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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Foix ein: »Was sie zu sagen hat, sollte in Lord Arhys’ Gegenwart besser unausgesprochen bleiben.«
    »Das denke ich auch. Fünf Götter, warum nur wurde ich an diesen Hof gerufen? Geht, Foix. Sucht so viel Ruhe, wie Ihr bekommen könnt. Das ist jetzt Eure vordringlichste Pflicht.«
    »Jawohl, Majestät.« Er blickte zu Liss hinüber. »Kommst du runter, um uns zu verabschieden? Später?«
    »Ja«, flüsterte Liss.
    Foix setzte zum Sprechen an, doch ausnahmsweise schien seine Kehle ihm den Dienst zu verweigern. Stattdessen nickte er nur dankbar, verbeugte sich und ging.
     
    Schließlich legte sich auch Ista für einige Stunden in ihren Gemächern nieder. Sie sehnte sich nach einem traumlosen Schlummer, fürchtete sich vor den Träumen. Doch letztendlich döste sie nur, beunruhigt von gelegentlichen schmerzerfüllten Lauten, die durch ihr Fenstergitter hereindrangen, aus einer Burg, die sich rings um sie her scheinbar in Auflösung befand. Nach einer Weile kam Liss, um sie zu wecken. Ein Kerzenstumpf in einem Messinghalter, dessen Glasschirm irgendwo in Scherben lag, erleuchtete ihr erschöpftes Gesicht. Ista war bereits wach und angezogen. Die triste Trauerkleidung wirkte allmählich schmutzig und abgetragen, doch das schwarze Kleid passte zu ihrer Stimmung und zu den Schatten dieser Stunde.
    Als Ista durch die Tür auf die Galerie trat, folgte Liss ihr und hielt das schwache Licht in die Höhe. Ista trat drei Stufen die leeren Treppen hinab und hielt an. Ihr stockte der Atem.
    Ein hoch gewachsener, düsterer Mann stand zwei Stufen unter ihr, sodass sein Gesicht mit dem ihren auf derselben Höhe war. Sie standen in genau der gleichen Haltung, in der sie vor einer halben Ewigkeit den toten Arhys geküsst und herausgefordert hatte. Das Gesicht und die Umrisse des Mannes wirkten verschwommen. Sie fand, dass er Arhys ein wenig ähnlich sah, ein wenig aber auch Arvol und noch ähnlicher ihrem eigenen toten Vater. Ias, so dachte sie, sah er gar nicht ähnlich.
    Er war wie ein Offizier von Porifors gekleidet, in ein Kettenhemd und einen grauen und goldenen Wappenrock. Doch seine Rüstung schimmerte, und der Wappenrock war glatt und saß perfekt; seine Stickerei war strahlend wie Feuer. Sein Haar und sein Bart waren grau, so kurz geschnitten wie bei Arhys, sauber und ordentlich. Das unruhige Kerzenlicht spiegelte sich nicht in seinem ihr zugewandten Gesicht, ebensowenig in den endlosen Tiefen seiner Augen. Stattdessen leuchteten diese Augen mit ihrem eigenen Licht.
    Ista schluckte, hob ihr Kinn. Drückte die Knie durch. » Euch habe ich hier nicht erwartet.«
    Der Wintervater bedachte sie mit einem ernsten Nicken. »Alle Götter sind auf sämtlichen Schlachtfeldern zugegen. Welche Eltern würden nicht besorgt an der Tür warten, wieder und wieder hinaus auf die Straße blicken, wenn ihr Kind nach einer langen und gefahrvollen Reise zu Hause zurückerwartet wird? Du selbst hast an dieser Tür gewartet, sowohl erfolgreich, wie auch vergebens. Vervielfache diesen Schmerz um das Tausendfache und bedauere mich, süße Ista. Denn ich habe ein Kind mit einer prachtvollen Seele, doch es ist sehr spät und es hat sich auf dem Weg verirrt.«
    Der tiefe Nachhall seiner Stimme schien ihren Brustkorb vibrieren zu lassen, ließ ihre Knochen klappern. Sie konnte kaum atmen. Tränen trübten ihr den Blick. »Ich weiß, Herr«, flüsterte sie.
    »Meine rufende Stimme kann ihn nicht erreichen. Er kann das Licht in meinem Fenster nicht sehen, denn er ist von mir getrennt, blind und taub und unsicher auf den Beinen. Niemand ist da, der seine Hand ergreift und ihn führen kann. Und doch magst du ihn in seiner Finsternis berühren. Und ich kann dich in der deinen berühren. Nimm also dieses Garn und führe ihn durch das Labyrinth, das ich nicht betreten kann.«
    Er beugte sich nach vorn und küsste sie auf die Stirn. Seine Lippen brannten wie kalter Stahl. Furchtsam hob sie die Hand und berührte ihn am Bart, wie sie es bei Arhys an jenem Tag getan hatte. Er kitzelte merkwürdig und weich unter ihrer Handfläche. Als er den Kopf neigte, fiel eine Träne wie eine Schneeflocke auf ihren Handrücken, zerschmolz und verschwand.
    »Bin ich nun ein geistlicher Beistand in Eurem Namen?«, fragte sie benommen.
    »Nein. Meine Tür.« Er lächelte sie rätselhaft an, ein weißer Fleck in der Nacht, der wie ein Blitz in ihre Sinne stach. Ihr unsicher taumelnder Geist wechselte von benommen zu geblendet. »Ich werde hier auf ihn warten, für eine kleine

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