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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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versichere Euch, auf seine Weise liebte Euer Vater Ias. Ias verehrte ihn und war von seinem Urteil abhängig. Arvol war es sogar, der mich für ihn ausgewählt hatte.«
    Arhys zupfte an seinem kurz geschnittenen Bart. »Es gab Gerüchte, dass die beiden mehr waren als Saufkumpane … Ich gehe davon aus, dass es eine Verleumdung war, aus politischen Gründen, und verbreitet von den Neidischen …?«
    »Nein«, erwiderte sie knapp. »Jahrelang waren sie Liebhaber, wie ganz Cardegoss wusste, auch wenn man außerhalb der Hauptstadt nicht darüber sprach. Meine eigene Mutter hat es mir erzählt, kurz vor meiner Hochzeit, damit ich nicht ahnungslos hineinstolpern würde. Damals hielt ich sie für gefühllos. Inzwischen glaube ich, dass sie klug war. Und besorgt. Außerdem glaube ich im Nachhinein, dass es ein Angebot war, es mir noch einmal anders zu überlegen. Damals jedoch ist mir dieser Hintersinn gänzlich entgangen. Später fand ich heraus, dass Lord dy Lutez auf dieser Warnung bestanden hatte – um sich spätere Unannehmlichkeiten zu ersparen, nehme ich an, und auch Ias. Doch trotz all der freimütigen Worte verstand ich nicht, was sie bedeuteten. Wie hätte ich auch – ein romantisches junges Mädchen, überwältigt von einem großen Sieg auf dem Feld der Liebe, wie es ihr erscheinen musste, und auserwählt als Braut des Königs. Ich stimmte zu, bestrebt, vernünftig und aufgeklärt zu erscheinen.«
    »Oh«, sagte er leise.
    »Falls Ihr also geglaubt habt, Eure Mutter würde ihren Schwüren untreu, indem sie Illvins Vater in ihr Bett nahm – seid versichert, ein anderer dy Lutez hatte die Schwüre zuvor schon gebrochen. Ich fürchte, ihre Mutter war nicht so klug und aufrichtig wie die meine, als man sie auf die Hochzeit vorbereitete. Oder weniger gut informiert.«
    Nachdenklich hob er die Brauen. »Das erklärt manches, das ich als Kind nicht verstanden habe. Ich glaubte, mein Vater hätte sie verstoßen, aus Zorn und dem Gefühl der Demütigung, und das wäre der Grund, weshalb er nie hierher kam. Ich kam nie auf den Gedanken, sie könnte ihn verstoßen haben.«
    »Oh, ich bin ziemlich sicher, dass Lord dy Lutez von ihrem Fehltritt ernsthaft beleidigt war«, meinte Ista. »Wie gerechtfertigt er auch gewesen sein mag. Sein Stolz hielt ihn davon ab, zurückzukehren, doch sein Sinn für Gerechtigkeit – das muss man ihm zugestehen – hinderte ihn ebenso daran, auf Rache zu sinnen. Vielleicht war es auch Scham. Hoffe ich jedenfalls.« Trocken setzte sie hinzu: »Jedenfalls, zum Ausgleich für seine Verletzung blieb ihm ja noch immer ihr Besitz, den er seinen ausgedehnten Gütern zuschlagen konnte.«
    Er musterte sie. »Ihr habt ihn für gierig gehalten.«
    »Niemand sammelt aus purem Zufall so viel an. Doch als Gier würde ich es nicht bezeichnen, denn er wusste selbst kaum, was er alles besaß, und ein gieriger Mann zählt jede Münze, die ihm gehört.«
    »Wie würdet Ihr es dann nennen?«
    Ista kniff die Augenbrauen zusammen. »Befriedigung«, meinte sie schließlich. »Für ihn waren seine Besitztümer ein magischer Spiegel, die ihn so groß zeigten, wie er gern gewesen wäre.«
    »Das«, meinte er nach kurzer Pause, »ist ein Furcht einflößendes Urteil, Majestät.«
    Ista nickte. »Er war ein komplizierter Mann.« Sie holte tief Luft, setzte neu an: »Arvol und Ias haben mich nicht betrogen, indem sie mir ihre Liebe verschwiegen. Sie haben mich betrogen, indem sie den Fluch verheimlichten. Ich ließ mich auf die Ehe mit Ias ein, ohne die Gefahr zu kennen, in die ich geriet, oder die Gefahr für meine künftigen Kinder. Als ich mit Iselle schwanger war, kamen die Visionen. Die Götter versuchten, zu mir vorzudringen. Ich glaubte, den Verstand zu verlieren. Und Ias und dy Lutez ließen mich in diesem Glauben. Zwei Jahre lang.«
    Er zuckte leicht zusammen, als er den plötzlichen Zorn in ihrer Stimme vernahm. »Das hört sich … sehr unfreundlich an.«
    »Es war feige. Und noch dazu eine Geringschätzung meines Verstandes und meiner Stärke. Sie ließen mich an den Folgen teilhaben, doch sie vertrauten mir nicht seine Ursache an. Ich war für sie kaum mehr als ein Kind, nicht reif genug für eine solche Bürde. Doch um Ias’ Kinder zur Welt zu bringen, dafür schien ich ihnen geeignet. Doch die Götter waren offenbar anderer Meinung. Denn sie kamen zu mir. Nicht zu Ias. Nicht zu dy Lutez. Zu mir .«
    Sie verzog die Lippen. »Im Rückblick frage ich mich, wie sehr Arvol sich davon gekränkt fühlte. Er

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