Pakt der Könige
und stieß Siegesschreie aus …
Vielleicht lag der Holzsäbel noch irgendwo dort auf der Erde, ganz wie der Rest der Hütte. Arekh hatte nicht das Herz, nachzusehen.
Unter dem schmutzig grauen Himmel wirkte die Burg unheimlich und tot. Wäre sie schon eine Ruine gewesen, hätte sie die Landschaft vielleicht romantisch wirken lassen, aber leider hatten zwanzig Jahre nicht ausgereicht, die Mauern einstürzen zu lassen.
Überall wucherten Brombeeren. Die Gräben waren voller wild wachsender Kräuter, und drei Ziegen liefen am Tor vorbei … Und doch war es nur eine Burg, wie Arekh dachte, als er herumzugehen begann, ein Bauwerk ohne Besonderheiten und Reize, architektonisch banal und ohne Größe. In Arekhs Erinnerungen war dieser Ort schwarz, riesenhaft und verflucht gewesen. Die hohe Silhouette des Turms hatte ihn in Albträumen heimgesucht,
aber was er jetzt sah … was er jetzt sah, hatte keine Kraft, keinerlei Bosheit.
Es waren nur Steine.
Er trat langsam an die Gräben heran, gefolgt von dem kleinen Mädchen und den beiden Pferden.
Die bejammernswert langweilige Behausung einer verarmten Provinzfamilie.
Nichts Wichtiges. Nichts Erschreckendes.
Die Kleine betrachtete das Gebäude staunend. Arekh beobachtete sie, während sie fasziniert die Mauern und die Schießscharten in Augenschein nahm, die seit dem zweiten Salzkrieg vor fünfhundert Jahren keinen Zweck mehr erfüllt hatten. Malte sie sich Heldentaten aus, blutige Verteidigungskämpfe, wackere Krieger, die die Tugend der Jungfrauen in den Türmen beschirmten? Plötzlich hatte Arekh große Lust, davonzulaufen, als ob der Vergleich zwischen den romantischen Phantasien eines Kindes und der Wahrheit unerträglich sei.
Auf dem Rückweg begegneten sie zwei Bauern, die sie nicht des geringsten Blickes würdigten. War die Gegend schon so verlassen gewesen, als Arekh klein gewesen war? Er erinnerte sich, dass in den Wäldern zahlreiche Wilderer ihr Unwesen getrieben hatten, Wilderer, die sein Vater und seine Cousins gefangen genommen hatten, wenn sie sich zu nah an die Burg herangewagt hatten. Vor der Burg hatte es Gemüsebeete und Obstgärten an den Abhängen gegeben, am Horizont Bauernhöfe mit rauchenden Schornsteinen. Aber sicher hatte das Aussterben der Familie den wirtschaftlichen Niedergang der Region besiegelt, und die meisten Bauern waren mittlerweile tot oder abgewandert.
Arekh beschleunigte seine Schritte, während die Kleine hinter ihm hereilte und immer noch die Tiere am Zügel
führte. »Weg der Steine« … Nein, er hatte hier nichts zu suchen. Es war gefährlich. Nach Arekh wurde gefahndet, auch wenn die Schergen der Justiz seit der Tränenstadt seine Spur verloren hatten. Außerdem war Miras der letzte Ort, an dem sie ihn vermuten würden.
Er musste abreisen. Doch er verbrachte den Tag damit, über die Feldwege zu irren, um dem Zeichen Ishnas eine letzte Gelegenheit zu geben, sich zu zeigen.
War er für nichts und wieder nichts hergekommen? Was sollte er zwischen diesen feuchten Steinen tun oder begreifen?
Am späten Nachmittag kehrte er ins Dorf zurück. Diesmal war das Wirtshaus voll. Die alte Frau wurde von einer etwa gleichaltrigen Fremden - ihrer Schwester? - unterstützt, die mit einer gewissen Anmut an den Tischen bediente. Zwei Bauern tranken Bier, mehrere Händler saßen auf Bänken und zählten bei einem Krug Wein ihr Geld, ein Jugendlicher mit Schürze eilte mit einem Tablett geschäftig um eine Gruppe elegant gekleideter Adliger herum. Arekh warf einen raschen Blick auf sie. Sie waren zu dritt: zwei junge und schöne Frauen, die Wein aus beinahe sauberen Gläsern nippten, und ein junger Mann in makellos weißem Hemd und mit modisch geschnittenen Haaren, der eine gewaltige Scheibe Graubrot vertilgte.
Das Feuer prasselte im Kamin. Alles war schön. Das Geräusch der Gespräche klang wie das Summen friedlicher Insekten.
Arekh setzte sich hin und bestellte eine reichliche Mahlzeit: Brot, Suppe und Fleisch für die Sklavin, Eintopf und einen Krug Rotwein für sich selbst. Zwei Gläser Wein später war sanfte Wärme in ihn geströmt, die nur noch weiter wuchs, als er einen Likör und dann einen zweiten bestellte.
Es war ein schöner Moment, und Arekh entspannte sich, als er spürte, wie die angenehme Wärme des Alkohols sich in seinen Rücken auszubreiten begann. Zum letzten Mal hatte er so viel getrunken, als …
Er erstarrte.
Er wusste, wann und wo. Und was geschehen war.
Warum hatte er Wein bestellt? Er hatte seit
Weitere Kostenlose Bücher