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Pakt der Könige

Titel: Pakt der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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reichte aus, um Zucht und Ordnung zu wahren.
    Loniros zuckte mit den Schultern. »Nein, nichts. Sie werden wie gewöhnlich ernährt, und wir hatten seit Jahren keine Schwierigkeiten dort.«
    »Warum dann?«
    »Vielleicht, weil sie nicht länger Sklaven sein wollen«, sagte Marikani leise.
    Harrakin sah sie an; aus seinen schwarzen Augen sprach Unverständnis. »Keine Sklaven mehr sein?«
    Marikani musterte ihn, ohne etwas zu sagen, und wartete seine Reaktion ab.
    Der junge König dachte einen Moment lang nach, bevor er fortfuhr: »Das ergibt keinen Sinn. Selbst, wenn sie den Palast niederbrennen und alle Einwohner von Harabec töten würden, wären sie noch immer nicht frei. Der Rest der Welt würde sich gegen sie wenden. Die anderen Länder würden die Existenz eines Landes, das vom Türkisvolk beherrscht wird, nicht zulassen. Alle Armeen der Königreiche würden hergeschickt werden, um sie zu vernichten.«
    Marikani richtete den Blick auf den Mahagonitisch und überlegte einen Moment lang. »Das ist richtig«, sagte sie schließlich. »Es wäre hoffnungslos.«
    Der Hohepriester von Harabec hatte sich bislang mit verschränkten Armen im Hintergrund gehalten. Als er Harrakins Worte hörte, beugte er sich mit vorwurfsvoller Miene zu ihm hinüber. »Ayashi Harrakin, Ihr vergesst den wichtigsten Grund. Die Sklaven können ihre Freiheit nicht
erlangen, weil ihre Knechtschaft ewig währt. Sie ist aufgrund ihrer Verdammung durch die Götter in ihre Seelen geschrieben, und kein Aufstand könnte das auslöschen!«
    »Ah, ja, die Götter … Vergebt mir, Gesegneter des Arrethas«, sagte Harrakin so leichthin, dass es schon beinahe blasphemisch war. Marikani verbarg ein Lächeln.
    Wie alle Einwohner der Königreiche glaubte auch Harrakin an die Götter und an den Vorrang des Arrethas, der sein Vorfahr war, aber man konnte zumindest sagen, dass er von den religiösen Geboten nicht gerade besessen war. Die Deutungen der Priester und die Reden der Seher interessierten ihn nur, wenn er sich ihrer bedienen konnte, um seinen Willen durchzusetzen, und er ignorierte jedes Edikt oder Vorzeichen, das nicht in seinem Sinne war, so dass der Hohepriester ihn gelegentlich unauffällig zur Ordnung rufen musste. Obwohl Harabec ein Land war, in dem die Religion ebenso mild war wie das Klima, war es nicht in allen Königreichen so, und eine Ermahnung der Hohen Geistlichkeit von Reynes konnte jeden Augenblick eintreffen.
    »Ayashi Harrakin reagiert wie ein Krieger«, erklärte Banh, der die Unzufriedenheit des Hohepriesters spürte. »Er ist Soldat und denkt sofort an militärische Strategien.«
    »In der Tat«, sagte Harrakin lächelnd. »Aber da es hier nicht um einen Krieg geht, ist der Aufstand Euer Problem, Gesegneter des Arrethas. Jeder Aufständische ist ein Ketzer, also steht es wohl den Seelenlesern zu, einzugreifen?«
    »Ja«, sagte der Hohepriester in seltsam neutralem Tonfall. »Ich habe sofort einen Brief abgeschickt, nachdem ich die Neuigkeiten erfahren hatte. Die Seelenleser des Hohen Tempels von Reynes sind unterwegs … Sie waren in Grenznähe, als sie meine Nachricht erhielten. Sie werden
spätestens morgen hier eintreffen, vielleicht sogar schon heute Abend, und sie werden sich um diese Frage und um die Verurteilungen kümmern.«
    »Die Seelenleser?«, fragte Loniros beunruhigt. »Ich habe zwar davon gesprochen, ein Exempel zu statuieren, aber tötet mir dennoch nicht zu viele Sklaven! Ich muss das Bergwerk am Laufen halten …«
    »Ihr kennt die Gebote«, seufzte der Hohepriester. Ein Schatten der Traurigkeit legte sich über sein Gesicht, als ob ihm das, was er zu sagen hatte, überhaupt nicht gefiel. »Einer von zehn Männern muss unter der Folter sterben, fünfzig werden als warnendes Beispiel geköpft, und alle anderen werden wegen Blasphemie gebrandmarkt. Das ist das göttliche Gesetz.«
    »Scherzt Ihr? Mit zweihundert Sklaven weniger werden wir mit den geplanten Lieferungen gewaltig in Rückstand geraten! Gar nicht davon zu reden, was für ein Chaos -«
    »Wir werden nicht so vorgehen«, sagte Marikani unvermittelt.
    Vier erstaunte Blicke richteten sich auf sie.
    »Ich werde morgen ins Bergwerk gehen«, verkündete sie langsam; sie wusste noch nicht recht, was sie sagen würde, und ließ sich die Lösung beim Sprechen einfallen. »Ich werde dorthin gehen, um mir selbst ein Bild von den Zuständen zu machen, die dort herrschen. Wenn ich mir ein Urteil gebildet habe, werden wir entscheiden, ob wir die Seelenleser die

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