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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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suchen.«
    »Tatsächlich?«
    Solcherart ermutigt wandte er sich dem unverfänglichen Hofklatsch zu: »Man sagt, er hätte sich für seine Truppen interessiert, was zuvor noch nie der Fall war. Und er hätte mit dem Trinken aufgehört und seine Saufkumpane fortgeschickt. Außerdem hat er, ziemlich plötzlich, eine Erbin aus Borasnen geheiratet. Und zwei Konkubinen genommen, die bei den Roknari als Ehefrauen gelten, um das Stigma des Bastards zu vermeiden – was ihn früher nie groß gestört hat, denn soviel man weiß, haben seine Ratgeber ihn schon seit längerer Zeit zur Hochzeit gedrängt. Das hört sich nach einer geläuterten Seele an. Und nicht zu vergessen seine gesteigerte Tatkraft, obwohl sich da vielleicht die neuen Frauen als Heilmittel erweisen werden. Wir hoffen jedenfalls, dass diese übergroße Tugendhaftigkeit nicht anhält. Seine Dichtkunst war nicht schlecht. Es wäre schade, sie zu verlieren.« Er grinste.
    Ista runzelte die Stirn. »Das hört sich gar nicht nach dem Mann an, den Lord Illvin mir beschrieben hat, aber ich nehme an, er hatte in den letzten Monaten wenig Gelegenheit, über die Vorgänge in Jokona – oder sonstwo – auf dem Laufenden zu bleiben.«
    Sein Kopf fuhr herum. »Illvin spricht wieder? Hat er mit Euch geredet, Majestät? Das ist eine hoffnungsvolle Neuigkeit!«
    Ista warf einen Blick auf Cattilara, die mit zusammengebissenen Zähnen zuhörte. »Er hat kurze Phasen geistiger Klarheit. Ich habe fast täglich mit ihm gesprochen, seit ich hierher kam. Es besteht kein Zweifel daran, dass sein Verstand unbeschädigt ist, aber er ist noch immer sehr schwach. Ich fürchte, er ist keineswegs außer Gefahr.« Sie erwiderte Cattilaras finsteren Blick.
    »Und doch … als er nicht mehr erwachte, befürchteten wir schon, er würde nie wieder bei klarem Verstand sein. Das wäre ein ebenso großer Verlust für Porifors wie Arhys’ Schwertarm.« Er bemerkte den grimmigen Gesichtsausdruck der Gräfin und überspielte seine Verwirrung, indem er einen Bissen zu sich nahm.
    Zu Istas Erleichterung wurde das Abendessen nicht über Gebühr in die Länge gezogen. Nur eine flüchtige musikalische Darbietung schloss sich an, dann begab dy Cabon sich auf sein Gemach. Er hatte den Schlaf dringend nötig. Foix begleitete Arhys’ Offizier, um herauszufinden, was seine kleine Truppe zu Porifors Sicherheit beitragen konnte, im Austausch für die Gastfreundschaft. Wenn Ista ihn richtig einschätzte, würde er dem Offizier dabei auch alles Wichtige über die Verteidigung der Festung und deren Bewohner entlocken. Foix’ nächstes Schreiben nach Cardegoss wurde vermutlich sehr aufschlussreich. Ista fragte sich, ob er Kanzler dy Cazaril bereits alles über sein neues Haustier gestanden hatte, oder ob es hier eine Lücke im Informationsfluss gab, entstanden durch die schiere Masse an Nachrichten.

 
18
     
     
     
    V
    or dem Schlafengehen bürstete Liss Istas Haar aus. Diese Aufgabe schien dem Mädchen zu gefallen – Ista hatte den Verdacht, dass es sie an glücklichen Stunden in den Ställen erinnerte. Ein schüchternes Klopfen war an der Tür zum Vorzimmer zu vernehmen. Liss ging nachsehen und kam einen Augenblick später zurück.
    »Es ist einer von Lord Arhys Pagen. Er sagt, dass sein Herr unten wartet und gern ein paar Worte mit Euch wechseln würde.«
    Ista hob die Augenbrauen. »Zu dieser Stunde? Nun gut. Sag ihm, ich komme gleich herunter.«
    Liss ging davon, um die Nachricht zu überbringen, und Ista schlüpfte aus ihrem Hausmantel und zurück in ihr lavendelfarbenes Leinenhemd und das schwarzseidene Übergewand. Sie griff nach der Trauerbrosche auf dem Tisch, zögerte, raffte damit dann aber doch den weichen schwarzen Stoff unter ihren Brüsten zusammen, wie sie es vorher getan hatte. Eine unabsichtlich angemessene Kleidung für Arhys’ Gegenwart, dachte sie. Schließlich trat sie auf die Galerie. Liss ging neben ihr, hielt eine Kerze in einer Glasvase und leuchtete ihr.
    Lord Arhys wartete am Fuß der Treppen, eine Fackel in der Hand, und schaute gespannt empor. Er trug immer noch Schwert und Stiefel, als wäre er gerade erst von seinem Ausritt zurückgekehrt. Ista war froh zu sehen, dass er unter seinem graugoldenen Wappenrock ein Panzerhemd trug. Nach der Hitze des Tages war die Nachtluft noch immer lau und unbewegt, und die Fackel verbreitete ein gleichmäßiges Licht, das auf Arhys’ bleiches Gesicht fiel.
    »Majestät, ich würde mich gern mit Euch unterhalten. Allein.«
    Ista wies auf

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