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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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noch nicht das Wesen oder den Verstand eines Menschen in sich aufnehmen. Er besaß nicht die Gabe der Sprache.« Nun aber stand er vor einem üppigen Festmahl an Worten und Wissen. Wie lange würde es dauern, bis er sich darüber hermachte?
    » Das wird sich ändern«, murmelte dy Cabon und sprach damit Istas Gedanken aus. Er atmete tief durch. »Erst einmal wird gar nichts geschehen«, beteuerte er dann, doch Ista gefiel der übertrieben zuversichtliche Tonfall nicht, den er dabei anschlug. »Foix kann sich dagegen wehren. Wenn er es will. Ein unerfahrener Dämon braucht Zeit, um an Stärke zu gewinnen und zu lernen.«
    Um sich tiefer einzugraben, ergänzte Ista in Gedanken. Um die Stärke einer Seele zu erproben und sich auf die Belagerung vorzubereiten. Und bedeutete das, dass ein erfahrener Dämon, gemästet durch die Erfahrungen vieler Seelen, einen Menschen binnen eines Atemzuges überwältigen konnte?
    »Trotzdem sollten wir ihm so wenig Zeit wie möglich lassen, um … so wenig Zeit wie möglich eben. Ein Tempel bei einer herzoglichen Residenz dürfte die Mittel und die erforderlichen Geistlichen haben, um damit fertig zu werden. Wir müssen Foix sofort zum Erzprälaten von Taryoon bringen und …« Er stockte. »Aber das würde eine Woche dauern.« Er blickte über die Hügel hinweg in Richtung der fernen Ebene. »Der Tempel in Maradi ist näher. Ferda, wo sind Eure Karten? Wir müssen den schnellsten Weg suchen.«
    Allmählich kehrten auch die anderen Wachen zurück. Sie hatten die entlaufenen Pferde und Maultiere wieder eingefangen, und einer von ihnen band nun auch Ferdas Reittier fest. Ferda erhob sich und durchsuchte die Satteltaschen. Doch als Foix sich regte und stöhnte, drehte er sich rasch wieder um.
    Foix schlug die Augen auf, schaute zum Himmel und auf den Ring an Gesichtern, die besorgt über ihm schwebten. Seine Augenbrauen zuckten. »Oh«, brummte er.
    Ferda kniete neben seinem Kopf nieder. Foix’ Hände öffneten und schlossen sich hilflos. »Wie fühlst du dich?«, fragte Ferda schließlich vorsichtig.
    Foix blinzelte. »Sehr seltsam.« Ungeschickt bewegte er eine Hand – es sah aus wie ein Schlag mit einer Pranke. Dann rollte er sich auf die Seite und versuchte aufzustehen. Stattdessen landete er auf allen vieren. Er brauchte zwei weitere Anläufe, ehe er endlich auf die Füße kam. Dy Cabon stützte ihn an einem Arm, Ferda am anderen. Wieder blinzelte Foix und bewegte ein paar Mal prüfend den Unterkiefer. Er führte die Hand zum Mund, verfehlte ihn und versuchte es noch einmal. Seine Finger fuhren die Linien nach, als müsse er sich davon überzeugen, dass er ein Kinn hatte und keine Schnauze. »Was ist geschehen?«
    Niemand wagte zu antworten. Mit wachsendem Unbehagen schaute Foix sich um und musterte die von Grauen erfüllten Gesichter.
    Endlich erklärte dy Cabon: »Wir nehmen an, dass Ihr von einem Dämon befallen wurdet. Er hatte den Körper des Bären beherrscht, der uns angriff.«
    »Der Bär war bereits todgeweiht«, ergänzte Ista. »Ich habe noch versucht, Euch zu warnen.«
    »Sagt mir, dass das nicht wahr ist!«, stieß Ferda hervor.
    Foix’ Gesichtsausdruck wurde ruhig, nach innen gewandt; seine Augen blickten kurze Zeit ins Leere. »Oh«, sagte er schließlich. »Ja. Es ist … ist es das, was …«
    »Was?« Dy Cabon versuchte, mit ruhiger Stimme zu sprechen, konnte seine Sorge aber nicht verhehlen.
    »Da ist etwas … in meinem Kopf. Verängstigt. Zusammengekauert. Als wolle es sich in einer Höhle verstecken.«
    »Hm.«
    Offensichtlich würde Foix sich nicht gleich in einen Bären oder einen Dämon verwandeln, sondern erst einmal der verwirrte junge Mann bleiben, der er nun war. Deshalb entfernten die anderen sich ein paar Schritte von dem toten Bären und setzten sich auf den Boden, um die Karten zu studieren. Einige Wachen unterhielten sich mit gesenkter Stimme über den Kadaver. Sie kamen zu dem Schluss, dass das schäbige Fell die Mühe des Abziehens nicht wert war. Allerdings rissen sie dem Tier die Zähne und Krallen aus und behielten sie als Andenken, bevor sie den massigen Leib von der Straße schleiften.
    Ferda suchte eine Karte des Umlands heraus und glättete sie über einem großen, flachen Felsbrocken. Mit dem Finger fuhr er eine Route entlang. »Ich glaube, der schnellste Weg nach Maradi führt uns erst noch einmal weitere dreißig Meilen diese Straße entlang, bis zu diesem Dorf. Dann biegen wir ab, fast geradenwegs nach Osten.«
    Dy Cabon blickte zur

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