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Pakt der Könige

Titel: Pakt der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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nein, im Palast war alles in Ordnung, am Südtor wurde Verstärkung benötigt, weil dort etwa fünfzig Sklaven das Tor zu durchbrechen und zu fliehen versuchten …
    Als Arekh und seine Soldaten dort eintrafen, fanden sie die fünfzig Sklaven - die nur zwanzig gewesen waren - bereits tot vor; Männer der Brüder Louarn wischten ihre Schwerter ab. Auch Essin war da; die Shi-Âr hatten ihn hierhergeschickt.

    »Ich fühle mich, als wäre ich in ein Becken voller Blut gestürzt«, sagte Arekh, während er auf ihn zutrat.
    Essin nickte sichtlich erschöpft. »Die Lage beruhigt sich, Aida. Wir haben die Situation wieder unter Kontrolle.«
    »Ja, aber wie viele Tote?«
    Essin zuckte die Achseln und machte eine vage Bewegung. Dann wies er mit dem Kinn aufs Stadttor. »Aida, wenn Ihr gestattet … Würdet Ihr kurz einen Blick auf etwas werfen?«
    Arekh folgte ihm; trotz seiner Übermüdung war seine Neugier geweckt. Sie stiegen eine kleine Treppe hinauf und verließen die Stadt durch die den Wachen vorbehaltene Pforte im Turm. Draußen funkelte der Wüstensand unter den Sternen.
    »Die Männer der Louarn haben mir das gerade gezeigt.«
    Arekh drehte sich um, um zu sehen, wovon Essin sprach. Da erblickte er sie.
    Die dreizackigen Sterne des Rituals, die riesengroß mit Blut überall auf die Stadtmauern von Salmyra gemalt waren.

Kapitel 10
    Arekh eilte in den Ratssaal - und stand Marikani von Angesicht zu Angesicht gegenüber.
    Sie reagierten beide ähnlich: mit Ablehnung. Marikani wich einen Schritt zurück und trat dann zur Seite, als wolle sie ihn durchlassen. Arekh stand einen Moment lang wie erstarrt da - er war durch eine kleine Seitentür eingetreten, um nicht bemerkt zu werden - und benötigte einige Sekunden, bevor er weiterzugehen vermochte.
    Langsam schritt er bis zum Tisch. Marikani wandte ihm den Rücken zu und unterhielt sich leise mit dem Emir. Das Treffen hatte noch nicht begonnen; die Shi-Âr, die Gesandten aus Reynes und die meisten militärischen Befehlshaber waren noch nicht eingetroffen.
    Noch gestern hatten Diener Blumengirlanden im Ehrensaal aufgehängt, um die Eröffnung des Großen Konzils vorzubereiten, die hatte stattfinden sollen, wenn die Rune der Weisheit in Konjunktion mit dem ersten Mond stand: eine förmliche, ritualisierte Eröffnung mit langen Reden, Gebeten zu den Göttern, einem Opfer und der Segnung aller Teilnehmer.
    Das kam nicht mehr in Frage. Kriege, Scharmützel, Tote - das alles hatten sie sicher schon zur Genüge gesehen,
sogar der kindliche König von Kiranya trotz seines zarten Alters. Aber das hier war etwas anderes. Die Sklaverei war von den Göttern festgelegt worden. Und die Götter beschützten alle Länder gegen das Böse. So war die Welt. So war die Wirklichkeit. Und plötzlich rebellierten Sklaven, und die Anwesenden spürten, wie die Wirklichkeit ihnen gleich einer Handvoll Sand zwischen den Fingern hindurchrann …
    Ein Diener trat mit einem großen Tablett auf der Hand ein. Unter anderen Umständen hätte Arekh die Reaktion, die das hervorrief, amüsiert. Als sie hörten, wie die Tür sich öffnete, zuckten zwei Ratsherren und der kleine König zusammen. Dann richteten sich alle Blicke - sogar der Marikanis - prüfend auf den Mann, um abzuschätzen, ob es sich um einen Sklaven oder einen Freien handelte. Als sie sahen, dass unter der Haube, die er nach der Art der Pashnou trug, schwarze Haarsträhnen hervorquollen, seufzten die meisten Anwesenden erleichtert; nur Periscas beobachtete ihn noch einen Moment lang.
    Wenn schon die Großen der Königreiche so reagierten, wie viel Kummer und Schrecken mussten dann in den Familien von Salmyra herrschen? Arekh standen plötzlich die blutigen Racheakte vor Augen, die sich jetzt gerade in den Häusern der Stadt abspielen mussten: Herren, die ihre überlebenden Sklaven töteten, Kinder und Alte eingeschlossen - mit Steinen, mit Küchengeräten, allem, was ihnen gerade in die Hände kam … aus Angst, aus Zorn, aus Rache oder einfach aus dem Wunsch heraus, »den Feind« verschwinden zu lassen.
    Arekh war kurz in seine Gemächer gegangen, um nachzusehen, wie es der kleinen Sklavin ging, und hatte sie verängstigt, aber unversehrt unter dem Bett gefunden.
Die Übrigen waren verschwunden; er hatte sich nicht die Mühe gemacht, nach ihnen zu suchen.
    Eine Frau mit langen schwarzen Zöpfen, die hinter Periscas’ Stuhl stand, nahm sich die Freiheit, den Tee einzugießen. Das widersprach natürlich jeglicher diplomatischer Etikette,

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