Pakt der Könige
Tote des Abends - und das nur wegen einiger Gläser Wein …
Dann brach das Chaos los. Der junge Adlige warf sich mit einem wütenden Aufschrei nach vorn - vielleicht kannte er den Bauern oder wollte ganz einfach nur die Situation ausnutzen, jedenfalls schlug er wie rasend und mit aller Kraft zu. Zum ersten Mal im Laufe des Kampfes befand Arekh sich in ernster Gefahr. Genau in dem Moment schwang die Tür des Wirtshauses auf, und drei livrierte Diener stürzten in den Schankraum. Angefeuert von der jungen Frau, die
sie geholt hatte, stürzten sie sich mit Knüppeln auf Arekh. Der zweite Bauer floh, während die anderen Gäste schreiend zurückwichen.
Nur der Priester, der sich nicht gerührt hatte, sah weiter zu.
Keine Zeit mehr, auf Kleinigkeiten zu achten, sich zu amüsieren und sich an die Regeln zu halten. Arekh schlug blindwütig zu, wo immer er konnte, bohrte seine Klinge in ein Gesicht, traf ein anderes mit dem Ellbogen, parierte die Schwerthiebe des Adligen mit dem gleichen Zorn und Siegeswillen wie sein Gegner. Trotz allem hatte Arekh keine Angst, und das, obwohl er jeden Moment sterben mochte. Es hätte ausgereicht, wenn einer der Diener ihn mit seinem Knüppel niedergeschlagen hätte, so dass er sich nicht mehr verteidigen konnte, und er erinnerte sich an ein anderes Gasthaus, in dem er, getrieben von dem gleichen unvernünftigen Wunsch, ein Ende zu machen, Soldaten herausgefordert und einen von ihnen getötet hatte. Er hatte sich infolgedessen als Galeerensträfling wiedergefunden.
Sein Leben hätte bald darauf beendet sein sollen. Ja, er hätte ertrinken und sterben sollen, und wenn Marikani ihn nicht aus dem Wasser geholt hätte, hätte er Frieden gefunden. Das war sicher der Grund, weshalb er aufs Neue das Schicksal herausgefordert hatte. Es war Zeit, dass die Gnadenfrist vorüberging, dass die Seiten im Buch seines Lebens, auf denen schon zu viel geschrieben worden war, nicht weiter gefüllt wurden. Und wo hätte das besser geschehen können als im Land seiner Kindheit, dem Ort, an dem er versehentlich den Tod seines geliebten Bruders verursacht hatte?
Dann brach der junge Adlige zusammen, die Schläge hörten auf, und Arekh begriff, dass er am Leben war.
Der junge Mann lag am Boden. Er war noch bei Bewusstsein, aber sein Oberkörper war aufgerissen; Blut floss ihm über die Lippen. Arekh hatte, ohne es zu bemerken, den entscheidenden Hieb geführt, als er ihm vorhin den Armmuskel durchtrennt hatte. Zwei Diener lagen am Boden, der eine tot, der andere bewusstlos. Der zweite Bauer war nirgendwo zu sehen. Die Händler waren ans Ende des Zimmers zurückgewichen und verfolgten die Vorgänge entsetzt; die Frau mit dem Tablett stand reglos da und schluchzte.
Da erkannte Arekh sie. Sie war eine der Köchinnen von der Burg. Sie hatte jahrelang dort gearbeitet, hatte Kuchen und Zuckerwerk zubereitet, um die Arekh und Ires sie nach dem Abendessen immer angebettelt hatten. Resanne. Er hatte vergessen, dass es sie gab, aber jetzt kehrten ihr Gesicht und ihr Name ebenso in sein Gedächtnis zurück wie das Geräusch der Schritte zweier kleiner Jungen, die über den gekachelten Boden der Küche liefen.
Die junge Frau, die vorhin die Diener gerufen hatte, warf sich von krampfhaftem Schluchzen geschüttelt über den Körper des Adligen. Sie trug einen Ring in Schlangenform am Finger, das Zeichen der Liebe … Es handelte sich ohne Zweifel um seine Ehefrau, wie Arekh begriff. Die andere stand sehr bleich daneben.
»Er ist nicht tot«, sagte Arekh zu der weinenden Frau. »Er hat viel Blut verloren, aber das ist alles. Er wird es überstehen.«
»Mörder!«, schrie sie, wie ihr Mann es vor kurzem im Kampf getan hatte. »Mörder …«
Arekh trat einen Schritt auf den Verwundeten zu, musterte das Blut, das sein Hemd befleckte, und hob dann den Blick zu Resanne.
»Ich habe ihn damals nicht getötet«, sagte er. »Ich habe Ires nicht getötet. Es war ein Unfall. Ich wollte den Keiler treffen, aber mein Speer ist abgeglitten …«
Resanne starrte ihn weiter mit demselben entsetzten Gesichtsausdruck an.
»Sie haben mir das nie geglaubt, und Ihr glaubt mir auch nicht«, fuhr Arekh fort, ohne den Blick abzuwenden. »Aber es ist die Wahrheit.«
Nur Schweigen antwortete ihm. Arekh sah auf den Verwundeten hinab und fügte hinzu: »Es tut mir sehr leid um Eure Schwester. Sie hatte nichts zu tun mit … mit dem ganzen Unheil. Sie ist gestorben, weil ein anderer gestorben war. Ich bin untröstlich.«
Er hob seinen
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