Paladin der Seelen
Euch weigern, doch eine andere Wahl bleibt Euch nicht. In dieser Hinsicht ähnelt es einem Wunder. Arhys reitet heute Nacht gegen Joens Zauberer aus. Illvin hat sich bereit erklärt, seine Wunden zu tragen, bis zum Punkt des Todes. Mir scheint, dass zwei Körper, die beide Arhys Schwertarm stärken und seine Verletzungen auf sich nehmen, ihn weiter tragen könnten als einer. Vielleicht der entscheidende Vorteil, der kleine Unterschied zwischen beinahe erfolgreich und beinahe gescheitert. Ihr könnt ein Teil seines Kampfes sein, oder ausgeschlossen.«
Erschrocken wandte Foix ein: »Majestät, Lord Arhys würde das nicht wollen!«
»Still«, beschied Ista ihm kühl. »Kein anderer hier wird Euch diese Wahl lassen, Cattilara.«
»Ihr könnt so etwas nicht hinter seinem Rücken tun!«, sagte Foix.
»Ich trage die Verantwortung für dieses Ritual. Das ist jetzt Frauensache, Foix. Schweigt jetzt. Cattilara …« Ista holte tief Luft. »Ihr seid Witwe und werdet es sein, doch die Trauer, die Ihr den Rest Eures Lebens mit Euch tragt, wird unterschiedlich sein, je nachdem, welche Entscheidung Ihr heute Nacht trefft.«
»Wie könnte es besser sein?«, knurrte Cattilara. Tränen strömten ihr aus den Augen. »Ohne Arhys ist alles nichts mehr wert.«
»Ich sagte nicht besser . Ich sagte unterschiedlich. Ihr könnt den Teil annehmen, der Euch zugewiesen ist, oder Euch zurücklehnen und übergangen werden. Wenn Ihr nicht Euren Teil beitragt und er scheitert, werdet Ihr niemals wissen, ob Ihr einen Beitrag hättet leisten können. Wenn Ihr Euren Teil beitragt und er dennoch fällt, werdet Ihr auch das wissen.
Arhys hätte Euch vor dieser Entscheidung bewahrt, wie ein Vater sein geliebtes Kind schützen würde. Darin täuscht er sich. Ich gebe Euch die Wahl, die einer Frau ansteht, hier, im letztmöglichen Augenblick. Er möchte Euch in dieser Nacht Schmerz ersparen. Ich denke an die Nächte während der nächsten zwanzig Jahre. Genau genommen gibt es keine richtige oder falsche Entscheidung. Doch die Zeit, Eure Entscheidungen zu überdenken, rinnt davon wie Porifors Wasser.«
»Ihr denkt, er wird in diesem Kampf den Tod finden«, klagte Cattilara.
»Er ist bereits seit drei Monaten tot. Ich kämpfe nicht gegen seinen Tod an, sondern gegen seine Verdammnis. Und diesen Kampf habe ich verloren. Während meines Lebens habe ich zwei Göttern in die Augen geblickt, und es hat mich versengt, sodass es beinahe nichts mehr gibt in der Welt des Stofflichen, das mir Angst machen kann. Doch davor habe ich Angst. Ich habe Angst um ihn. In dieser Nacht steht er am Rande des wahren Todes, des endgültigen Todes, und niemand ist da, um ihn von diesem Abgrund zurückzuziehen. Nicht einmal die Götter können ihn retten, wenn er jetzt stürzt.«
»Eure Wahl ist gar keine. Es ist immer nur Tod.«
»Nein, ein Tod in ganz unterschiedlicher Weise. Ihr hattet mehr von ihm als jede andere lebende Frau. Nun dreht das Rad sich weiter. Seid gewiss, eines Tages wird es sich auch für Euch drehen. In dieser Hinsicht sind alle gleich. Er geht zuerst, aber nicht als Einziger. Nicht einmal allein, denn ich nehme an, er wird eine große jokonische Begleitung bekommen.«
»Das wird er, wenn ich etwas dazu beitragen kann«, grollte Foix.
»Ja. Glaubt Ihr, keiner von ihnen wird ebenso geliebt wie Arhys? Ihr habt Gelegenheit, Arhys in Würde gehen zu lassen, mit klarem Geist, ungehindert und zielgerichtet wie das Schwert, das sein Symbol ist. Ich werde Euch nicht erlauben, ihn gequält und enttäuscht vorzuschicken, verwirrt und traurig.«
Cattilara knurrte: »Weshalb sollte ich ihn dem Tod ausliefern – oder den Göttern, oder Euch, oder irgendjemanden? Er gehört mir . Mein ganzes Leben ist das seine.«
»Dann werdet Ihr tatsächlich leer und ausgehöhlt sein, wenn er fort ist.«
»Ich kann nichts für dieses Unglück! Hätten einfach alle getan, was ich wollte, hätte das alles abgewendet werden können. Alle sind gegen mich …«
Sämtliche Speisen auf dem Tablett waren verzehrt. Seufzend berührte Ista die Verengung und ließ den Kanal wieder weiter werden. Fluchend sank Cattilara zurück. Das Seelenfeuer aus Cattilaras Herz floss langsam und unstet, doch es würde für die nächsten Stunden ausreichen.
»Ich hätte ihr gern Gelegenheit gegeben, sich zu verabschieden«, sagte Ista traurig. »Lord Illvins Bemerkungen über die zurückgehaltenen Küsse und unausgesprochenen Worte lasten schwer auf meiner Seele.«
Mit entsetztem Gesicht wandte
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