Pakt der Könige
rebellieren. Einer von ihnen hatte die Schlüssel zu seinen Ketten gestohlen. Aber es ist den Bauern gelungen, sie alle niederzumetzeln, bevor sie Schaden anrichten konnten.«
»Er hat den Schlüssel zu seinen Ketten gestohlen … Letzte Nacht, wie zufällig! Er wusste also, was geschehen würde«, sagte der kleine Periscas mit zitternder Stimme. »Das war eine Verschwörung. Sie hatten alles geplant …«
»Offensichtlich«, sagte der Emir herablassend, fing sich dann aber. »Was ich sagen will, Periscas … Wir können jetzt nicht mehr daran zweifeln.« Er lächelte dem Kind zu, und seine schwarzen Augen nahmen einen liebenswürdigen, väterlichen Ausdruck an. »Wir müssen alle den Tatsachen ins Auge sehen, auch wenn diese Tatsachen unangenehm sind.«
Der kleine Periscas erwiderte sein Lächeln, und trotz der Situation verspürte Arekh so etwas wie Bewunderung. Kiranya war mit Reynes verbündet, nicht mit dem Emirat, und dies war ohne Zweifel die einzige Gelegenheit, die der Emir je gehabt hatte, Periscas persönlich zu begegnen. Also ergriff er sie trotz der äußeren Umstände, um sich einen Freund zu schaffen, mit dem er später die Handelsabkommen neu würde abschließen können. Kein Wunder, dass Reynes den Emir für einen gefährlichen Herrscher hielt, den man gut im Auge behalten musste. Er war ein charismatischer und in der Tat gefährlicher Mann. Ein Mörder in Seide , dachte Arekh, als er sah, wie der Emir die Hand nach seinem Teeglas ausstreckte und daran nippte, während der Shi-Âr wieder das Wort ergriff. Und sicher ein hervorragender Herrscher, der von seinem Volk geliebt wird.
»… und die Verluste in der Stadt sind gewaltig«, sagte Ranati. »Über tausendfünfhundert Tote, darunter viele Frauen und Kinder. Diese Monster haben vor allem die Schwächsten angegriffen. Zum Glück ist die Verteidigungsarmee kaum betroffen. Die Soldaten haben schnell
reagiert, und im Palast haben wir nur einige Stallknechte verloren.«
»Wie viele Sklaven sind getötet worden?«, fragte einer der Männer der Elf Stämme, ein Kriegshäuptling, den Arekh nicht kannte.
Der Shi-Âr zuckte mit den Schultern. »Schwer zu sagen. Vielleicht fünfhundert. Aber es wird heute sicher noch zu einigen Massakern durch die Besitzer kommen … Heute Abend wird es nicht mehr viele überlebende Sklaven in Salmyra geben.«
»Sie wollten ein Zeichen setzen«, sagte Laosimba schneidend.
Der Shi-Âr verstummte sofort, und der Seelenleser fuhr fort: »Der Grund dafür, dass die verehrten Shi-Âr, meine Gehilfen und ich zu diesem Treffen zu spät gekommen sind, besteht darin, dass wir erst noch einige überlebende Sklaven befragt haben.« Marikani spannte sich an, und Arekh sah, dass der kleine Periscas die Robe des Seelenlesers musterte, als suche er nach Blutflecken. »Unter ihnen war einer der Anführer dieses Aufstands, und wir haben in einer mehrstündigen Befragung vieles herausgefunden.« Er unterbrach seine Rede und wartete mit einer gewissen Theatralik, bis alle Blicke sich auf ihn gerichtet hatten. »Es gibt eine Prophezeiung«, erklärte er.
Pier beugte sich vor, um ihn besser zu hören; er schien schon im Voraus entzückt von dem zu sein, was er erfahren würde.
»Eine düstere Prophezeiung, deren Worte vom Bösen verdreht sind, die ihnen aber am Herzen liegt. Die Sklaven warten auf ein Zeichen, das ihnen gestatten wird zu rebellieren.«
Und Ayona wandte sich den Königen und Priestern zu,
die hinter ihm am Tisch saßen, und erklärte ihnen, was die Götter ihm geboten hatten, und die Könige und Priester sag ten: ›Das ist gut. So möge es sein.‹
Einen Moment lang glaubte Arekh zu sehen, wie die großen blauen Augen der kleinen Sklavin den Nachthimmel betrachteten.
Also dienst du mir, weil die Götter es so beschlossen haben.
»Die Rebellen täuschen sich«, sagte er plötzlich. »Ihre Anführer glauben vielleicht daran, aber, Zeichen hin oder her, die Mehrzahl der Sklaven wird nicht rebellieren. Sie können es nicht«, fuhr er fort, während alle Teilnehmer des Treffens an seinen Lippen hingen und während er Marikanis Aufmerksamkeit unterschwellig wie einen unterirdischen Fluss auf sich zuströmen fühlte. Sah sie ihn an? Er wagte es nicht, den Blick auf sie zu richten. »Sie wachsen in Furcht vor den Göttern auf. Vom zartesten Alter an lernen sie, dass die Rune der Knechtschaft sie verdammt, dass ihr Gehorsam eine gottgewollte Pflicht ist. Kein Zeichen kann einer solchen Erziehung entgegenwirken.«
»Aber
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