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Pakt der Könige

Titel: Pakt der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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sagen.«
    Draußen war die Sonne mittlerweile aufgegangen. Plötzlich fühlte Arekh sich mutlos. Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht«, sagte er und spürte Marikanis Enttäuschung eher, als dass er sie gesehen hätte. »Ich weiß es nicht. Ich bin nur ein Krieger, wie soll ich das beurteilen? Da war … eine Art Ritual. Sie hatten ein Ritual mit den Leichen abgehalten und Feuer mit einer seltsamen schwarzen Flüssigkeit entzündet, die immer weiter brannte. Die Frauen und Kinder waren in Stücke gehackt worden …«
    »Von solch einer Flüssigkeit habe ich schon gehört«, sagte Marikani. »Man findet sie in bestimmten Bodenspalten, die -«
    »Auf Einzelheiten kommt es nicht an, wenn das Böse erwacht«, sagte Laosimba; seine kräftige Stimme schien von der Decke des Saals widerzuhallen. »Details spielen keine Rolle, wenn die Welt erschüttert wird - und die Welt ist heute erschüttert worden, und ich werde auf alle geistigen Kräfte zurückgreifen müssen, um sie wieder ins Gleichgewicht zu bringen!« Einer der Shi-Âr wollte etwas sagen, aber Laosimba brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. »Das Böse dringt langsam in unsere Länder ein und durchtränkt die schwachen Seelen. Mit jedem Schritt der Kreaturen der Abgründe schlagen die Wellen des Hasses und der Rebellion in den Seelen unserer Sklaven höher … Wenn sie gestern noch nicht fähig waren, sich zu erheben, so sind sie es heute, denn eines sage ich Euch: Hinter allen blauen Augen schwelt nun das Feuer der Abgründe! Unsere Sklaven sind nicht mehr menschlich. Sie sind jetzt das Böse, das Böse, das in jedes unserer Häuser und jeden unserer Paläste eingedrungen ist, jedem unserer Kinder
nahe ist … Der Krieg ist notwendig; natürlich müssen wir uns verteidigen, aber das wird nicht ausreichen. Wir müssen die Verderbtheit in unserer Mitte ausrotten.«
    Arekh hörte, wie Marikani den Atem anhielt.
    »Wir werden das größte Opfer ausrichten, das je zu Ehren der Götter dargebracht worden ist«, sagte Laosimba langsam. »In jeder Stadt, in jedem Dorf und auf jedem Bauernhof werden sich die geweihten Klingen erheben, um die Kehlen der Sklaven durchzuschneiden. Jedes Mitglied des Türkisvolks - ob Mann, Frau oder Kind - wird an diesem gesegneten Tag sterben! Ihre Leichen werden zu Ehren der Götter verbrannt werden und sicherstellen, dass wir einen entscheidenden Sieg über das Böse erringen!«
    Totenstille senkte sich über die Versammelten. Das Schweigen schien ewig zu dauern.
    Am Ende räusperte sich der Emir. »Wie stellt Ihr Euch das vor?«, sagte er, aber seine Stimme klang unsicher. »Wenn wir sie alle töten -«
    »Wir werden die Kinder, die noch keine fünf Jahre alt sind, verschonen, da ihre Seelen noch nicht allzu verderbt sind«, sagte Laosimba. »Sie werden den Grundstock einer neuen Zucht bilden.«
    »Aber wir brauchen die Sklaven«, protestierte der Emir. »Ihre Arbeit ist für uns unentbehrlich! Sie arbeiten auf den Feldern, ernten, behauen Steine, bauen Häuser … Wie sollen wir ohne sie auskommen?«
    »Lasst mich Euch im Gegenzug fragen, wie wir mit ihnen auskommen sollen! Wisst Ihr, wie es heute Morgen rings um diesen Palast aussieht? Dort liegen Leichen, oh Sohn des Um-Akr. Leichen, die in der Sonne verwesen. Eure Felder werden nicht länger bestellt werden, wenn Eure Bauern erst tot sind. Eure Steinbrüche werden nicht
länger ausgebeutet werden, wenn die Sklaven erst im Blut der Aufseher gebadet haben. Es wird niemanden mehr geben, der Bauarbeiten überwachen könnte - und auch keine Bürger mehr, die in die neuen Häuser einziehen könnten. Wollt Ihr das? Wollt Ihr Faez in dem Zustand sehen, in dem Salmyra heute ist? Seht Ihr Euren Palast vor Euch, Sohn des Um-Akr? Seht Ihr Eure toten Frauen, Eure niedergemetzelten Diener, Eure erwürgten Söhne? Seht Ihr vor Euch, wie Eure Stadt von Flammen verzehrt wird, während das Zeichen der Vernichtung ihre Mauern purpurn färbt?«
    »Aber …«, begann Marikani mit ausdrucksloser Stimme.
    Sei still, Marikani , flehte Arekh innerlich. Sei still! Dieser Mann ist zu allem fähig …
    Aber Laosimba ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen. »Ihr!«, zischte er und richtete einen anklagenden Finger auf die junge Königin. »Ihr habt kein Recht, Euch dazu zu äußern. Regiert Harabec, sprecht von militärischen Strategien und intrigiert so viel Ihr wollt, aber ich verbiete Euch, etwas zu dem Ritual zu sagen. Ich kenne Eure Einstellung, die sich am Rande der Ketzerei bewegt …

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