limonensaft in altmodische Gläser voll Gin und Tonic. »Übrigens kannst du die Sonnenbrille jetzt absetzen. Es ist dunkel.«
    »Ich habe wieder Probleme mit den Augen. Deshalb lasse ich sie an.«
    »Oh.« Immer wieder vergaß sie, dass er unter irgendeiner Schwäche litt, die verhinderte, dass sich seine Pupillen angemessen weiteten, und dass er deshalb immer bemüht war, sich vor Licht zu schützen. Doch hier in der Wohnung hatte Melanie alle Lampen gelöscht und stattdessen Kerzen angezündet. »Wie du willst.« Sie hatte keine Lust zu streiten. Im Grunde war sie schon wieder milde gestimmt, und sie glaubte, eine ausgedehnte Liebesnacht würde ihr jetzt wirklich gut tun. Mit einem verstohlenen Blick auf ihr Bettsofa stellte sie sich vor, nackt mit ihm dort zu liegen, während er wild in sie hineinstieß, wie er es vor Wochen in Sams Bett getan hatte.
    »Wie du willst«, wiederholte er. »Das ist eine interessante Aussage.«
    Er bedachte sie mit seinem umwerfenden Lächeln. Ihr Herz begann zu rasen. Eindeutig ein schlimmer Finger. Nicht der Typ, den man Mom und Dad vorstellen kann. Zum Ehemann nicht geeignet, aber das war ihr egal. »Was mich betrifft, können mich alle bei WSLJ einschließlich der hauseigenen Radiopsychologen am Arsch lecken. Mit denen bin ich fertig. In dieser Stadt gibt es genügend Jobs, ich muss mich nicht mit dem Scheiß begnügen, den sie mir da bieten.«
    »Natürlich nicht.« Er ging zur Stereoanlage, legte einen Schalter um, und im nächsten Moment ertönte Samanthas Stimme aus dem Kino-Soundsystem, das Melanie selbst installiert hatte.
    »Ist ein Opfer also etwas Gutes? Ist es notwendig?«, befragte Dr. Sam das Publikum.
    Melanie glaubte, sich übergeben zu müssen. Wie hatte sie das selbstgerechte Weibsstück überhaupt so lange ertragen können? »Sie versucht immer noch, John zu einem Anruf zu reizen«, sagte sie.
    »Möchte wetten, er beißt an.« Er ließ die Jalousien herab.
    »Würde ihr recht geschehen. Er macht sie zu einem nervlichen Wrack, weißt du?«
    »Kann ich mir vorstellen.«
    »O ja.« Die Drinks in den Händen, durchquerte sie das kleine Zimmer. »Vielleicht sollte ich anrufen – nein, nein, viel besser noch: Du rufst an. Du kannst den John so wunderbar imitieren. Manchmal glaube ich fast … Ich weiß, das klingt verrückt, aber manchmal frage ich mich, ob du vielleicht John bist.«
    »Hättest du dann nicht Angst vor mir?« Er starrte sie eindringlich an.
    »Und wie. Der Typ ist total abgedreht, und jetzt … jetzt bringt man ihn mit irgendwelchen Morden in Verbindung. Es ist übrigens ein dummer Zufall, dass er sich zur selben Zeit zum ersten Mal bei Sam gemeldet hat, als wir mit unseren Streichen gegen sie angefangen und diese Annie-Seger-Geschichte hervorgekramt haben.« Sie reichte ihm ein Glas. »Es gibt mir schon zu denken.«
    »Hoffentlich sind es keine schlechten Gedanken.«
    Er nahm einen Schluck von seinem Drink und musterte Melanie durch diese verdammte Brille, die gleiche Art Brille, wie sie der Mörder auf dem Phantombild trug. War es möglich … Ausgeschlossen. »Manchmal glaube ich, dass du auch ein Spiel mit mir treibst«, bemerkte sie und stürzte ein Viertel des Gin Tonic herunter. »Es macht dir Spaß, mir Angst einzujagen. Das törnt dich an. Du willst, dass ich glaube, du könntest der Spinner sein, der beim Sender anruft.«
    »Habe ich nicht gerade gesagt, dass wir alle unser Spielchen treiben?«
    Sie kicherte. Trank noch einen großen Schluck und fühlte sich schon leicht beschwipst. Frei. Ungebunden. Vielleicht war es gut, dass sie WSLJ verließ. Sie fuchtelte scherzhaft mit dem Finger unter seiner Nase herum. »Du drehst den Spieß immer um.«
    »Und

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