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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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dankbar, Majestät.«
    »Prinz Bergon ist ein guter Junge.« Doch von jemandem, der so offensichtlich in ihre Tochter verliebt war wie Iselles junger ibranischer Ehemann, konnte Ista natürlich nur eine gute Meinung haben.
    »Sein Vater allerdings, der König, hat etwas von einem Kaktus an sich – trocken und stachlig. Man holt sich leicht blutige Finger, wenn man mit ihm zu tun hat.«
    »Nun, jetzt ist es unser Kaktus.«
    »Allerdings.«
    Mit einem Seufzer lehnte Ista sich zurück. »Diese Neuigkeiten sollten nicht vertuscht werden … Zumindest nicht die Neuigkeit, dass eine hochwohlgeborene Dame von Jokonas Hof einen Dämon beherbergt hat und versuchte, eine Festung Chalions mit Zauberei zu unterwandern. Ich sollte zumindest eine Warnung an den Erzprälaten Mendenal in Cardegoss aufsetzen, und an Kanzler dy Cazaril.«
    »Das wäre angebracht«, räumte Illvin widerstrebend ein. »Obwohl es mich sehr in Verlegenheit bringt, dass Umerue beinahe Erfolg gehabt hätte. Andererseits … Es war nicht der Erzprälat von Cardegoss, den der Zufall bei den Haaren gepackt und zum hintersten Ende Chalions geschleift hat. Das wart Ihr! Ich kann mir kaum eine unwahrscheinlichere Antwort auf meine Gebete vorstellen.«
    »Habt Ihr zum Bastard gebetet, wenn Ihr bei Sinnen wart?«
    »Sagen wir lieber, wenn ich wach war, nicht bei Sinnen. Alles wirkt sehr unklar, bis … gestern? Ja, gestern. Ich habe jedenfalls inbrünstig gebetet. Sonst konnte ich ja nichts tun. Ich konnte nicht einmal die Worte richtig aussprechen, nur in meinem Innern herausschreien. An meinen Gott, den ich verlassen habe. Ich habe nicht viel gebetet, seit ich erwachsen bin. Wenn Er gesagt hätte: Verschwinde, Junge! Du wolltest es allein versuchen, also musst du jetzt auch allein fertig werden mit dem, was du dir eingebrockt hast, so hätte ich mir gesagt, dass es Sein gutes Recht ist.« Bedächtiger fügte er hinzu: »Aber warum Ihr ? Wenn der Grund dafür nicht noch weiter zurückliegt, beim Vater meines Bruders und den Vorfällen bei Hofe in Cardegoss.«
    Seine scharfsinnige Vermutung brachte Ista außer Fassung. »Ich trage noch einen Rest alten Schuldgefühls mit mir herum, was den verstorbenen Lord dy Lutez angeht, und muss damit fertig werden. Aber das hat nichts mit Arhys zu tun. Und Arvol war nicht mein Liebhaber!«
    Illvin reagierte überrascht auf ihre Heftigkeit. »Das habe ich auch nicht behauptet, Majestät!«
    Sie stieß den Atem aus. »Nein, das habt Ihr nicht. Es ist Lady Cattilara, die diese alte Verleumdung als romantische Geschichte betrachtet, die Götter mögen mich verschonen! Arhys möchte mich einfach als eine Art geistige Stiefmutter ansehen, nehme ich an.«
    Zu ihrer Überraschung schnaubte er nur. »O ja.« Sein brüderlich erbostes Kopfschütteln trug kaum dazu bei, Ista diese rätselhafte Bemerkung verständlich zu machen.
    Ein wenig säuerlich merkte sie an: »Bevor ich Gelegenheit hatte, euch beiden zuzuhören, war ich beinahe schon davon überzeugt, dass Ihr der eifersüchtige Mörder wart. Der verachtete uneheliche Halbbruder, dem der Vater vorenthalten war, Titel und Besitz, und der die neuerliche Zurückweisung schließlich nicht mehr ertragen konnte.«
    Sein trockenes, halblautes Lachen klang nicht im Mindesten beleidigt. »Einer solchen Täuschung sind vor Euch schon andere aufgesessen. Tatsächlich ist es wohl eher umgekehrt. Ich hatte einen Vater, mein Leben lang. Oder zumindest sein Leben lang. Arhys hatte nur einen Traum. Mein Vater hat uns beide erzogen, und er hat stets versucht, bei Arhys sein Bestes zu geben. Doch es war immer ein bewusstes Bemühen zu spüren, während ich selbst seine Liebe ohne dieses Hindernis empfangen konnte.
    Doch Arhys war niemals eifersüchtig oder verärgert, denn irgendwann einmal würde alles wieder gutgemacht. Irgendwann würde sein Vater ihn an den Hof rufen. Wenn er groß genug war. Wenn er gut genug war, ein hinreichend guter Schwertkämpfer, Reiter, Offizier. Der große Lord dy Lutez würde ihm einen Platz zu seiner Rechten gewähren, würde ihn seinem glanzvollen Gefolge vorstellen und zu all seinen mächtigen Freunden sagen: Seht her, dies ist mein Sohn. Ist er nicht großartig? Arhys trug niemals seine besten Gewänder. Die hatte er bereits für die Reise eingepackt. Für den Tag, an dem sein Vater nach ihm riefe. Er war jederzeit bereit, binnen einer Stunde aufzubrechen. Dann starb Lord dy Lutez, und … Arhys’ Traum blieb nur ein Traum.«
    Traurig schüttelte Ista den Kopf.

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