Pakt der Könige
Angst , begriff er wie betäubt. Angst?
»Ich habe eine schwarze Gestalt gesehen, mit feurigen Augen«, fuhr sie in neutralem Tonfall fort. Der kleine Periscas erschauerte, und einer seiner Ratgeber legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. »Ich habe ein Geräusch gehört … eine Art Musik … einen Todesgesang.«
»Ist das nicht genug?«, fragte der Emir, der gegen einen Schauder ankämpfte. »Bei Verella! Meine Liebe, das ist eine Sache, an die ich mich nicht gern zu nahe heranwagen würde!«
»Aber würde ein Feind nicht gerade wollen, dass Ihr so denkt?«, fragte Marikani leidenschaftlich, und Arekh spürte, wie der jüngere Louarn und ein Nomadenhäuptling neben ihm aufmerksamer lauschten. »Die Angst ist eine wirkungsvollere Waffe als das Schwert! Was ich weiß, ist, dass diese Kreaturen von Reitern begleitet waren - echten Reitern aus Fleisch und Blut.«
Trotz seiner Verärgerung gestattete Harrakin sich ein Lächeln. »Das kann ich bestätigen, Fleisch und Blut. Mein Schwert hat hindurchgeschnitten.«
»Wer waren diese Männer? Woher kamen sie? Das ist es, was wir herausfinden müssen«, fuhr Marikani fort. »Einer meiner Offiziere hat mir vor dem Angriff Drogen verabreicht. Er hat, als die Garde ihn festnehmen wollte, Selbstmord begangen, indem er ein weißes Pulver geschluckt hat, das in einem seiner Ringe versteckt war.«
Der Emir nickte. »Das war sicher Vali . Das wirkt sofort«, erläuterte er mit Kennermiene.
Vor drei Jahren war der Neffe des Emirs, der für dessen Geschmack ein wenig zu viele Parteigänger gehabt hatte, plötzlich an einem »Herzschlag« gestorben - genau wie seine Frau, seine beiden jüngeren Brüder und ein Dutzend Adlige, die in Verdacht gestanden hatten, seine Sache zu unterstützen. Die Geschichte hatte sich überall in den Königreichen herumgesprochen.
Kurz huschte ein zufriedener Ausdruck über das Gesicht des Emirs, als ob er in schönen Erinnerungen schwelgte.
Marikani fuhr fort: »Gift in einem Ring - das kommt mir sehr menschlich vor. Um Leute zu vergiften, bedarf es nicht der Einflussnahme böser Mächte.«
»Die Wege des Bösen sind unergründlich«, sagte Laosimba mit gerunzelter Stirn. »Die Reiter waren Menschen, die von der Dunkelheit verderbt waren, die an ihnen nagte - wie Euer Offizier und wie die Sklaven … Ihr täuscht mich nicht, Ayashinata Marikani«, fuhr er fort; in seiner Stimme lag etwas Gewalttätiges, das wie ein plötzlicher Kälteeinbruch die Versammelten erstarren ließ. »Ihr habt selbst das Böse gespürt, das diese Kreatur ausstrahlte …« Er hob den Finger, und Marikani wich unwillkürlich ein wenig zurück. »Leugnet es nicht, Tochter Harabecs. Ich sehe noch den Schatten auf Eurem Gesicht und die Dunkelheit in Euren Augen!«
Zu Arekhs großem Erstaunen - und wohl auch zur Verblüffung Harrakins, der einen überraschten Blick auf seine Frau warf - antwortete Marikani nicht. Jetzt erst fielen Arekh die seltsamen Veränderungen im Gesicht der jungen Frau auf. Die Blässe. Die Schatten unter den Augen. Als er Marikani kennengelernt hatte, war das Erste, was ihn beeindruckt hatte, das Feuer gewesen, das Tag und Nacht in ihr zu schwelen schien und dessen Widerschein er stets in ihren dunklen Augen zu sehen glaubte. Sie hatte auch jetzt noch nicht alle Energie verloren - aber wo waren die Flammen?
Erfreut, gewonnen zu haben, wollte Laosimba gerade wieder das Wort ergreifen, aber Ranati kam ihm zuvor: »Morales«, sagte er, »Ihr habt mit eigenen Augen gesehen, was diese Kreaturen anrichten. Ihr seid in das Dorf geschickt worden, in dem es« - er schauderte - »zu diesem Gemetzel gekommen ist. Was glaubt Ihr? Handelt es sich um ein Werk des Bösen?«
Alle Gesichter wandten sich Arekh zu, und zum ersten Mal spürte er Marikanis Blick deutlich. Er schaute auf und sah ihr, ebenfalls zum ersten Mal, in die Augen.
Er blickte als Erster wieder beiseite.
Was sollte er antworten? Sei verflucht, Marikani , dachte er und spürte, wie sein alter Zorn wieder in ihm aufstieg. Die Gabe des doppelten Blicks war manchmal ein Fluch …
Was hatte er im Dorf gesehen ? Er erinnerte sich an Essins Entsetzen. Aber er selbst … Was hatte er empfunden?
»Morales?«, fragte Laosimba trocken.
»Ich denke nach«, sagte Arekh und sah ihm in die Augen. Spiel dich nur auf , sagte er mit Blicken, ich habe schon ganz andere als dich gesehen, Laosimba. »Ich denke,
es geht hier um eine wichtige Frage, und ich will nicht leichtfertig irgendetwas
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