Paladin der Seelen
Zuhörerschaft sein Leid zu klagen. Oder er suchte Verbündete, als letzte Möglichkeit, wo alle Hoffnung auf Flucht verloren war – seiner einzelgängerischen Natur zum Trotz.
Die Tür öffnete sich. Erschrocken fuhr Ista herum. Lord Arhys trat ein und nickte ihr respektvoll zu. Sie sah erleichtert, dass er wieder seine Rüstung trug. Hinter ihm kamen Dienstmägde mit Speisen ins Gemach, ein willkommener Anblick; dann folgte Goram, sichtlich erholt. Er brachte Illvins Kleidung, Waffen und Panzerung.
Umgehend machten Istas Begleiter sich über die Speisen her. Arhys trat an die Bettkante und schaute mit düsterer Miene auf seine Frau. Der Dämon erwiderte den Blick, sagte aber nichts. Ista hoffte, es möge nicht Cattilaras Sehnsucht sein, die sich in seinen Augen spiegelte, und fragte sich, ob ihre Augen genauso ausgesehen hatten, als sie Arhys angeschaut hatte.
»Ist sie wach?« Ratlos spannte Arhys die Hand. »Wie kann ich dann …«
»Cattilara schläft«, ließ Ista ihn wissen. »Wir haben den Dämon zu ihrem Mund gelassen, auf dass er reden kann. Was er auch getan hat.«
»Was ist da draußen aufmarschiert, Arhys?«, wollte Illvin wissen. Abwechselnd schluckte er in Brot gehüllte Fleischstücke und kalten Tee, während er von seinem Knecht angezogen wurde.
»Tausendfünfhundert Jokoner – fünfhundert je Zug –, schätzen die beiden Kundschafter, die zurückgekehrt sind. Da der Belagerungsring um Porifors nun geschlossen ist, habe ich die Hoffnung auf das andere Dutzend Kundschafter aufgegeben. So viele habe ich noch nie verloren.«
»Was ist mit Belagerungsmaschinen?«, fragte Illvin mit vollem Mund. Er stieß den Fuß in einen seiner Stiefel, der ihm vom knienden Goram hingehalten wurde.
»Es wurden keine erwähnt. Versorgungswagen, ja. Aber mehr nicht.«
»Hm.«
Arhys schaute zu Ista hinüber. Sie wusste nicht, was für einen Ausdruck er auf ihrem Gesicht las, doch er versuchte, sie zu beruhigen: »Porifors hat schon früher Belagerungen durchgestanden, Majestät. Die Mauern der Stadt sind ebenfalls gesichert. Zweihundert meiner eigenen Männer sind dort unten, und die Hälfte der Männer in der Stadt sind ehemalige Soldaten. Es gibt Tunnel zwischen uns, um Verstärkung auszutauschen. Fünfzehn Jahre ist es jetzt her – nicht wahr, Illvin? –, dass der Fuchs von Ibra uns mit dreitausend Mann angegriffen hat. Wir haben ihnen einen halben Monat lang standgehalten, bis dy Caribastos und dy Tolnoxo – der Vater des heutigen Herzogs – uns entsetzten.«
»Ich glaube nicht, dass die Jokoner diesmal Belagerungsmaschinen gegen uns einsetzen wollen«, merkte Illvin an. »Ich denke eher, sie werden es mit Zauberern versuchen.« Er gab seinen Bruder eine ungeschminkte Zusammenfassung der Aussage des Dämons. Während er sprach, kämmte Goram – bleich, aber entschlossen – sein Haar zurück und band es im Nacken zu einem festen Knoten. Dann schüttelte er das Kettenhemd aus und richtete es zum Anziehen.
»Wenn diese Wahnsinnige Joen tatsächlich ein Dutzend oder mehr Zauberer an Leinen herbeizerrt«, schloss Illvin und schlüpfte in die Rüstung, »kannst du sicher sein, dass sie diese Zauberer auch gegen uns einsetzen will – wenn nicht aus Rache für ihre verlorene Tochter, so doch als Schlag gegen ganz Chalion, um den Angriffsplan Marschall dy Palliars gegen Borasnen zu Fall zu bringen. Ein frühzeitiger und harter Schlag. Und wenn er erfolgreich ist, wird ein Vorstoß nach Nord-Mittelchalion folgen, noch bevor Iselles und Bergons Streitmacht richtig versammelt ist. Jedenfalls würde ich es so anfangen, wäre ich an Stelle der Jokoner. Ich meine, wenn ich nur verrückt wäre, aber nicht dumm .«
Arhys grinste. »Wie Sordsos Führungsoffiziere derzeit?«
»Zur Mithilfe bereit«, meinte Ista düster. »Einmütig.«
Illvin verzog das Gesicht. Auf Gorams stummes Klopfen hin streckte er den Unterarm aus, und der Knecht schnallte die Armschiene fest.
»Arhys«, fuhr Ista drängend fort. »Trotz Eures merkwürdigen Zustands verfügt Ihr nicht über das zweite Gesicht, oder?«
»Ich habe nichts von dem, was Ihr beschreibt, Majestät. Wenn überhaupt, sehe ich schlechter als zuvor. Nicht verschwommen oder verdunkelt, doch die Farben verschwinden.
Allerdings scheine ich im Dunkeln besser zu sehen als früher. Beinahe ebenso gut wie am Tag.«
»Also habt Ihr nichts von Fürst Sordsos magischem Angriff bemerkt, als ihr auf der Straße aneinander geraten seid?«
»Nein … was habt Ihr
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