Pakt mit dem Feind
und ein bisschen wehmütig betrachtete Elizabeth das Bild. Ida hatte für das Porträt in einem viktorianischen Abendkleid aus weinroter Seide mit elfenbeinfarbenem Spitzensaum Modell gesessen. An den Ohren und um den Hals trug sie erlesenen, mit Diamanten besetzten Goldschmuck, der als “Stanton-Diamanten” bekannt war.
“Mein Urururgroßvater Asa Stanton hat die Ohrringe und das Collier für seine Frau Camille zum 25. Hochzeitstag anfertigen lassen. Sie hat den Schmuck ihrem Sohn Jonathan an seinem Hochzeitstag mit Ida O’Keefe gegeben. Seither sind die Stanton-Diamanten von Generation zu Generation weitervererbt worden.”
“Also sind es Familienerbstücke. Ich freue mich darauf, sie einmal an dir zu sehen.”
“Ich fürchte, das wird nicht passieren. Ich musste sie leider im letzten Frühjahr verkaufen, um den Zahltag zu überstehen und endlich den neuen Mähdrescher für Mimosa Landing zu kaufen.”
Max hob die Augenbrauen, aber zu Elizabeths Überraschung stellte er ihre Entscheidung nicht infrage. Sich von den Stanton-Diamanten zu trennen war schmerzhaft genug gewesen, und sie hatte nicht das Bedürfnis, die ganze Geschichte erneut aufzurollen.
“Warum setzt du dich nicht”, bot sie an und deutete auf das Sofa. Sie nahm auf ihrem Lieblingsstuhl Platz und faltete die Hände im Schoß. “Ich habe wirklich nicht erwartet, dass du alles stehen und liegen lässt und sofort herkommst.”
“Kein Problem. Ich möchte das alles gern so schnell wie möglich hinter mich bringen. Die nächsten paar Wochen werde ich sehr beschäftigt sein. Für den Fall, dass du meinen Antrag annimmst, habe ich meinen Anwalt schon vor einer Woche den Ehevertrag aufsetzen lassen.” Er zog die Urkunde aus der Tasche und reichte sie ihr. “Wenn du dich mit deinem Anwalt in Verbindung setzt und er heute sein Okay dazu gibt, könnten wir unterschreiben und dann nach Las Vegas fliegen, um heute Abend noch zu heiraten.”
Benommen schaute Elizabeth von Max zu der Urkunde und zurück. Sie blinzelte ein paarmal. Seine Ansprache hatte ihr völlig die Sprache verschlagen. Der Mann war wie eine Dampfwalze – kein Small Talk, keinerlei Finesse, kein Fingerspitzengefühl. Zack, zack, hier ist das Angebot, los geht’s.
“Du machst wohl Witze”, brachte sie schließlich in entsetztem Tonfall hervor. “Las Vegas? Auf gar keinen Fall werde ich mich in einer schmierigen Kapelle in Las Vegas in einer Fließbandhochzeit trauen lassen. Ich würde nie so etwas … Schäbiges tun.”
“Ich hoffe, dir schwebt nicht eine dieser protzigen High-Society-Hochzeiten vor, die man ein Jahr lang planen muss”, konterte Max. “Denn das ist nicht drin. Für diesen Firlefanz habe ich weder die Zeit noch die Geduld.”
“Nein, natürlich habe ich keine offizielle Hochzeit im Sinn. Unter den gegebenen Umständen wäre das wohl kaum passend. Allerdings bestehe ich darauf, dass wir ein Mindestmaß an Anstand und Würde wahren, wenn wir die Sache durchziehen. Ich finde, wir sollten eine kleine, geschmackvolle Feier abhalten, entweder hier oder auf Mimosa Landing, mit unseren Familien und engsten Freunden. Du kannst mir glauben, wenn sich die Nachricht über unsere Hochzeit herumspricht, wird es genug Klatsch geben. Da brauchen wir nicht noch Öl ins Feuer zu gießen, indem wir so etwas Geschmackloses tun wie in Las Vegas zu heiraten.”
“Hmm. Vermutlich hast du recht. Aber ich will das Ganze nicht unnötig in die Länge ziehen. Wie lange wird es dauern, eine Feier in der Art, wie du sie dir vorstellst, vorzubereiten?”
“Nun ja, erst einmal müssen wir uns mit unseren Anwälten treffen und den Ehevertrag ausarbeiten. Dann brauchen wir eine Heiratsgenehmigung, müssen einen Pfarrer finden, der uns traut und die Leute einladen, die wir dabeihaben wollen. Außerdem sollten wir für Blumen und ein kleines Büfett sorgen. Und wir müssen die Ringe kaufen.”
“Ach ja, richtig. Beinahe hätte ich es vergessen.” Max griff in seine Tasche und holte die Schmuckschatulle heraus. “Das habe ich letzte Woche besorgt. Der Juwelier bei Tiffany’s hat mir versichert, dass er deine Größe hat.” Er warf ihr die Schachtel zu, und Elizabeth fing sie instinktiv auf.
“Was …?”
“Es ist ein Verlobungsring. Los, mach es auf.”
“Ein Verlobungsring?” Elizabeth hob das Kinn. “Du scheinst dir ja sehr sicher gewesen zu sein, dass ich Ja sagen würde.”
Max zuckte die Schultern. “Ich vertrete die Ansicht, dass sich eine positive Einstellung
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