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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Angriff?«
    »Auf jeden Fall. Es war alles sehr undurchsichtig.« Sie schaute zu ihren Kammerfrauen. »Lasst uns bitte allein«, sagte sie und beobachtete, wie die Damen sich auf einer Bank auf der anderen Seite des Hofes niederließen, außer Hörweite. Dann senkte sie vertraulich die Stimme. »Vor ungefähr drei Monaten traf die Frühjahrsgesandtschaft aus Jokona hier ein, um über den Austausch von Gefangenen zu verhandeln, über Lösegelder, um Geleitbriefe für ihre Kaufleute zu erwerben und was solche Gesandte sonst so tun. Diesmal aber hatten sie eine ganz außergewöhnlich Beigabe in ihrem Tross: eine verwitwete Schwester des Fürsten von Jokona. Eine ältere Schwester, die – soweit ich mitbekommen habe – bereits zweimal verheiratet gewesen war, mit irgendwelchen schrecklichen, reichen alten Edelleuten aus Jokona, die getan haben, was alte Edelleute nun einmal tun. Ich weiß nicht, ob sie sich geweigert hat, noch ein weiteres Mal auf diese Weise missbraucht zu werden, oder ob sie einfach zu alt geworden war und ihren Marktwert eingebüßt hatte. Sie war fast dreißig, sah aber noch sehr gut aus. Prinzessin Umerue war ihr Name. Bald wurde deutlich, dass ihr Gefolge ein Heiratsbündnis mit dem Bruder meines Gemahls vermitteln sollte, falls er ihr gefiel.«
    »Interessant«, sagte Ista mit betont unbeteiligter Stimme.
    »Mein Gemahl hielt es für ein gutes Zeichen. Er war der Ansicht, dass man so vielleicht Jokonas Nichteinmischung während des bevorstehenden Feldzugs gegen Visping absichern könne, falls Illvin einverstanden war. Und es war rasch deutlich, dass Illvin … Nun, ich habe noch nie einen Mann erlebt, dem eine Frau derart den Kopf verdreht hat, auch wenn er die ganze Zeit vorgab, dass es nicht so war. Beißende Scherze fielen ihm stets leichter als süße Komplimente.«
    Wenn Illvin nur ein wenig jünger als Arhys war …
    »War Lord Illvin – Ser dy Arbanos – vorher noch nicht verheiratet?«
    »Nie, Ser dy Arbanos. Soweit ich weiß, ist es fast schon zehn Jahre her, dass er den Titel seines Vaters erbte, sonst aber nicht viel. Zweimal wäre er beinahe verlobt gewesen, habe ich gehört, doch die Hochzeitsverhandlungen scheiterten beide Male. In seiner Jugend hatte sein Vater ihn eine Zeit lang bei der Kirche des Bastards untergebracht, zur Erziehung, aber er fühlte sich nicht berufen. Doch als die Zeit verging, machten die Leute sich so ihre Gedanken. Ich konnte spüren, dass ihn das sehr geärgert hat.«
    Ista erinnerte sich, dass sie ähnliche Annahmen über dy Cabon angestellt hatte, und lächelte. Aber dennoch, selbst wenn diese Prinzessin mittlerweile schon ein wenig abgegriffen gewesen sein mochte, zeigte eine derartige Verbindung zu einem minderen quintarischen Edlen – noch dazu einem Bastard – einen seltsamen Mangel an Ehrgeiz für so eine hochwohlgeborene Frau des vierfältigen Glaubens. Ihr Großvater mütterlicherseits war immerhin der Goldene Heerführer selbst, wenn Ista die Ehebündnisse der fünf Fürstentümer richtig im Kopf hatte. »Wollte sie denn konvertieren, wenn die Werbung Erfolg gehabt hätte?«
    »Ich habe meine Zweifel, ehrlich gesagt. Illvin war so sehr in sie verliebt, dass es genauso gut andersherum hätte kommen können. Sie gaben ein bemerkenswertes Paar ab. Dunkel und golden … Sie hatte die Haut einer reinblütigen Roknari, von der Farbe frischen Honigs, und ihr Haar besaß fast denselben Ton. Es war sehr … Nun, es war ziemlich offensichtlich, wie die Dinge laufen würden. Aber da war jemand, der damit nicht glücklich war.«
    Cattilara atmete tief durch, und ihr Blick umwölkte sich: »Im Gefolge der Prinzessin gab es einen Höfling, der sich in Eifersucht und Verbitterung verzehrte. Er wollte sie für sich selbst, nehme ich an, und er konnte nicht einsehen, warum sie stattdessen an einen Feind verschachert werden sollte. Lord Pechma, so hieß er, hatte an Rang und Vermögen wenig mehr aufzubieten als der arme Illvin, obwohl er natürlich nicht dessen militärisches Ansehen besaß. Eines Nachts schickte sie ihre Zofen fort, und Illvin … nun, er besuchte sie.« Cattilara schluckte. »Wir nehmen an, dass Pechma ihn gesehen hat und hinterherkam. Am nächsten Morgen war Illvin nirgends aufzufinden, bis Umerues Damen in ihre Gemächer traten und sich ihnen ein grauenvoller Anblick bot. Sie eilten sofort zu meinem Gemahl und mir und weckten uns. Arhys ließ nicht zu, dass ich die Räumlichkeiten betrat, aber man erzählte sich …«, sie senkte die

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