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Pakt der Könige

Titel: Pakt der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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göttliche Strafe durchführen lassen oder nicht. Vielleicht besteht kein Grund, so weit zu gehen …«
    »Ihr habt keine Wahl mehr«, sagte der Hohepriester. »Wenn die Prozedur einmal angestoßen ist, muss man sie bis zum bitteren Ende durchführen. Diese drei Sklaven
haben die anderen Bergleute verurteilt. Daran könnt Ihr nichts ändern.«
    »Nicht, wenn sie allein gehandelt haben«, protestierte Marikani. »Die Seelenleser greifen nur ein, wenn es um Verschwörungen geht.«
    »Wie soll es denn keine Verschwörung gewesen sein? Diese Sklaven können die Mine nicht verlassen haben, ohne dass die Übrigen etwas mitbekommen haben!«, rief Loniros, bevor ihm aufging, dass diese Reaktion seinen Interessen nicht dienlich war. »Schließlich … Nein, was ich eigentlich sagen will, ja, es ist natürlich möglich, dass sie allein gehandelt haben …«
    Harrakin warf ihm einen verächtlichen Blick zu, der seine Frau unter anderen Umständen zum Lachen gebracht hätte.
    So sagte sie nur: »Wir werden sehen. Morgen.«
     
    Das Gerücht, dass die Königin von Harabec sich in die Bergwerke begeben würde, verbreitete sich wie ein Lauffeuer am Hof. Der fehlgeschlagene Mordversuch hatte bereits für große Aufregung gesorgt - es gab nichts Besseres als eine überstandene Gefahr, um das Leben farbiger zu gestalten. Die Damen machten sich ein Vergnügen daraus, die blauäugigen Mädchen ihres Gefolges aufs Land zurückzuschicken, mit der Begründung, dass sie ihnen nicht länger vertrauen konnten, und planten, für teures Gold schöne, freie Mädchen aus dem Süden kommen zu lassen, denen sie zwar würden Lohn zahlen müssen, die aber in dem Ruf standen, gut massieren zu können und viel Geschmack bei der Auswahl von Stoffen zu haben. Man erzählte sich alte Familiengeschichten, düstere Mären von Massakern auf längst verlorenen Landgütern in vergessenen
Jahrhunderten, während man schmackhafte Sorbets löffelte, deren Eis für einen hohen Preis aus den Bergen herbeigeschafft worden war.
    Der »Tanz der Raubkatzen«, ein für den Abend geplanter Maskenball, dem man nur einen mäßigen Erfolg vorhergesagt hatte, weil Vashnis bei Hofe unbeliebte Halbschwester ihn ausrichtete, wurde ein Erfolg. Die gelegentlich ordinären Manieren der Gastgeberin und die etwas zu helle Farbe ihrer Haare waren jetzt die geringste Sorge der Höflinge. Alle wollten den neuesten Tratsch austauschen, Marikanis geschwollene Lippe sehen und Harrakin - wenn er denn den Ball zu besuchen geruhte - zu seiner Heldentat beglückwünschen.
    Harrakin kam nicht, und Marikani enttäuschte alle. Statt leidenschaftlich von dem Kampf zu erzählen, in dem ihr Gatte einen Mut, der eines Halbgottes würdig war, unter Beweis gestellt hatte, und faszinierende Details zu verraten - man erzählte sich, sie sei nackt gewesen, als die Aufständischen erschienen waren! -, kürzte sie alle Gespräche über das Thema ab, als ob schon die Erwähnung des Vorfalls sie verärgerte. Sie weigerte sich auch, etwas über ihren geplanten Ausflug ins Bergwerk zu sagen, und beschränkte sich darauf, mit dem Botschafter von Kiranya über das erwartete Eintreffen einer Delegation aus Salmyra zu sprechen, die angeblich um Hilfe im Krieg gegen die Barbaren des Nordens bitten wollte … Ein Gesprächsthema, das niemanden interessierte, und die Neugierigen des Abends sahen ein, dass sie ihre Zeit verschwendet hatten.
     
    Schließlich begann der eigentliche »Tanz der Raubkatzen«. Er wurde zu Ehren der halbmenschlichen Tigerin
Ha veranstaltet, die die Tochter des Königs der Tiere und einer mythischen Prinzessin aus dem Norden war und den Sommer und die Wildheit repräsentierte. Es war Tradition, diesen Tanz im Frühling aufzuführen, während der Boden noch raureifüberzogen war und die Landschaft grau in grau dalag, um das funkelnde Feuer des Sommers so schnell wie möglich herbeizubeschwören.
    Jeder hob seine Maske, die an einem Griff aus Ebenholz oder Gold befestigt war und von den purpurnen und orangefarbenen Kleidern abstach, die man zu Ehren der Tigerin angelegt hatte. Die rhythmische Musik, die dem Puls der südländischen Dschungel glich, setzte ein, und die Paare begannen langsam in die Mitte des Saals zu strömen. Ihre Hände streiften einander, während sie die Füße kreuzten und Masken nach einer streng festgelegten Tanzordnung aneinander vorbeistrichen.
    Marikani spazierte weiter im Saal herum; sie hielt ihre Maske in der Hand. Sie wollte nicht tanzen, und wenn sie einem

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