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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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auch einige Stücke an ihre Damen, während Arhys den Hauptteil der Beute an seine Offiziere verteilte, stets begleitet von persönlichen Worten oder einem Scherz. Der Rest ging an den Geistlichen und sollte für Gebete im Tempel der Stadt verwendet werden. Ein junger Novize, offenbar der persönliche Gehilfe des alten Geistlichen, nahm die Spenden mit Dankesworten und Segnungen entgegen.
    Ista ließ die Finger über den Inhalt des Kästchens gleiten. Es verursachte ihr eine Gänsehaut. Sie wollte diese Hinterlassenschaft der Toten nicht. Nun, dafür gab es eine Lösung. Zunächst suchte sie einen Ring für ihre tapfere Zofe aus, zusammengesetzt aus kleinen goldenen Pferdchen im Galopp, die sie an Liss denken ließen. Wo das Mädchen inzwischen wohl sein mochte? Dann zögerte sie einen Augenblick, und ihre Hand glitt zu einem gebogenen Dolch mit juwelenbesetztem Griff. Er war prächtig, strahlte zugleich aber eine Zweckmäßigkeit aus, die eher zu dem Botenmädchen zu passen schien. Ista erinnerte sich, dass ihr gesamtes Geld auf dem Grund eines Flusses in Tolnoxo lag, und mit einem Seufzer entnahm sie noch einige kleinere Schmuckstücke für ihre Reisekasse. Sie legte den Ring und den Dolch beiseite und schob das Kästchen dann Ferda zu.
    »Hier, Ferda, such dir das beste Stück aus, für dich und deinen Bruder. Die vier nächstbesten Stücke sollen für unsere Verwundeten und für die Männer sein, die bei ihnen geblieben sind. Such auch etwas Passendes für dy Cabon. Anschließend soll sich jeder Mann aus deiner Truppe das heraussuchen, was er gern haben möchte. Was den Rest angeht … sorge bitte dafür, dass er dem Orden der Tochter zukommt. Mit meinem Dank.«
    »Gewiss, Majestät.« Ferda lächelte, dann wurde sein Gesicht wieder ernst, und er beugte sich über den leeren Platz der Gräfin näher zu ihr. »Ich möchte meine Frage wiederholen: Nun seid Ihr tatsächlich an einem sicheren Ort untergebracht, und für eine Weile kann der Graf gewiss für Eure Sicherheit sorgen. Könnte ich nun die Erlaubnis haben, aufzubrechen und nach meinem Bruder zu suchen, und nach Liss, und nach dem Geistlichen?«
    Ich weiß nicht, was für ein merkwürdiger Ort das ist. Als sicher würde ich ihn jedenfalls nicht bezeichnen. Das allerdings konnte sie nicht laut sagen. Am liebsten hätte sie Ferda angewiesen, seine Männer bereitzuhalten und sich auf einen Aufbruch am nächsten Tag vorzubereiten. Noch heute Abend. Aber das war unmöglich, undurchführbar und unhöflich. Die Ritter der Tochter waren fast so erschöpft wie sie selbst. Die Hälfte ihrer Pferde war noch immer irgendwo auf der Straße unterwegs, zusammen mit Porifors Knechten, die sie in geruhsamen Etappen zur Burg brachten.
    Sie versuchte, Zeit zu gewinnen: »Ihr braucht genauso viel Ruhe wie wir anderen.«
    »Ich würde mehr Ruhe finden, wenn ich wüsste, was mit meinem Bruder geschehen ist.«
    Sie musste gestehen, dass er Recht hatte. Doch der bloße Gedanke, ohne eigene Eskorte hier festzusitzen, ließ sie frösteln. Unsicher runzelte sie die Stirn, als Lady Cattilara wieder an ihren Platz kam.
    Auch Lord Arhys kehrte zurück. Mit einem unterdrückten müden Seufzer ließ er sich auf seinem Stuhl nieder. Ista fragte ihn, was aus den Briefen geworden war, die er für sie hatte schreiben wollen. Die Briefe, in denen sie nach den vermissten Mitgliedern ihrer Schar fragte. Mit besonderem Mitgefühl hörte er von Ferdas Sorgen um seinen Bruder, doch es war noch zu früh für eine Antwort. In stillschweigender Übereinkunft erwähnte keiner von ihnen die zusätzlichen Probleme, die der Bärendämon mit sich brachte.
    »Wir wissen, dass Liss zumindest den Herzog von Tolnoxo erreicht hat«, brachte Ista vor. »Es mag sein, dass auch andere die Nachricht von den Plünderern verbreitet haben. Aber nur sie wusste, dass ich unter den Gefangenen war. Und wenn sie sich in Sicherheit bringen konnte, wird sie auch genug Verstand gehabt haben, nach Eurem Bruder und dem guten Geistlichen suchen zu lassen.«
    »Das stimmt.« Ferda verzog die Lippen, hin und her gerissen zwischen Gelassenheit und Sorge. »Wenn man ihr zugehört hat. Wenn man sie empfangen hat …«
    »In den Kurierstationen der Kanzlei wird man sie aufgenommen haben, selbst wenn dy Tolnoxo sie abgewiesen hat. Obwohl er ganz bestimmt noch von mir hören wird, wenn er ihren Mut nicht mit der gebührenden Gastfreundschaft belohnt hat, oder auf ihre Bitten hin die notwendige Hilfe verweigerte. Und von Kanzler dy

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