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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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einen Unterschlupf aus Ästen und Zweigen, den sie notdürftig mit gelbem, trockenem Gras polsterten. Die Konstruktion wirkte nicht sonderlich bärensicher.
    Foix wollte sich nicht wie ein Schwerverwundeter behandeln lassen und bestand darauf, ebenfalls auf die Suche nach Brennholz zu gehen. Ista behielt ihn insgeheim im Auge, und ihr fiel auf, dass dy Cabon dasselbe tat. Foix hob ein großes Holzscheit an, nur um festzustellen, dass es verrottet war und der Boden darunter von Maden wimmelte. Er starrte auf seinen Fund, wobei sich ein seltsamer Ausdruck auf sein Gesicht legte.
    »Dy Cabon«, meinte er ruhig.
    »Ja, Foix?«
    »Verwandle ich mich in einen Bären? Oder in einen Verrückten, der sich für einen Bären hält?«
    »Weder noch«, erwiderte dy Cabon. »Das wird sich geben.« Doch Ista hegte den Verdacht, dass er es nicht genau wusste.
    »Dann ist es ja gut«, seufzte Foix und verzog das Gesicht. »Weil die Dinger da nämlich köstlich aussehen!« Er trat den Holzklotz um – mit größerer Wucht, als erforderlich gewesen wäre – und machte sich dann auf die Suche nach trockenerem Holz.
    Dy Cabon drückte sich in Istas Nähe herum. »Majestät …«
    Bei den fünf Göttern, er sprach mit demselben melancholischen Tonfall wie Foix einen Augenblick zuvor. Gerade noch vermied sie es, mit einem tröstenden Ja, dy Cabon? zu antworten. Stattdessen brachte sie ein schärferes »Was?« hervor, um nicht den Eindruck zu erwecken, sie wolle sich über ihn lustig machen.
    »Es geht um Eure Träume. Die von den Göttern gesandten Träume, die Ihr vor langer Zeit hattet.«
    Nicht lange genug. »Was ist damit?«
    »Woher habt Ihr gewusst, dass es sich um Wahrträume handelte? Wie konntet Ihr eine gute Prophezeiung von … sagen wir, den Nachwirkungen schlechten Essens unterscheiden?«
    »Da ist nichts Gutes an diesen prophetischen Träumen. Ich kann Euch nur sagen, dass man sie nicht fehldeuten kann. Es ist so, als wären sie wirklicher und deutlicher als die tatsächlichen Erinnerungen, und nicht anders herum.« Ein plötzlicher Verdacht ließ ihre Stimme hart werden. »Weshalb fragt Ihr?«
    Unruhig klopfte er sich mit den Fingern gegen seine ausladende Hüfte. »Ich dachte, Ihr könntet mich vielleicht unterweisen.«
    »Wie bitte? Mein geistlicher Beistand sucht meinen geistlichen Beistand?« Sie versuchte, die ganze Geschichte in spöttischem Tonfall abzutun, obwohl sich in ihrem Magen eine eisige Kugel ballte. »Was würde die Kirche wohl dazu sagen?«
    »Gewiss nichts Schlechtes, Majestät. Welcher Lehrling würde nicht den Rat eines Meisters einholen, wenn er könnte? Wenn er sich selbst vor eine Aufgabe gestellt sähe, die seine Fähigkeiten bei weitem übersteigt?«
    Ista kniff die Augen zusammen. Bei den fünf Göttern – und nie war dieser Ausspruch treffender gewesen –, was für Träume hatten ihn heimgesucht? Lag in diesen Träumen vielleicht ein hagerer Mann auf einem Bett in einer finsterer Kammer – in einen Schlaf versunken, der eher an den Tod erinnerte? Doch sie würde sich hüten, auch nur anzudeuten, dass sie selbst solche Visionen hatte. »Was habt Ihr für Träume?«
    »Ich habe von Euch geträumt.«
    »Warum nicht? Menschen träumen von denen, die sie kennen.«
    »Ja, aber dieser Traum kam eher … schon bevor ich Euch an jenem ersten Tag auf der Straße bei Valenda gesehen habe.«
    »Vielleicht wart Ihr als Kind einmal in Cardegoss, oder anderswo, wenn Ias und ich auf einem Umritt waren? Vielleicht hat Euer Vater oder sonst jemand Euch auf seine Schultern gesetzt, damit Ihr den königlichen Zug beobachten konntet.«
    Er schüttelte den Kopf. »Wart Ihr damals schon in Ser dy Ferrejs Begleitung? Habt Ihr damals schon Gewänder in Schwarz und Lavendel getragen, und seid Ihr von einem Reitknecht geführt eine Landstraße entlanggeritten? Wart Ihr vierzig, und traurig und blass? Ich glaube nicht, Majestät.« Kurz schaute er zur Seite. »Auch der Dämon in dem Frettchen hat Euch erkannt. Was hat er gesehen, das ich nicht sehen kann?«
    »Ich habe keine Ahnung. Habt Ihr ihn nicht danach gefragt, ehe Ihr ihn fortgeschickt habt?«
    Er verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. »Zu der Zeit wusste ich nicht, was ich hätte fragen sollen. Erst später hatte ich weitere Träume … eindringlichere Träume.«
    »Was für Träume, dy Cabon?« Ista flüsterte beinahe.
    »Ich träumte von dem Abendessen in der Burg zu Valenda. Von uns allen hier, die wir auf Reisen sind … beinahe dieselben Leute, die

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