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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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»Während der fünf Jahre, die ich ihn kannte, hat Arvol dy Lutez kaum von Arhys gesprochen. Und nicht von Euch. Hätte er nicht den Tod gefunden, in jener Nacht in den Kerkern des Zangres … vielleicht müsste Arhys trotzdem immer noch auf diesen Ruf warten.«
    »Das habe ich mich im Rückblick auch gefragt. Aber ich flehe Euch an, erzählt es Arhys nicht.«
    »Ich bin mir nicht sicher, was ich ihm erzählen muss.« Obwohl ich da meine Befürchtungen habe. Doch was immer es war, sie sollte nicht zu lange damit warten.
    »Was mich betrifft, ich hatte einen lebenden Menschen als Vater«, fuhr Illvin fort. »Er war mitunter launenhaft – was für Auseinandersetzungen wir hatten, als ich noch jünger war! Ich bin froh, dass er lange genug lebte, damit wir eine Zeit lang als erwachsene Männer zusammen verbringen konnten. Nach seinem Schlaganfall haben wir ihn hier auf Porifors gepflegt, wenn auch nicht allzu lange. Ich glaube, er sehnte sich inzwischen danach, unserer Mutter nachzufolgen. Einige Male haben wir ihn draußen gefunden, auf der Suche nach ihr.« Seine wohltönende Stimme klang gepresst. »Sie war damals bereits seit zwanzig Jahren tot. Ihn band am Ende so wenig ans Leben, dass sein Tod während der Jahreszeit des Vaters kaum noch als Unglück erscheinen konnte. Ich hielt seine Hand, als es zu Ende ging. Sie fühlte sich kalt an, und trocken. Beinahe substanzlos … bei den fünf Göttern, wie bin ich jetzt auf dieses Thema gekommen? Demnächst bringt Ihr mich noch dazu, in Tränen auszubrechen.« Tatsächlich weinte er schon, ignorierte jedoch standhaft das verdächtige Glitzern in seinen Augen; deshalb tat Ista es höflicherweise auch. »Soweit also meine Erfahrungen mit der unehelichen Geburt.« Er zögerte, schaute sie an. »Glaubt Ihr – nachdem Ihr gesagt habt, dass Ihr ihnen von Auge zu Auge gegenüberstandet – dass die Götter uns wieder mit denen zusammenbringen, die wir lieben? Wenn sie unsere Seelen aufnehmen?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Ista, zu überrascht, um anders als ehrlich zu antworten. Dachte er in diesem Augenblick auch an die Zukunft, an Arhys, ebenso wie an die Vergangenheit und den älteren Ser dy Arbanos? »Vielleicht habe ich nie jemanden so sehr geliebt, dass ich mir diese Frage gestellt hätte. Aber ich glaube … man kann durchaus darauf hoffen.«
    »Hm.«
    Ista wandte den Blick ab. Wenn sie sein wehmütiges, in sich gekehrtes Gesicht betrachtete, fühlte sie sich wie ein Eindringling. Ihr Blick fiel auf Goram, der wieder vor und zurück wippte und seine Hände umklammert hielt. Äußerlich ein ergrauter, alternder Dienstbote. Doch innerlich … beraubt, geplündert, ausgebrannt wie ein Dorf, das von zurückweichenden Armeen heimgesucht worden war.
    »Wie seid Ihr zu Goram gekommen?«, wollte Ista von Illvin wissen. »Und wo?«
    »Ich war auf Erkundung in Jokona, wie es meine Gewohnheit ist, wenn ich mal eine Woche Zeit habe. Ich sammle nämlich Pläne von Burgen und Städten, das ist mein Steckenpferd.« Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und ließ erkennen, dass er noch einiges mehr sammelte. Doch er fuhr fort: »Nachdem ich als Pferdehändler verkleidet nach Hamavik geritten war und mehr Tiere beisammen hatte als geplant, stellte ich plötzlich fest, dass ich einen zusätzlichen Pferdeknecht benötigte. Als roknarischer Händler kaufe ich Gefangene aus Chalion, wann immer ich die Gelegenheit erhalte. Männer ohne Familie haben nur wenig Hoffnung auf ein Lösegeld, und Goram noch weniger als die meisten, denn er hatte offensichtlich einen Großteil seines Verstandes und seiner Erinnerung verloren. Könnte sein, dass er während seiner letzten Schlacht einen Schlag auf den Kopf bekommen hat, obwohl keine Narbe zu sehen ist. Also mag es an irgendeiner Misshandlung liegen, oder an einem Fieber. Oder an beidem. Jedenfalls war offensichtlich, dass kein anderer Besucher des Marktes an jenem Tag Interesse an ihm hatte, und so machte ich ein besseres Geschäft als erwartet, wie sich herausstellte.« Erneut flackerte das Lächeln auf. »Als wir in Porifors eintrafen und ich ihn freiließ, bat er mich, in meinen Diensten bleiben zu dürfen. Er wusste nicht mehr, wo sein Zuhause war.«
    Von der Wand her nickte Goram zustimmend.
    Ista holte tief Luft. »Seid Ihr Euch darüber klar, dass ein Dämon an ihm gezehrt hat?«
    Illvin fuhr hoch: »Nein!« Goram schaute gleichermaßen verblüfft drein. Auch Liss’ Kopf ruckte herum, und sie starrte den Knecht verwundert

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