Pakt der Könige
zwischen Mosaikböden und dem Morast von Miras hatte?
Arekh hatte seinen Weg gemacht …
Und sein Weg hatte ihn hierher geführt.
Er ging bis zu dem großen Schreibzimmer, über das Pier verfügte, schob den ziegelroten Türvorhang beiseite und trat ein.
Pier hob den Kopf und legte die Feder auf dem Schreibpult ab, um seine ein wenig kurzsichtigen Augen auf Arekh zu richten. Auf der Reise aus dem Westen von Reynes in die Wüste hatten die beiden Männer Zeit gehabt, einander kennenzulernen. Der Priester war eine widersprüchliche Persönlichkeit, aber trotz seiner Verschlossenheit hatte Arekh ihre Gespräche genossen.
Pier begeisterte sich für Legenden und für den menschlichen Geist, den er mit einer gewissen Kälte analysierte, die ihm einen beträchtlichen Scharfblick verlieh. Nichts schockierte ihn. Er wusste um Arekhs kriminelle Vergangenheit und sah darin nur Vorteile, wie er erklärt hatte, als die Kutsche durchs Gebirge gerollt war: Ein Mann, der eine solche Vergangenheit geistig und körperlich überlebt hatte, war ein starker Mann. Jemand, der Vater und Mutter getötet hatte, würde in der Schlacht vor nichts Angst haben. Arekh war in seinen Augen der Mann gewesen, den Salmyra brauchte.
»Also stört es Euch nicht, Eure Kutsche mit einem Mörder zu teilen?«, hatte Arekh gefragt.
Pier hatte eines der religionsgeschichtlichen Bücher gestreichelt, die er überallhin mitschleppte, und hatte geantwortet, dass die Götter ihre Gründe gehabt haben müssten, wenn sie Arekh all diese Jahre beschützt hatten.
Arekh hatte den Blick abgewandt und das Thema gewechselt. So hatten sie über Geschichte, Politik und militärische Strategien gesprochen, während sie lange Tage auf schlaglochreichen Straßen verbracht hatten. Arekh hatte sich an die intelligenten, kalten Worte und langsamen, etwas unbeholfenen Bewegungen seines Reisegefährten gewöhnt. Pier schien keine Gefühle zu haben. Er war nie zornig, nie traurig, nie übermüdet.
Das wusste Arekh sehr zu schätzen.
Nach seiner Ankunft in Salmyra hatten sie einander auch weiterhin getroffen. Pier war einer der engsten Ratgeber der Shi-Âr, und wenn er nicht gerade mit ihnen zusammensaß, verbrachte er seine Zeit in der Bibliothek, las und übersetzte stundenlang jahrhundertealte Dokumente, die von Handelsgütern und Importen erzählten. Er zog daraus Schlüsse, die er sorgfältig in einem Buch festhielt, und hatte Arekh erläutert, dass man aus Listen dessen, was die Menschen kauften, mehr über sie erfahren könne als aus allen Schlachtenberichten, die man den Söhnen der Adligen zu lesen gab.
Arekh setzte sich auf die andere Seite des Holztischs. »Ich will heiraten«, sagte er.
Pier musterte ihn; dann schloss er sein Tintenfass, nahm Sand und verstreute ihn auf einem Blatt, um das Geschriebene zu trocknen.
Er war mit dem Ergebnis nicht zufrieden und pustete, legte dann sein Schriftstück beiseite und hob den Blick wieder zu Arekh.
»Die Erlösung«, sagte er mit einem kleinen Lächeln. »Eine Frau? Sehr gut, ich kann eine für Euch finden.«
»Die Erlösung?«, wiederholte Arekh verständnislos.
»Euer Verhalten ist typisch für Verbrecher, die die selbstmörderischen Neigungen beim Übergang ins Erwachsenenleben überwunden haben«, sagte Pier und suchte auf dem Tisch nach dem Zwicker, den er sich vor kurzem von einem örtlichen Goldschmied hatte anfertigen lassen. »Sie entschließen sich, das Leben endlich zu schätzen, suchen nach einem Sinn darin und tun das, was sie bis dahin abgelehnt haben … Sie erschaffen etwas. Leben. Sich niederlassen, zur Ruhe kommen. Heiraten
und Kinder haben. Das ist gut. Es ist gut, dass Ihr in diesem Stadium seid.«
Arekh starrte ihn einen Moment lang mit offenem Mund an. »Das versteht Ihr also unter Erlösung? Eine Frau finden?«
»Es gibt zwei Arten, dem Weg der Götter zu folgen«, sagte Pier lächelnd. »Zerstören oder erschaffen. Aber Ersteres ist schwieriger, und diejenigen, die diesen Pfad einschlagen - die Kriminellen - zerstören sich in der Regel auch selbst. Wie ich Euch schon sagte: Nur die Stärksten überleben. Und die Götter zeigen Euch jetzt die zweite Art, ihren Weg zu beschreiten.«
»Das ergibt keinen Sinn«, protestierte Arekh kopfschüttelnd. »Erlösung? Ich brauche keine Erlösung! Es geht mir sehr gut.«
»In der Tat, so wirkt Ihr auch«, sagte Pier und setzte seinen Zwicker auf.
»Und Erlösung hat nichts mit der Ehe zu tun …«
»Jeder sucht nach der Bedeutung seines
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