Pakt mit dem Feind
gründlich nachgeforscht. Da gab es nichts zu finden.”
Mr. Summers lächelte beifällig, bevor er fortfuhr: “Unter seinen Geschäftspartner gilt er als forsch. Anscheinend hat er nicht viel Geduld und Taktgefühl, ist ein harter Verhandlungspartner und stellt hohe Ansprüche. Allerdings verhält er sich immer fair. Sein Vermögen, wie Sie anhand der Zahlen auf Seite vier sehen können, ist riesig. Es besteht aus Wertpapieren, Landbesitz, Ölbohrkonzessionen, er ist persönlicher Eigentümer verschiedener Geschäfte und Fabriken, außerdem gehört ihm ein ordentlicher Anteil an einer Pharmagesellschaft, und er ist zu einem Viertel an einer Schifffahrtslinie und verschiedenen anderen Unternehmen beteiligt. Sie sind alle in meinem Bericht aufgeführt. Er ist ein außerordentlich wohlhabender Selfmademan mit hervorragendem Ruf und erstklassiger Bonität. Alle Bankiers und Geschäftsleute, die ihn kennen, sprechen voller Anerkennung von ihm. Sie sind sich alle einig, dass er in Geschäftsdingen und Finanzen ein echtes Genie ist.”
Er räusperte sich, doch Elizabeth bewahrte weiter gespanntes Schweigen. “Mr. Riordan stammt aus dem Arbeitermilieu und hatte wohl das, was man, äh, eine bewegte Jugend nennen kann. Sein Vater hat als Werkzeugverwalter auf Ölfeldern gearbeitet, die Mutter war Hausfrau. Zu den Bohrinseln auf der ganzen Welt, auf denen Mr. Riordans Vater gearbeitet hat, hat er seine Frau und seinen Sohn mitgeschleppt. Abgesehen von vier Jahren Militärzeit bei der Marine hat Mr. Riordan bis Mitte zwanzig jeden Sommer als Hilfsarbeiter auf den Ölfeldern gejobbt. Das Geld hat er fürs College verwendet, dazu bekam er verschiedene Stipendien. Er hat einen doppelten Abschluss der Technischen Universität von Texas im Ingenieur- und Finanzwesen. Während seiner Zeit am College war er immer unter den Besten des Jahrgangs. Er hat außerdem einen MBA von der Stanford University.”
Auf Elizabeths bewunderndes Nicken antwortete Mr. Summers mit einem Lächeln, bevor er sich dem Ende seines Berichtes zuwandte. “Vor ungefähr zehn Jahren ist Mr. Riordans Vater gestorben. Mit seiner Mutter versteht er sich gut und ermöglicht ihr ein sehr bequemes Leben. Sie wohnt in einer dieser piekfeinen Einrichtungen für betreutes Wohnen im Alter. Ihr Name ist Iona Belle Riordan. Sie hat nie wieder geheiratet.”
Mr. Summers schloss seine Mappe. “Alles in allem würde ich sagen, dass er ein anständiger Kerl ist. Ich würde ihm vertrauen. Ganz ehrlich, ich hätte nichts dagegen, ein paar Anlagetipps von ihm zu bekommen. So, und nun hoffe ich, dass dieser Bericht die Informationen enthält, die Sie haben wollten.”
“Ja. Ja, in der Tat. Vielen Dank, Mr. Summers.”
Nachdem sie den Detektiv hinausgebracht hatte, kehrte Elizabeth in das Arbeitszimmer zurück, suchte die Visitenkarte von Max heraus und wählte seine private Nummer, bevor sie ihre Meinung noch mal ändern konnte. Er nahm beim ersten Klingeln ab.
“Ja”, blaffte er.
Elizabeth zuckte bei seinem barschen Tonfall zusammen und hätte beinahe aufgelegt. Sie bemerkte, dass sie zitterte. Verärgert über sich selbst straffte sie die Schultern. “Max. Hier ist Elizabeth Stanton. Ich habe … ich habe über alles nachgedacht, worüber wir gesprochen haben, und … und ich habe mich entschieden, Ihren Vorschlag anzunehmen.”
Einen Moment lang blieb es still. Dann sagte Max mit ein klein wenig freundlicherer Stimme: “Ich bin gleich bei dir.”
“Wo bist du gleich?”
Troy Ellerbee, Max’ rechte Hand, saß vor dem massiven Schreibtisch und warf seinem Chef einen finsteren Blick zu. “Du kannst jetzt nicht gehen. Schon vergessen? Wir haben ein Meeting mit Dewitt Scarborough und seinem Anwalt in …”, Troy schob den Ärmel hoch und warf einen Blick auf seine Armbanduhr, “… in zwei Stunden und 44 Minuten.”
“Bevor ich gehe, lasse ich Carly das Treffen verschieben. Das hier ist wichtiger”, antwortete Max tief in Gedanken. Er ging in das angrenzende private Badezimmer und überprüfte sein Aussehen im Spiegel. Nachdem er seinen Hemdkragen wieder zugeknöpft hatte, rückte er die Krawatte zurecht und fuhr sich mit dem Kamm durchs Haar.
“Was meinst du damit, wichtiger?”, erkundigte sich Troy von der Türschwelle aus. “Was könnte wichtiger sein als das Geschäft mit Scarborough? Wir haben den alten Knochen mehr als ein Jahr bearbeitet, damit er uns sein Land verkauft.”
Max schob sich an seinem Assistenten vorbei und ging ins Büro zurück,
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