Pakt der Könige
entfernte sich von ihrem Zelt … Sie hatte fürchterliche Kopfschmerzen; ihre Gliedmaßen zitterten, und die Bilder aus ihrem Albtraum legten sich über die des Lagers. Das Entsetzen, das ihre Phantasien hervorgebracht hatten, ließ sie zittern.
An einen Tisch gefesselt, während der Henker langsam
die Klinge hob … Ein Reiter, der an ihr vorbeischoss, wäh rend das Feuer eine Sänfte erfasste … Schreie, ihre eigenen Schmerzensschreie, das Wiehern der Pferde …
Ihr wurde übel, und sie spürte, wie ihre Knie unter ihr nachgaben, während eine Musik, nein, ein schrecklicher Lärm aus dem Felsen selbst hervorzudringen schien und in die Luft aufstieg. Der Klang pochte in ihren Schläfen im gleichen Takt wie ihr Herz, sang eine Melodie des Schreckens und der Besessenheit. Sie öffnete die Augen wieder, konnte sich aber gar nicht erinnern, sie geschlossen zu haben.
Die Zeit schien im Lager stehen geblieben zu sein.
Die feindlichen Reiter hatten angehalten und warteten. Die Soldaten hatten, starr vor Schreck, die Waffen gesenkt. Die Frauen schrien nicht länger.
Etwa dreißig Schritte entfernt, unterhalb der Klippe, stand die Kreatur.
Sie war dunkel, dunkler als der Fels selbst, und ihre Gestalt wandelte sich mit dem Wind. Eine Aura des Bösen und des Leids ging von ihr aus, getragen von der Musik, die sich im Lager wie eine Welle der Furcht ausbreitete, der Musik, die die Soldaten zittern ließ und die Hofdamen dazu brachte, sich die Ohren zuzuhalten. Es war eine Musik, die immer rhythmischer und lauter wurde, je stärker die Kreatur ihre Macht zum Einsatz brachte …
Die Nachtgestalt wandte sich dem Felsspalt zu, in dem Marikani sich versteckte, und sie hatte den Eindruck, dass ein unsichtbarer Blick sie durchbohrte.
Die Musik hörte auf.
Irgendetwas sprach.
Und alle Reiter wandten sich Marikani zu.
Mit einem Schreckensschrei sprang die junge Frau aus
ihrem Versteck hervor und begann zu laufen. Hinter sich spürte sie Bewegungen, ohne sie zu sehen - Bewegungen, die auf sie zukamen. Die Reiter schrien in einer kehligen Sprache und trieben ihre Pferde zum Galopp an, so dass kleine Steine aufspritzten, als sie die Verfolgung aufnahmen. Ein Soldat, der mutiger als die übrigen war, forderte die anderen laut auf, ihm zu folgen, und griff an, um seine Königin zu verteidigen. Die Hofdamen begannen wieder zu schreien, und ein besonders lauter Aufschrei war einen Moment lang über das Getöse hinweg zu hören:
»Ein Geschöpf der Abgründe! Das Verhängnis kommt über uns!«
Marikani beschleunigte ihren Lauf, getrieben von einem Entsetzen, wie sie es noch nie erlebt hatte, selbst damals nicht, als sie im Schnee vor einer Hundemeute davongelaufen war, die sie bei lebendigem Leib hatte zerfleischen wollen. Etwa zwanzig Schritte vor ihr klafften Risse in der Hochebene; diese Felsmauern und Anhöhen musste sie erreichen, dort musste sie sich verstecken, um vor dem abscheulichen Wesen geschützt zu sein, während ihr ganzer Körper, nein, ihre Seele , nichts als Qual war und Furcht und Schatten sie verzehrten … Während alle, alle, sie ansahen und es wuss ten , während ihre Blicke vor Hass und Verachtung brannten, während sie auf der Säule der Gerechtigkeit zur Schau gestellt wurde, unter der brennenden Sonne der Wahrheit …
Sie konnte nicht mehr klar denken. Sie konnte Wirklichkeit, Traum, Phantasie, reale Gefahr und Bedrohungen, die aus den Abgründen ihres Geistes aufstiegen, nicht mehr unterscheiden.
Ihr Fuß stieß gegen einen Stein; sie stürzte beinahe und fing sich im letzten Augenblick, bog nach rechts ab und spürte, wie ein Reiter sie nur knapp verfehlte. Sie musste
sich verstecken, sie musste sich in einer Felsspalte verbergen, wo niemand sehen würde, dass -
Sie stolperte erneut über einen Felsen, und diesmal stürzte sie, schürfte sich Knie und Ellbogen auf und schlug sich einen Teil ihrer Lippe blutig. Sie stand auf, begann wieder zu laufen, erreichte den höher gelegenen Teil der Hochebene, kletterte …
Einer der Reiter ließ sein Pferd einen Satz machen, und eine Hand packte sie, hob sie vom Boden hoch. Marikani wehrte sich, packte den Mann an seinen langen Haaren. Es gelang ihr, ihn zu Boden zu reißen. Sie schlug blindwütig auf ihn ein; der Staub brannte ihr in den Augen, Kopf und Lippen schmerzten. Dann hörte sie weitere Pferde, Stimmen, die vor Freude jauchzten … Andere Arme packten sie, und alles vermischte sich, die Sklaven, die sie in der Mine angegriffen hatten, die
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