Pakt der Könige
Ketten mit den Wasserschläuchen auf dem Rücken noch immer voran. Der Teil des Gehwegs, der ihnen vorbehalten war, war eine Art tiefer liegender Graben. Die Straße durften nur Karren und Pferde benutzen. Freie Frauen und Männer, die zu Fuß unterwegs waren, gingen auf einem erhöhten Gehweg aus gestampfter Erde links der Fahrstraße, und noch weiter links gingen die Sklaven in ihrem Graben. So begegneten die freien Bürger Salmyras nie dem Blick eines Mitglieds des Türkisvolkes. Das Gesicht der Sklaven befand sich für sie ungefähr auf Brusthöhe; sie hätten sich bücken müssen, um mit ihnen zu sprechen.
Auch das war eine Tatsache, die Arekh nie zuvor bemerkt oder mit der er sich zumindest nie aufgehalten hatte.
Noch eine Einzelheit reihte sich so gegen seinen Willen unter die anderen Bilder und Details ein, die sich in einem dunklen Winkel seines Bewusstseins angesammelt hatten, in den er sich nie vorwagte.
Er holte tief Atem und sog einen langen Zug heißer, trockener Luft ein.
Seit seinem Scharmützel mit den Banditen in der Tempelruine war irgendetwas nicht mehr in Ordnung: Irgendetwas
störte den Frieden, den er in seinem neuen Leben gefunden zu haben glaubte. Er hatte nachts im Bett wieder vor sich gesehen, wie ein Rinnsal von Blut über den Sand strömte. Der regelmäßige Atem der kleinen Sklavin, die auf dem Teppich vor dem Fußende des Bettes schlief, hatte ihn nicht beruhigen können.
Langsam ging er um den Palast herum, über einen Markt, auf dem er sich nicht lange aufhielt, betrat die von den Gebäuden der Offiziere vor der Sonne beschirmten Höfe, auf denen Diener sich um die Pferde kümmerten, erreichte die Nebengebäude, die hochrangigen Männern vorbehalten waren, und betrat seine Gemächer.
Die Sklaven waren wie gewöhnlich dabei, das Becken leer zu schöpfen. Arekh hatte wie immer das morgendliche Bad ausgeschlagen - und wie immer knieten die Sklaven nieder, als sie ihn eintreten sahen. Wie immer ignorierte Arekh sie.
Er sah sich um, sann über den Glanz der blauen und weißen Kacheln nach, die Anmut, mit der die Sonne durch die kleinen Öffnungen in der Wand drang, um ausgewählte Teilstücke des Bodenmosaiks zu beleuchten, das Geschick, mit dem der Baumeister Säulen, Fenster und Farben angeordnet hatte, um trotz des Schattens Licht hereinzulassen.
Zu Hause. Ja, Arekh war zu Hause, wie er plötzlich begriff. Der Krieg konnte sich noch ewig hinziehen. Und selbst wenn er endete, konnte Arekh hierbleiben und in Salmyra eine großartige Laufbahn einschlagen - vielleicht sogar oberster Kommandant der städtischen Truppen werden, warum nicht?
Diese wunderschöne Stadt konnte seine Heimat sein.
Und er konnte sich darüber freuen. Nein, er musste sich darüber freuen.
Nach den Maßstäben der sumpfigen Gegend, in der er geboren war, hatte er in seinem Leben schon bemerkenswerten Erfolg gehabt … Und dabei war er erst achtunddreißig Jahre alt. Er hätte nie auf solchen Luxus, einen solchen Sold, eine solche Anzahl von Sklaven in seinen Diensten hoffen können, wenn er wie vorgesehen mit siebzehn Jahren die Güter seiner Familie verlassen hätte, um in der Armee von Reynes sein Glück zu machen. Sogar, wenn er den Besitz der Morales geerbt hätte, hätte er von einem solchen Leben nicht einmal träumen können. Die mageren Einkünfte aus der Pacht, aus der erblichen Pension der Offiziere, die seinem Vater und Großvater zugestanden hatte, aus dem Brautpreis seiner Mutter, der bei Händlern angelegt war, die ihnen jedes Jahr eine kleine Summe als Zinsen zahlten - all das hätte es ihm kaum ermöglicht, drei Pferde zu unterhalten, seiner Familie Nahrung und Kleidung zu bezahlen und die Burg davor zu bewahren, zur Ruine zu verkommen.
All seine Cousins in der Provinz wären über Leichen gegangen, um seine derzeitige Stellung einnehmen zu können.
Wer hat nur gesagt, dass Verbrechen sich nicht bezahlt machen? , dachte er, als er langsamen Schritts ins Schlafzimmer trat.
Aber sogar die Ironie konnte ihn nicht zufriedenstellen.
Die kleine Sklavin war da; sie saß auf dem Bettvorleger und blätterte langsam ein Buch über Militärstrategie durch. Natürlich konnte sie nicht lesen, aber sie folgte den Buchstaben mit den Fingern, und Arekh hatte den Verdacht, dass sie versuchte zu lernen, sie wiederzuerkennen.
Als sie sich seiner Anwesenheit bewusst wurde, drehte
sie sich um und richtete ihre großen, fragenden blauen Augen auf ihn.
Arekh musterte sie einen Moment lang.
Das Herz war ihm
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