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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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nicht, dass sie noch einen weiteren Dienst von ihm verlangen musste, denn er war offensichtlich so sehr erschöpft, dass er schwankte. Vor dem Gefecht musste er dringend noch einige Stunden ruhen. Doch Joen hatte sie gelehrt, Dämonen gegenüber vorsichtiger zu sein.
    Ista rief ihr zweites Gesicht herauf und schloss die Hand um den Fluss von Seelensubstanz, der von Cattis Herz ausging. Sie verengte ihn zu einem winzigen Rinnsal, das die Verbindung zu Arhys aufrechterhielt. Ista stellte sich vor, wie im Nebenraum alle Anzeichen von Leben aus seinem Gesicht schwanden, und ihr wurde die Brust eng. Der Schatten des Dämons wand sich aufgeregt, doch er wehrte sich nicht gegen Istas Kontrolle. Cattilara schlug die Augen auf und atmete ein. Abrupt setzte sie sich auf, schwankte benommen. Liss drückte ihr einen Blechbecher mit Wasser in die Hand. Catti führte den Becher an ihre trockenen Lippen und leerte ihn gierig. Liss trug das Tablett zu einem kleinen Tisch neben dem Bett und entfernte die Leinendecke. Es war einfache Kost, aufgetragen auf einem Sammelsurium alter Teller.
    Catti funkelte Ista über den Becher hinweg an und blickte dann finster auf das Tablett hinunter. »Was ist das? Essen für Dienstboten? Oder für Gefangene? Ist die rechtmäßige Herrin von Porifors inzwischen so sehr ihrer Würden beraubt?«
    »Es ist das letzte und beste unverdorbene Essen in der Festung, eigens für Euch zurückgehalten. Wir sind inzwischen von einer jokonischen Armee eingeschlossen, und eine Truppe von Zauberern belagert uns. Ihre dämonische Magie zerschmettert alles in diesen Mauern und schleudert uns die Überreste entgegen. Alles Wasser ist fort. Das Fleisch wimmelt vor Maden. In der Hälfte der Gebäudeflügel haben Brände gewütet, und ein Drittel der Pferde ist tot. Heute Nacht sterben Männer an Krankheit und Wunden, ohne dass sie auch nur in Bogenschussweite von Joen und Sordsos Armee gekommen sind. Joens neue Art der Kriegsführung ist gerissen, grausam und wirkungsvoll. Außerordentlich wirkungsvoll. Also esst, denn das ist die einzige Mahlzeit, die Arhys heute Nacht bekommen wird.«
    Cattilara biss von einem Stück trockenem Brot ab. »Wir hätten fliehen können. Wir hätten fliehen sollen! Ich hätte Arhys inzwischen vierzig Meilen von hier weghaben können, und in Sicherheit. Uneinsichtige Schlampe!«
    Foix und Liss zuckten bei der Beleidigung zusammen, doch Ista hob die Hand und hielt sie zurück. »Arhys hätte es Euch nicht gedankt. Und wen meint ihr mit wir ? Seid Ihr Euch überhaupt sicher, welche Stimme im Augenblick aus Euch spricht? Esst.«
    Catti plagte wütender Hunger, und so konnte sie nicht einmal daran denken, das angebotene Essen zu verschmähen. Liss reichte beständig Wasser nach. Cattilaras eingesunkene Gesichtszüge verrieten, wie gefährlich ausgetrocknet sie inzwischen war. Ista ließ sie ein paar Minuten kauen und schlucken, bis sie sichtlich langsamer wurde.
    »Später in der Nacht«, fing Ista wieder an, »reitet Arhys zu einem gefährlichen Ausfall aus, ein Wagnis, um uns alle zu retten. Oder bei dem Versuch zu sterben.«
    »Ihr wollt seinen Tod«, murmelte Catti. »Ihr hasst ihn. Ihr hasst mich.«
    »Ihr habt mit beidem Unrecht, obwohl ich zugeben muss, dass ich mitunter das starke Bedürfnis verspüre, Euch zu schlagen. Jetzt, zum Beispiel. Lady Cattilara, Ihr seid die Frau eines Kriegers und die Tochter eines Kriegers. Ihr könnt unmöglich, hier in diesem bedrohten Grenzgebiet, zu einer derart maßlosen Selbstsucht erzogen worden sein.«
    Cattilara blickte beiseite, vielleicht, um die Schamesröte in ihrem Gesicht zu verbergen. »Dieser dumme Krieg währt schon seit Ewigkeiten. Er wird sich noch in alle Ewigkeit hinziehen. Doch wenn Arhys fort ist, ist er fort für immer. Und alles Gute in der Welt geht mit ihm. Die Götter werden ihn aufnehmen und mich ausgeplündert allein lassen. Ich verfluche sie!«
    »Ich habe sie jahrelang verflucht«, stellte Ista trocken fest. »Es wird Zeit für eine Ablösung.« Cattilara war wütend und verzweifelt. Sie wand sich in unerträglicher Qual. Doch hatte sie bereits jeden Bezug zur Wirklichkeit verloren?
    Doch was ist die Wirklichkeit in diesem wahr gewordenen Albtraum? Was ist Vernunft? Absurd, dass gerade ich unter allen Frauen auf Vernunft Wert lege.
    »Esst weiter.« Ista drückte den müden Rücken durch und verschränkte die Arme. »Ich habe einen Vorschlag für Euch.«
    Cattilara funkelte sie misstrauisch an.
    »Ihr könnt es annehmen oder

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