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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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aus Jokona gelang es, seine Lanze zu befreien. Er führte sie über den Kopf seines eigenen Reittieres hinweg und stieß sie ungeschickt mit der Rückhand über die Kruppe des Pferdes, mit dessen Reiter Arhys sich gerade einen Schwertkampf lieferte. Arhys zuckte zur Seite. Cattilara schrie auf, als die Lanze zurückgerissen wurde und einen Schleier von Blut hinter sich herzog.
    »Mein Herr ist getroffen!«, rief der Armbrustschütze und beugte sich genauso angespannt wie die Frauen nach vorn. »Er hebt den Schwertarm! Den Göttern sei Dank.«
    Die Reiter lösten sich voneinander, und der Schwertkämpfer aus Jokona wankte im Sattel. Der Lanzenträger erkannte eine Lücke und galoppierte hindurch, um seinen flüchtenden Kameraden zu folgen. Tief beugte er sich über den Hals seines Pferdes. Ein Armbrustbolzen zischte über seinen Kopf und spornte seine Flucht weiter an.
    Verflucht, diese Speerspitze hatte in Arhys’ Schulter ein Ziel gefunden. Ista hatte gesehen, wie die Erschütterung beim Aufprall die Hand des Jokoners zurückgestoßen und ihm beinahe den Schaft aus den Händen geprellt hatte. Und doch führte Arhys sein Schwert ungehindert weiter. Heftig sog Ista den Atem ein, wirbelte herum und hielt auf die Treppen zu.
    »Liss, komm mit.«
    »Aber Majestät, wollt Ihr nicht sehen, wie es ausgeht?«
    »Komm!«
    Ista wartete nicht ab, ob das Mädchen ihr folgte. Sie hob die fliederfarbenen Röcke an und eilte die enge, dunkle Steintreppe den Turm hinunter. In ihrer Hast wäre sie beinahe gestolpert, sodass sie sich an die Außenwand und die breitere Seite der Stufen hielt, ohne langsamer zu werden.
    Durch die Tür, über einen weiteren Innenhof, durch den Torbogen und in den gepflasterten Hof. Die Treppen hinauf. Ihr Füße pochten über die Galerie. Sie riss die geschnitzte Tür zu Illvins Gemach auf.
    Goram kauerte an Lord Illvins rechter Seite. Er ächzte voller Furcht. Illvins Leinentunika war aufgerissen und halb heruntergezogen. Der Knecht blickte über die Schulter zu Ista und rief: »Herrin, Hilfe!«
    Als sie näher kam, erkannte Ista, dass seine Hände gegen Illvins Schulter gepresst und blutverschmiert waren. Der Ärmel der Tunika war rot getränkt. Ista durchstöberte den Raum, bis sie ein Tuch fand, das sich zu einer Wundauflage falten ließ. Sie reichte es mit der sauberen Seite nach außen an Goram weiter. Der riss seine Hände eben lange genug weg, um danach zu greifen, und drückte das Tuch dann auf die gezackte Wunde an Illvins Schulter.
    »Ich war’s nicht! Ich war’s nicht!«, rief Goram ihr mit wirrem Blick zu. »Es war einfach da !«
    »Ja, Goram. Ich weiß. Es ist gut«, beruhigte Ista ihn. »Du machst das sehr gut.« Beinahe war sie in Versuchung, die Leine aus weißem Feuer wieder abzubinden und die hässliche Wunde an ihren rechtmäßigen Besitzer zurückzuschicken. Aber jetzt war sicher nicht der richtige Augenblick, um Arhys besinnungslos aus dem Sattel fallen zu lassen. Illvins geschlossene, gräuliche Augenlider bewegten sich nicht, zuckten nicht und waren auch nicht vor Schmerzen zusammengepresst. In diesem gefühllosen Zustand konnte man ihn wenigstens ungestört behandeln, die Verletzung mit Salzlake ausspülen, eine Nadel durch seine Haut stechen. Benommen fragte sich Ista, ob die Naht bleiben würden, wenn der Dämon ihn an diesem Mittag aufwachen ließ und die Wunde, die sie zusammenhielt, zu seinem Bruder zurückkehrte.
    Die Tür schwang auf. Endlich traf Liss ein.
    »Liss, lauf sofort los und such eine Frau, die sich mit Verletzungen auskennt. Die Künste der Mutter sollten in dieser Gegend gut bekannt sein. Lass die Frau Seife mitbringen, und Salben und Nadeln. Außerdem einen Diener, um Wasser herbeizuschaffen.«
    »Was? Warum?« Neugierig trat sie näher.
    »Lord Illvin ist schlimm verwundet.«
    In diesem Augenblick sah Liss das Blut und stieß den Atem aus. »Ja, Majestät. Aber … wie kann …«
    » Du hast den Speerstoß gesehen.«
    »Oh.« Sie riss die Augen auf; dann wandte sie sich um und lief los.
    Goram warf einen kurzen Blick unter die Wundauflage und drückte sie dann wieder fest auf. Ista schaute ihm über die Schulter. Der Stich ging nicht so tief, wie sie zunächst befürchtet hatte. Schon ließ der träge Strom des Blutes nach. »Gut, Goram. Drück weiter.«
    »Ja, Herrin.«
    Ista wartete und trat von einem Fuß auf den anderen, bis von der Galerie her wieder Stimmen erklangen. Liss öffnete und ließ eine Frau in einer Schürze ein, die einen Korb bei sich

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