Paladin der Seelen
das über die gesamte Länge seines Körpers loderte wie verschüttetes Öl.
Er war wieder in das schlichte ungefärbte Leinengewand gehüllt, obwohl sein Haar noch immer ordentlich geflochten war. Catti griff nach unten, rupfte den Knoten an seinem Gürtel auseinander, und schlug jede Seite seines Gewandes halb zurück, von der Schulter bis zum Knöchel. Darunter war er nackt, abgesehen von dem blassen weißen Streifen eines Verbandes, der seinen Brustkorb unmittelbar auf Höhe des Herzens umgab. Darunter lag jener verborgene Quell, aus dem das bleiche Feuer hervorströmte und abfloss.
Cattis Gesicht war kühl, unbewegt, beinahe ausdruckslos. Sie griff nach unten und berührte die Bandage. Das weiße Licht schien sich wie Wolle um ihre dunklen Finger zu winden.
Einer Sache war Ista sich sicher: Es war keine gute Kraft, die durch Cattilara strömte. Das Licht der Götter in all seinen Farbtönen war für das innere Auge unverkennbar. Und ansonsten kannte Ista nur eine weitere Quelle für derartige Zauberei.
Wo also ist der Dämon? Ista hatte seine unheilvolle Präsenz bisher nicht gespürt. Was sie hauptsächlich in Cattilaras Gegenwart gespürt hatte, war ein gewisser Zorn. Genug, um ihr tieferes Unbehagen zu überdecken? Nicht ganz, so schien es im Rückblick, selbst wenn Ista ihre Anspannung in Gegenwart der Gräfin als gemeine Eifersucht fehlgedeutet hatte. Teilweise fehlgedeutet, berichtigte sie sich. Ista konzentrierte sich und machte die Vision so klar wie möglich. Sie öffnete ihr inneres Auge weiter, um all das Lebenslicht aufzunehmen, das in ungeordneten Wellen durch den Raum schwappte.
Kein Licht: Dunkelheit, Schatten. Unter Cattilaras Brustbein schwebte ein düsterer lila Knoten, fest um sich selbst geschlungen. Versteckte er sich? Falls ja, war er nicht ganz erfolgreich – wie eine Katze in einem Sack, die vergessen hatte, ihren Schwanz mit hineinzuziehen.
Aber wer hatte wen in Besitz genommen? Verwirrenderweise wurde der Ausdruck Zauberer für beide spirituelle Zustände verwendet. Die Geistlichen bestanden zwar darauf, dass sie in theologischer Hinsicht zu unterscheiden waren, doch von außen konnte man sie kaum auseinander halten.
Ich kann es offenbar. Andererseits sehe ich es auch sozusagen von innen. Cattilara beherrschte diesen Dämon, nicht umgekehrt. Es war ihr Wille, der hier die Oberhand hatte, ihre Seele beherrschte diesen lieblichen Körper. Im Augenblick zumindest.
Cattilara ließ einen Fingernagel über Lord Illvins Oberkörper gleiten, von der Einbuchtung an seiner Kehle bis zum Nabel und tiefer. Entlang ihrer Bewegung schien das Feuer heller aufzulodern, wurde nach unten umgelenkt, als würde es durch einen neuen Kanal fließen.
Sie setzte sich neben ihn aufs Bett, lehnte sich über den liegenden Körper und begann ihn methodisch zu liebkosen, von den Schultern nach unten, von den Knöcheln nach oben. Sie richtete das Zentrum des Springquells aus Licht über seiner Leiste neu aus. Ihre Zärtlichkeiten wurden eindeutiger. Nicht einmal ein Zucken war an seinen gräulichen Augenlidern zu erkennen, doch andere Teile von Illvins Körper reagierten allmählich auf diese intensiven Aufmerksamkeiten. In gewisser Weise wurde er lebendig, sein Fleisch, wenn auch nicht sein Geist. Sichtlich.
Sind sie etwa Liebhaber? Ista kniff die Augenbrauen zusammen. Trotz aller zweckdienlichen Sachkunde war es die liebloseste Liebkosung, die Ista je gesehen hatte. Es sollte anregen, nicht befriedigen, und es wurde auch keine Befriedigung gesucht. Wenn ihre Hände je den Vorzug erhalten würden, über diese elfenbeinerne Haut zu streichen, über diese Muskeln, diese dunklere samtweiche Empfänglichkeit, würde sie nicht grob sein und so abgehackt, die Hände vor Anspannung zur Klaue verkrümmt. Ihre Handflächen würden geöffnet sein, im Entzücken schwelgen. Das hieß … wenn sie je den Mut fand, jemanden so zu berühren. Die Leidenschaft hierüber war Zorn, keine Lust.
Lord Bastard, deine Segnungen werden in diesem Bett verschwendet.
Catti flüsterte: »Ja, so ist es richtig. Komm schon.« Ihre fleißigen Finger arbeiteten. »Es ist ungerecht. Ungerecht. Dein Samen ist dick, und der meines Herrn ist zu Wasser geworden. Wofür brauchst du ihn? Wofür brauchst du irgendetwas?« Ihre Hände wurden langsamer. Ihre Augen funkelten, und ihre Stimme wurde noch leiser. »Wir könnten auf ihm reiten, das weißt du. Niemand würde es jemals erfahren. Du würdest trotzdem ein Kind kriegen. Es wäre
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