Pakt der Könige
Lager und spürte, dass ihr Fieber stieg … Harrakin, der sie umarmte, dessen Küsse sie leidenschaftlich erwiderte, obwohl sie sich wie eine Verräterin vorkam, wenn ihre Gedanken manchmal, ja, nur manchmal , bei dem anderen verweilten, der schon so lange fort war, und die Schlange regte sich in ihrem Hals, denn sie liebte Harrakin nicht so sehr, wie er es verdiente, nein, die Schlange kam von weiter her, und um die Gedanken zu verdrängen, stellte sie sich wieder vor, wie sie im Palast im Bett lag, ausgestreckt in den Armen ihres Mannes, während der Henker näher kam, während langes, blondes Haar vom Foltertisch herabhing, und ihr Schicksal holte sie endlich ein, sie bekam, was sie verdiente, den schändlichen Tod, dem sie nie hätte entkommen dürfen.
Und sie starb unter grässlichen Qualen unter der Klinge des Henkers, keine freundliche Seele kam und schnitt ihr die Kehle durch, um ihr Leid abzukürzen, und man riss ihr die Maske ab, und sie wälzte sich unter ihren Decken, spürte, wie ihre Stirn glühte, dass ihre Lunge Mühe hatte zu atmen, dass ihr die Lider schwer wurden und ein unmöglicher Krampf sie schüttelte, und man riss ihr schon wieder die Maske ab, und sie fand sich nackt vor ihren Anklägern wieder, die sie sahen, so sahen , wie sie wirklich war, und deren Blicke sie durchbohrten, und der Henker hob seine Klinge erneut, während sich ihr Tausende von Händen entgegenstreckten und Tausende von Gesichtern weinten und um Hilfe schrien …
Und die Schreie wurden lauter, und unter ihnen ertönte ein schrilles Kreischen, Vashnis Schrei, und Marikani hüllte
sich in die Decken ein und hatte das Gefühl zu rollen, immer weiter zu rollen wie ein Kiesel am Grund eines Gewässers.
Der Lärm … Die Schreie …
Sie spürte einen leichten Aufprall auf ihrem Rücken, als sei das Zelt über ihr zusammengebrochen. Aber das war natürlich alles Teil ihres Deliriums … Sie hatte Fieber … War krank …
Nein. Man hatte ihr Drogen verabreicht.
Alles, was darauf hinwies, wurde ihr plötzlich bewusst, und der Schock half ihr, ein wenig die Kontrolle über das schmerzhafte Chaos ihrer Gedanken zurückzugewinnen. Ja, sie stand unter Drogen, der Tee, natürlich, der Offizier. Er hatte nicht gewollt, dass sie nach Hilfe schickte. Mit schmerzendem Kopf versuchte sie, während Bilder durch ihren Verstand wirbelten, Delirium und Wirklichkeit voneinander zu trennen … Das Blut auf ihrem Körper, die Klinge des Henkers, nein, all das gehörte zum Albtraum, nein, es lagen keine Gewichte auf ihren Lidern, aber ihr Hals war wirklich so geschwollen und ausgetrocknet, dass sie den Eindruck hatte, ihre Kehle bestünde aus Stoff, und trotz aller Anstrengungen konnte sie die Augen nicht öffnen.
Einen Moment lang glaubte sie, ihre Handgelenke wären mit Stricken gefesselt wie die einer Verurteilten, und sie sank fast in ihr Fieber zurück. Aber nein, nein, sie war frei: Als sie die Hand hob und um sich tastete, spürte sie die Zeltstangen aus Bambus. Das Zelt war wirklich zusammengebrochen. Und wenn niemand ihr half und keine Diener angelaufen kamen, um es wieder aufzurichten, dann …
… waren die Schreie und Kämpfe draußen echt.
Tastend und noch immer mit geschlossenen Augen entledigte sie sich der Decken, kämpfte gegen die Seidenbahn, die sie niederdrückte, schaffte es, sie zu zerreißen, und spürte die kalte Nachtluft auf ihrem Gesicht.
Mit übermenschlicher Anstrengung öffnete sie die Augen.
Reiter sprengten durchs Lager, ließen ihre Pferde die Feuer austrampeln und schwenkten lange Schwerter. Einige Schritte entfernt kämpften die Soldaten von Harabec gegen ein Dutzend Angreifer. Die Hofdamen waren hinter einen Karren geflüchtet; weitere Soldaten rannten zu ihnen hinüber, um sie zu beschützen. Eine Frau lief stolpernd durchs Lager; der Widerschein des Feuers ließ die Stickereien auf ihrer Leinentunika glänzen. Plötzlich löste sich ein Reiter wie ein Schatten von den anderen, galoppierte durchs Lager und hackte ihr mit einem lässigen Hieb, beinahe beiläufig, den Arm ab. Die Hofdame brach zusammen; ihr Schrei ging im Lärm unter.
Lionor … Wo war Lionor? Sie war schwanger, sie konnte nicht flüchten …
Nirgends zu sehen. Umso besser. Das hieß sicher, dass sie mit den anderen hinter dem Karren in Deckung gegangen war.
Marikani stand auf und zog sich in den Schatten der Felsen zurück; ihre Stirn glühte noch immer. Sie musste zu den Soldaten hinüber. Sie ging langsam an den Felsen entlang,
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