Pakt des Bosen
die Gerichtsmediziner festgestellt haben, dass der Körper des Toten tiefgefroren war.â
âWas hat das denn nun zu bedeuten?â, fragte Clifford irritiert. Es war sein Sicherheitsberater, der die Frage beantwortete.
âDas bedeutet, dass der Terrorist entführt, getötet und eingefroren wurde. Dann, als der Zeitpunkt gekommen war, wurde er aufgetaut, irgendwie im ferngesteuerten Auto befestigt und zum Zielort gebracht. Dort sollte dann die Bombe gezündet werden. Die DNS-Spuren, die gefunden würden, sollten dann auf den bekannten Terroristen der Al-Qaida hindeuten.â
âOh mein Gottâ, hauchte der Präsident. Wieder wechselte er einen schnellen Blick mit seinem Stabschef. Jan entging das keineswegs. âIrgendetwas verschweigst du mirâ, stellte er fest.
Clifford hob den Blick und starrte den Kanzler lange an. Dann gab er sich einen Ruck. âSeit geraumer Zeit habe ich das Gefühl, dass sich innerhalb meines Regierungsapparates eine Front gegen mich bildet. Einige Leute sind nicht einverstanden mit meiner Nahost-Politik. Vor allem was unsere Militärpräsenz in Afghanistan und im Irak betrifft. Als ich noch im Senat war, habe ich keine Gelegenheit ausgelassen, den Krieg im Irak zu verurteilen. Als ich Präsident wurde, hofften meine Gegner, dass sich meine Einstellung bezüglich unseres Einsatzes im Irak und in Afghanistan ändern würde. Dies ist aber nicht der Fall. Ich kenne die wahren Motive. Ich weiÃ, warum wir in den Irak einmarschiert sind. Und ich verurteile das.â Clifford machte eine Pause und trank einen Schluck Wasser. Er schüttelte den Kopf. âIch weià nicht mehr, wem ich noch trauen kannâ, gab er zu. Er nickte in Richtung seines Nationalen Sicherheitsberaters. âRyan ist einer der wenigen, denen ich mein volles Vertrauen schenke. Dazu kommen noch mein AuÃenminister und mein Stabschef. Bei allen anderen bin ich sehr vorsichtigâ, gab der mächtigste Mann der Welt zu.
âUnd wer, glauben Sie, sind Ihre gröÃten Widersacher?â, wollte de Fries wissen. Präsident Clifford quittierte diese Frage mit einem anerkennenden Lächeln.
âDer Verteidigungsminister und sein Stellvertreter, die Chefs von CIA und NSA und mein Vizepräsidentâ, gab Clifford bereitwillig Auskunft.
âWas ist mit dem FBI?â, fragte de Fries.
âAuf meiner Seite.â
âUnd das Militär?â
âDas Militär schert sich einen Dreck um Ãl. Die wollen nur überleben, befolgen aber ihre Befehle. Bei den Stabschefs bin ich mir, offen gestanden, nicht so sicher.â
âUnd wie sind deine Kontakte zu den Israelis?â, wollte Gerling wissen.
âDu willst wissen, ob ich da jemanden habe, dem ich trauen kann?â, fragte Clifford und warf seinem Sicherheitsberater einen Blick zu.
âEs gibt da vielleicht eine Möglichkeit, an Informationen ranzukommenâ, meinte Ryan.
âNoch etwas. Al Farag hat mir die Identitäten von zehn vermissten Terroristen gegeben. Mit dem gescheiterten Anschlag in Rom haben wir jetzt fünf Attentate. Das heiÃt, es werden noch fünf folgenâ, stellte der Kanzler fest.
âOder ein sehr groÃerâ, sagte Ryan.
Darauf wusste niemand eine kluge Antwort.
Berlin, 29. August, 17.30 Uhr
Die Fernsehspots mit den Eltern der von Kanzler Gerling und seinen Mitarbeitern geretteten Kinder liefen seit nunmehr elf Tagen und zeigten das erwünschte Ergebnis. Die Stimmen, die das Vorgehen des Kanzlers guthieÃen, wurden immer lauter und die Umfragewerte des Kanzlers erholten sich. Dies änderte natürlich nichts am Schicksal von Sengens, aber der Graf hatte schon erste Gespräche mit ihm geführt und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis Martin von Sengen in dessen Dienste trat. Rosenthal hatte den Grafen über die Falle informiert, die er Weber gestellt hatte. Der Graf hatte anerkennend genickt. Im Gegenzug hatte der Graf Rosenthal darüber informiert, dass Bauer sich, sobald er aus Istanbul zurückkehren würde, um den ehemaligen Berater des Kanzlers, Witt, kümmern würde.
Jetzt würden sie aber zunächst einmal den heutigen Abend genieÃen. Dann nämlich würde das Interview zwischen Martin Wagner und Weber stattfinden.
Berlin, 29. August, 21.30 Uhr
Der erfahrene Journalist Martin Wagner lieà sich normalerweise nicht einspannen, um Dinge zu tun, die er heute machen würde. Dafür war
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