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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Cazaril wird er ebenfalls hören, das kann ich versprechen. Dank der Briefe von Lord Arhys wird die Welt bald wissen, wo wir gelandet sind. Wenn unsere Vermissten den Weg nach Porifors finden, während Ihr irgendwo herumlauft und nach ihnen sucht, Ferda, werdet Ihr sie erst recht verfehlen.«
    Dem musste Ferda beipflichten.
    Kühles Dämmerlicht erfüllte den Innenhof. Die Musikanten beendeten ihre Darbietungen, doch kein Tanz oder Maskenspiel folgte. Die Männer sorgten dafür, dass der letzte Rest Wein nicht verkam, und es folgten letzte Gebete und Segnungen. Der Geistliche wankte am Arm seines Novizen davon, gefolgt von den Angehörigen seines ländlichen Tempels. Arhys Offiziere vollführten leicht eingeschüchterte Verbeugungen vor der Königinwitwe. Anscheinend war es ihnen eine besondere Ehre, vor ihr niederzuknien und ihre berühmten Hände zu küssen. Doch wie sie anschließend davonschritten – die Gesichter bereits wieder angespannt und konzentriert auf bevorstehende Aufgaben –, erinnerte Ista daran, dass sie sich in einer Festung befand, die tatsächlich als solche benutzt wurde.
    Cattilara stützte Ista helfend am Ellbogen, als sie aufstand.
    » Jetzt kann ich Euch zu Euren Gemächern geleiten, Majestät«, verkündete sie lächelnd und warf Arhys einen raschen Blick zu. »Sie sind nicht so geräumig, aber … das Dach ist in besserem Zustand.«
    Nach den Speisen und dem Wein verspürte Ista keine Lust mehr, heute Abend noch größere Strecken zurückzulegen. »Ich danke Euch, Lady Cattilara. Das würde mich freuen.«
    Arhys wünschte ihr mit förmlichem Handkuss eine gute Nacht. Ista wusste selbst nicht recht, ob sie seine Lippen kalt oder warm nennen sollte. Sie war verwirrt von dem beunruhigenden Kribbeln, das die Berührung auf ihren Knöcheln hinterließ. In jedem Fall waren die Lippen nicht heiß vor Fieber, und als er seine klaren grauen Augen hob und in die ihren blickte, war sie es, die errötete.
    Die Gräfin nahm Ista am Arm und spazierte mit ihr durch einen weiteren Torbogen unter der Galerie hindurch und einen kurzen Säulengang entlang. Ihre üblichen Begleiterinnen kamen hinterdrein. Sie bog ein weiteres Mal ab, ging an einer Reihe hoch aufragender Gebäude vorüber und kam schließlich in einen kleinen, viereckigen Innenhof. Der Abend war immer noch hell, doch am weiten blauen Himmelsgewölbe über ihnen schimmerte bereits der erste Stern.
    Ein von steinernen Bögen überwölbter Wandelgang umsäumte den Hof; die zierlichen Säulen waren aus Alabaster und nach Art der Roknari mit einem filigranen Muster von Weinreben und Blumen geschmückt.
    Es war weder die heiße Mittagszeit, noch die kühle Stunde um Mitternacht, unter dem Licht eines Halbmondes. Dennoch war es derselbe Innenhof wie in Istas Träumen, unverwechselbar. Er stimmte in jeder Einzelheit mit dem Bild überein, das wie eingemeißelt in ihrem Gedächtnis stand. Ista fühlte Schwäche in sich aufsteigen. Sie wusste nicht, ob sie auch überrascht war.
    »Ich würde mich gern setzen«, sagte sie mit matter Stimme.
    Erschrocken schaute Cattilara auf Istas zitternde Hand und führte sie zu einer Bank, von denen mehrere an den Rändern des Hofes standen, und gemeinsam setzten die beiden Frauen sich nieder. Der altersglatte Marmor unter Istas Fingern war immer noch warm von der Hitze des Tages, obwohl die Luft schon wieder abkühlte und milder wurde. Kurz umklammerte sie die steinerne Kante, dann zwang sie sich, aufrecht zu sitzen. Sie atmete tief ein. Dieser Ort war offenbar ein älterer Teil der Festung. Die allgegenwärtigen Blumenkübel fehlten hier, und nur die Hinterlassenschaft der roknarischen Steinmetze verhinderte, dass er allzu streng wirkte.
    »Majestät, ist Euch nicht wohl?«, fragte Cattilara schüchtern.
    Ista ließ sich verschiedene Lügen durch den Kopf gehen – oder vielleicht einfach nur Ausreden, die nicht einmal so sehr gelogen waren: Mir tun die Beine weh, und ich habe Kopfschmerzen … Schließlich sagte sie bloß: »Ich habe mich gleich wieder erholt. Ich brauche nur einen Augenblick Ruhe.« Sie musterte die besorgte Miene der Gräfin. »Ihr wolltet mir erzählen, was Lord Illvin dahinsiechen lässt.« Mit einiger Mühe verhinderte Ista, dass ihr Blick zu dieser Tür wanderte, in der Ecke der Galerie, rechts von der Treppe …
    Cattilara zögerte und schaute nachdenklich drein. »Es geht nicht so sehr um das Was, sondern um das Wer , vermuten wir.«
    Ista hob die Brauen. »Ein hinterhältiger

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