Pakt der Könige
wo die Gärten am dunkelsten waren - und eine noch größere, wenn die Meriniden gerade mit einer fetten Beute beschäftigt waren. Er wählte am Ende den Ort, der ihm am günstigsten erschien, das Ende des großen Parks einer gewaltigen Marmorvilla. Dort warteten sie im Schatten eines Hains.
Arekh hörte nur Marikanis keuchenden Atem und den ruhigen, vertrauensvollen der kleinen Sklavin. Der Fuchs tänzelte nervös, wieherte aber wenigstens nicht.
Ein weiteres Haus ging in Flammen auf. Die Meriniden waren nur noch zwei Villen von ihnen entfernt.
Nur noch eine Villa.
Knappe Befehle im Fackellicht. Keine Schreie: Die Bewohner mussten bereits geflohen sein. Die Durchsuchung dauerte nicht lange, oder vielleicht kam es ihnen auch nur so vor. Weitere Befehle.
Die Meriniden drangen in den Garten vor.
Keine Lücke in ihrer Reihe. Die drei Männer am äußersten Ende gingen an der Parkmauer entlang; derjenige ganz links strich sogar prüfend mit der Hand über die Steine. Schritt für Schritt marschierten sie durch den Park, durchsuchten jedes Gebüsch. Die Reiter rückten hinter ihnen vor, plauderten und scherzten leise.
Arekh spürte, wie sich ihm das Herz zusammenzog.
Sie waren verloren. Die Meriniden konnten sie nicht übersehen.
Die Meriniden waren jetzt nur noch zehn Schritte entfernt.
Neun.
Acht.
Arekh spürte, wie Marikani sich anspannte. Wie die kleine Sklavin einen Schritt zurückwich.
Dann kam ihm plötzlich der Einfall, und er dachte nicht nach, dachte gar nicht mehr. Er nahm einen Wasserschlauch vom Pferd, packte sein Messer und rammte es ins Fett am Bein des Tieres. Der Fuchs bäumte sich mit einem schmerzerfüllten Wiehern auf und machte einen Satz nach vorn, in den Garten, geradewegs auf die Meriniden zu. Im Dunkeln würden die Soldaten nur eines sehen: die Silhouette eines Pferdes, das Säcke an die Flanken gebunden trug. Beute? Schätze? Die Fußsoldaten nahmen die Verfolgung des Tieres auf, und die ersten beiden Reiter der Reihe gaben ihren Pferden die Sporen, um ihre Kameraden zu unterstützen.
»Los!«, rief Arekh, aber der Befehl war unnötig.
Marikani und das kleine Mädchen rannten schon mit gesenkten Köpfen geradeaus, dort durch die Linie der Meriniden, wo sie sich ein wenig aufgelöst hatte. Alarmschreie wurden laut. Arekh ignorierte sie: Auch er rannte,
den Wasserschlauch in der Hand, und versetzte im Vorbeilaufen einem Pferd einen Schwerthieb, so dass es sich aufbäumte und noch ein wenig mehr Aufruhr verursachte. Danach stieß er mit der Schulter einen Fußsoldaten um, der sich ihm in den Weg stellte, und schlug einem zweiten die Hand ab. Sie kamen durch den angrenzenden Garten, in dem der Rauch des brennenden Gebäudes die Luft in einen dichten Nebel verwandelt hatte. Die kleine Sklavin begann zu husten, aber Arekh packte sie am Arm und zerrte sie weiter; er fand Marikanis Schulter und stieß sie voran, während sich hinter ihnen der Lärm, den die Meriniden verursachten, mit dem Knistern des Brandes vermischte, so dass sie unmöglich hören konnten, ob sie verfolgt wurden oder nicht.
Sie rannten immer weiter, durch Ruinenfelder und Asche, dann hinaus aus den Gärten, einfach in irgendeine Straße, dann in die nächste. Um sie herum waren nur Tote und düstere Gebäude, aus denen hier und da Flammen schlugen.
Laufen, weiter und immer weiter, bis sie nicht mehr wussten, in welche Richtung sie im Dunkeln rannten … bis schließlich die gewaltigen Umrisse der Stadtmauer vor ihnen aufragten.
Sie blieben stehen. Im Schatten der Mauern war es völlig dunkel. Nur die verglühenden Balken eines alten Lagerhauses leuchteten rot in den Schatten. Arekh hob ein Brett auf, fachte das Feuer an, hob die behelfsmäßige Fackel und sah sich um. Vor ihnen lag auf den Treppen zum Wehrgang und am Fuße der Mauer ein Meer von Leichen. Allesamt Soldaten, Faynas, Nâlas, Nomaden, dank ihrer Stammesgewänder und unterschiedlichen Uniformen gut auseinanderzuhalten. Arekh, Marikani und die kleine Sklavin
gingen weiter, über die Leichen hinweg, auf Fleisch und blutigen Gewändern, auf das große, düstere Tor zu, dessen gewaltige, eisenverstärkte Flügel eingedrückt worden waren.
Das Nordtor. Sie waren auf der falschen Seite der Stadt.
Hinter sich hörten sie Reiter herankommen, und in den Trümmern flammten weitere Fackeln auf. Arekh löschte seine rasch und packte seine beiden Begleiterinnen an den Armen. Sie rannten durchs Tor.
Vor ihnen erstreckte sich, im Sternenlicht funkelnd, die
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