Pakt mit dem Feind
Dooleys Gewehr stammte. In der Nachbarschaft gingen noch mehr Lichter an.
Der grobschlächtige Mann stieß einen Schmerzensschrei aus.
Mimi jubelte und schwenkte ihre Faust in Siegerpose. “Gut so, Dooley! Gib’s ihm!”
Den Blick auf die Hecke gerichtet, rief sie: “Hast du das gehört, Süße? Ich glaube, Dooley hat ihm ‘ne Ladung Spatzenschrot verpasst. So wie der Fettsack gequiekt hat, haben ein paar der Schrotkugeln es bis zu seiner Haut geschafft. Das wird tagelang wehtun, aber auf die Entfernung ist es nicht tödlich. Vorausgesetzt, der Typ ist ein Mensch. Ich fand, der sah eher wie ‘ne Nacktschnecke im Anzug aus.” Mimi lachte noch mal und vollführte auf ihren High Heels einen kleinen Siegestanz. “Ich wette, Dooley hat seinen feinen Ledermantel durchsiebt.”
Erst jetzt fiel Mimi auf, dass Elizabeth kein Wort gesagt hatte. “Süße? Süße, wo … oh nein! Neiiiin!”
Elizabeth lag auf dem Rücken, die Augen geschlossen. Blut rann aus einer Wunde an ihrer linken Schläfe und bildete eine Pfütze auf den Steinplatten der Terrasse. Mehr Blut quoll aus einem Einschussloch in der rechten Schulter hervor und floss von dort über ihre Haut und die schwarze Spitze des Nachthemds.
“Was ist los, Miss Mimi?”, rief Gladys, als sie über den Rasen auf sie zueilte. “Was ist passiert? Wer war der Mann? Was sollte die ganze Schießerei?”
“Oh Gott, oh Gott, oh Gott”, murmelte Mimi wieder und wieder, während sie sich neben Elizabeth kniete. “Es ist in Ordnung, Süße. Du schaffst das. Ich versprech’s. Bleib einfach bei mir. Hörst du? Bleib einfach nur bei mir.” Sie warf den Kopf in den Nacken und schrie: “Dooley! Gladys! Hilfe! Hilfe! Elizabeth wurde angeschossen.”
“Ich bin hier, Miss Mimi”, sagte Gladys ächzend und stöhnend, weil sie so schnell gerannt war. Auf Elizabeths anderer Seite fiel sie auf die Knie. “Oh mein Baby! Mein armes, armes Baby!”
Wie aus weiter Ferne hörte Mimi Reifen quietschen, als ein Fahrzeug davonraste. Der Killer flüchtete. Aber im Augenblick war für sie nur eines wichtig: ihre Freundin.
Dooley tauchte aus der Dunkelheit auf, seine alte Donnerbüchse über die Schulter gehängt.
“Grundgütiger Himmel”, murmelte er. “Lebt sie noch? Hat sie Puls?”
Mimi tastete mit Fingerspitzen den Hals der Freundin ab. “Das ist ein Puls, aber er wird schwächer. Wir müssen die Blutung stoppen.”
Gladys schaute zu ihrem Mann auf und wies ihn an: “Bring mir eine dieser warmen Decken vom Sofa und ein paar saubere Handtücher.”
“Es sind noch welche im Trockner”, rief Mimi ihm nach.
Dooley kehrte innerhalb von Sekunden mit dem Gewünschten zurück.
“Ich gehe nach vorn, um die Polizei und den Krankenwagen einzuweisen”, erklärte er und verschwand im Dunkeln.
Mimi breitete die warme Decke über Elizabeth aus, während Gladys eins der Handtücher Mimi reichte. “Hier, drücken Sie das fest gegen die Kopfwunde.”
Sie selbst faltete das andere Handtuch und presste es auf die Schulterwunde.
“Oh Gott, Gladys”, sagte Mimi mit zitternder Stimme. “Da ist so viel Blut.”
“Ich weiß. Ich weiß. Kopfverletzungen bluten immer stark”, antwortete die ältere Frau. Obwohl sie noch kürzer angebunden klang als sonst, konnte Mimi die Angst in ihren Worten hören. “Halten Sie durch, Miss Elizabeth. Miss Mimi und ich sind bei Ihnen, Kindchen. Wir sind hier. Hilfe ist schon unterwegs. Können Sie mich hören? Sie schaffen es. Alles wird gut. Halten Sie einfach nur durch.”
Wie auf Stichwort fuhr ein Krankenwagen die Auffahrt hoch. Drei Rettungssanitäter sprangen heraus und rannten mit Notfallkoffern auf sie zu. Hinter ihnen folgte eine Gruppe von Polizisten mit Dooley.
Die Sanitäter kümmerten sich um Elizabeth, während ein Polizist begann, Fragen zu stellen.
“Ich sage Ihnen alles, was Sie wissen wollen, aber Sie müssen dafür mit ins Krankenhaus kommen”, erklärte Mimi. “Ich begleite Elizabeth.”
“Aber Ma’am, ich muss …”
“Sparen Sie sich die Mühe, Junge”, sagte Dooley. “Sie haben gehört, was sie gesagt hat. Das Gleiche gilt für mich und meine Frau.”
“Ich hole nur meinen Mantel und meine Handtasche. Dooley, Sie und Gladys müssen laufen und holen, was Sie brauchen.” Sie bückte sich und hob das verängstigte Kätzchen hoch, das zu ihren Füßen maunzte. Hastig reichte sie es der Haushälterin. “Und versorgen Sie Barcode.”
Ohne eine Antwort abzuwarten, rannte Mimi ins Haus. Weniger als eine
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