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Pakt der Könige

Titel: Pakt der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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Marikani wandte ihm den Blick zu, in dem Überraschung und Erwartung funkelten -, »dass die Regierung von Reynes sieht, dass -«
    »Laosimba!«, unterbrach Vashni.
    Der Priester drehte sich zu ihr um; sicher war er etwas schockiert, dass eine einfache Hofdame keine der rituellen Anreden gebrauchte, die ihm zustanden.
    »Ehari?«, erwiderte er missbilligend.
    Vashni rührte sich einen Moment lang nicht, zögerte mit offenem Mund. Ihr Blick huschte zwischen dem hochmütigen Gesicht des Seelenlesers und den Ketten an Marikanis Handgelenken hin und her.
    Dann wich sie zurück. Erst zwei Schritte, als wolle sie sich vor einem möglichen Schwerthieb in Sicherheit bringen. Dann noch weiter, auf die Rückwand des Speichers zu. »Ich werde mich ankleiden«, sagte sie, was keinerlei Sinn ergab, da sie bereits angezogen war - aber das Wichtigste war, wie Arekh begriff, dass sie sich entfernte, weit entfernte, immer weiter weg von der Sänfte, hinter einem Maultier vorbei, und so tat, als ob sie einen Schleier in einem Bündel suchte, so dass sie hinter einem Karren in Deckung war.
    »Wir haben keine Zeit, sie zu brandmarken«, sagte Laosimba, verärgert über die Unterbrechung - und just in diesem Augenblick erschien ein Bote mit staubbedecktem Gesicht im Lagerhaus.
    »Gesegneter des Fîr!«, rief er, als er Laosimba sah, und rannte auf ihn zu. »Shi-Âr Barbas lässt Euch warnen, dass Aida Morales -«
    Mit einer knappen Bewegung zog Arekh das Schwert und schlug dem nächststehenden Söldner den Kopf ab, so dass Marikani und Laosimba, der überrascht aufschrie, mit
Blut bespritzt wurden. Auf der anderen Seite der Gruppe stieß Vashni einen schrillen Schrei aus, der eher theatralisch als spontan wirkte. Arekh versetzte dem zweiten Söldner einen Hieb in den rechten Arm. Er wich dem Schlag des dritten Söldners aus, sah aus dem Augenwinkel Laosimba, der Befehle brüllte, und hörte, wie eine Armbrust gespannt wurde. Er duckte sich, stieß Marikani gewaltsam zu Boden, hörte ein Knacken in der Schulter der jungen Frau, als sie auf den Steinboden stürzte, schnitt ihr die Fußfesseln durch, riss sie wieder hoch, indem er sie am Unterarm packte, und begann zu laufen.
    Ein Armbrustbolzen wurde abgeschossen, während hinter ihnen Befehle im Dialekt von Reynes und in dem des Südens wild durcheinandergingen, und Arekh duckte sich erneut, stieß Marikani zu Boden, obwohl er wusste, dass sie sich mit ihren gefesselten Händen nicht gut schützen konnte. Ein Armbrustbolzen traf den Arm der jungen Frau, ein weiterer ihre Schulter - sie wird sterben, sie wird sterben, und das in meinen Armen , dachte Arekh und spürte, wie er in Panik geriet. Er hob sie hoch, zerrte sie am Arm weiter, hörte nur ihren keuchenden, abgehackten Atem neben sich. Plötzlich boten die Säulen ihnen Deckung. Arekh sah das Tor, durch das er gekommen war, hörte den Lärm des schweren Schuhwerks der Söldner auf den Steinen hinter sich, begriff, dass sie gefangen genommen werden würden, wenn sie nicht flohen …
    Sie liefen durchs Tor …
    Sarsan. Arekh war wieder in Sarsan. Die Nacht war hereingebrochen: Die Sterne schrieben am Firmament funkelnde Buchstaben des Todes und der Zerstörung, Feuer loderte aus brennenden Gebäuden wie ein ritueller Hilferuf in den Himmel, die Luft schrie, der Staub blutete …
Rings um sie erzitterte alles vom Donnern Dutzender Hufeisen, die aufs Straßenpflaster trommelten. Die Meriniden , begriff Arekh.
    Und sie rannten los, erkannten beide, dass sie nur eine Überlebenschance hatten, wenn es ihnen gelang, den Platz vor den Reitern zu überqueren und so die Meriniden zwischen sich und die Söldner zu bringen. Und sie rannten, knapp vor den Hufen der Pferde vorbei, rochen den strengen, animalischen Geruch der Reittiere hinter sich, vor sich, um sich herum, während das Geschrei flüchtender Stadtbewohner ertönte.
    Auf dem Platz waren viele Flüchtlinge, Familien, die sicher wie Shi-Âr Barbas ihr Heil in der Flucht durch das Westtor suchen wollten … Köpfe flogen durch die Luft, abgetrennt von den Schwertern der Meriniden, die glänzende Arabesken malten. Und plötzlich fanden sich Arekh und Marikani auf der anderen Seite des Platzes wieder, im Schutze der Umfassungsmauer einer Villa, die für den Augenblick noch verschont geblieben war. Sie hatten beide Tränen in den Augen, husteten, spuckten Staub und Blut.
    Ja, es war wie in Sarsan, aber Arekh war nicht mehr allein, er musste mehr als ein Leben aus der Hölle retten, es gab

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