Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)
hatte: »Die zwölf Ritter Karls des Großen begleiteten den Herrscher bei zwei verschiedenen Kreuzzügen, als er sein Heer durch Europa führte, um Jerusalem und das Heilige Land für die ›zivilisierten‹ Königreiche des Westens einzunehmen.«
»Und was sagt uns das?«, fragte Ajay.
»Karl der Große hatte noch einen anderen Namen für diese Kerle«, verriet Brooke. »Seine zwölf Ritter … er nannte sie Paladine.«
Seit dem Moment seiner Ankunft hier hatte ich nicht länger von ihm geträumt. Aber die Gefahr, in der er schwebte, war nicht mit den Träumen verschwunden. Im Gegenteil: Ich spürte, dass sie jetzt sogar noch größer war und dass sie immer näher kam. Hatte er sie mitgebracht oder hatte sie schon immer auf ihn gewartet?
Eigentlich sollte er hier in Sicherheit sein. Die Schule kennt Mittel und Wege zu seinem Schutz. Sollte ich ihm sagen, was ich weiß? Vielleicht hat er noch nichts davon gehört. Würde es etwas nutzen? Wie kann ich sicher sein, dass es nicht noch schlimmer wird, wenn ich ihm davon erzähle?
Schlafen wird langsam unmöglich .
DAS LERNPROGRAMM
Es war bereits nach ein Uhr, als die fünf beschlossen, endlich ins Bett zu gehen – zufrieden darüber, dass sie jetzt zumindest einen Namen für das hatten, worauf sie gestoßen waren. Trotzdem lag Will noch lange wach. Er machte sich Sorgen wegen dieser letzten Information, die Brooke entdeckt hatte: Die ursprünglichen Ritter waren alle Paladine gewesen. Einer der heutigen Ritter, verkleidet als Paladin, hatte ihn mit einem Beil verfolgt. Und der Paladin war seit 1915 das Wahrzeichen der Schule.
Bedeutete das, dass die Schule irgendwie in die Geschichte verwickelt war?
Außerdem war da noch dieses ganze andere, völlig verrückte Zeugs, von dem er den anderen bisher nichts erzählt hatte: Die Verbindung, die Nando zwischen den Schwarzkappen und der Agentur aufgedeckt hatte, die ihn an die Schule geholt hatte. Das wiederholte Erscheinen seines Schutzengels, die Monster aus dem Niegewesen und dieser paranormale »Krieg«, von dem Dave behauptet hatte, dass er mittendrin steckte.
Will hörte ein leises Klopfen, ging zur Tür und öffnete sie einen Spalt.
Im Flur wartete Brooke. »Ich muss dich was fragen«, flüsterte sie.
Sie stand so nahe, dass Will einen Hauch ihres süßen, nach Pfefferminz duftenden Atems auffing. Er trat zur Seite und ließ sie hinein. Das weiße Hemd, das sie trug, war ihr viel zu groß, genau wie die dicken Wollsocken an ihren Füßen. Sie ging zu Wills Bett, zog ein nacktes Bein hoch und setzte sich darauf. Will nahm neben ihr Platz, hielt aber ein wenig Abstand.
Als sie sich zu ihm vorbeugte, funkelten ihre großen, ängstlichen Augen im Mondlicht, das durch das Fenster fiel. »Ich liege einfach nur da und starre an die Decke«, verriet sie ihm mit leiser, zitternder Stimme. »Und ich frage mich die ganze Zeit, warum der Paladin da unten aufgetaucht ist.«
»Vielleicht ist er uns gefolgt«, überlegte Will.
»Aber woher hat er überhaupt gewusst, dass ihr da unten wart?«
»Vielleicht haben wir eine Art stillen Alarm ausgelöst …«
»Ich glaube, dass Lyle dich irgendwie beobachten kann«, sagte sie voller Überzeugung. »Das Gleiche ist nämlich auch mit Ronnie passiert. Lyle schien immer genau zu wissen, wo er gerade war.«
Will erschauderte bei dem Gedanken.
»Und, Will, überleg mal«, fuhr Brooke fort und legte ihre Hand auf seine. »Wenn Lyle wirklich zu den Rittern gehört und sie mit den Männern zusammenarbeiten, die versucht haben, dich zu entführen …«
Jetzt lief es Will eiskalt den Rücken hinunter. »Dann haben sie wahrscheinlich inzwischen erfahren, dass ich hier bin«, beendete er den Satz.
»Es tut mir leid, dass ich dich bisher nicht stärker unterstützt habe«, entschuldigte Brooke sich aufrichtig. »Ich bin nämlich im Grunde nicht der Meinung, dass Regeln dazu da sind, gebrochen zu werden. Aber das hier ist etwas anderes: Du schwebst in Gefahr und ich möchte helfen, so gut ich kann.«
»Ich bin froh, dass du das sagst«, gestand Will. »Ich muss dir auch etwas sagen. Es sieht so aus, als würde Todd ebenfalls dazugehören – er und ein paar andere aus der Crosslauf-Mannschaft.«
Brooke wandte den Blick ab und seufzte. Sie wirkte eher traurig als überrascht.
»Entschuldige«, sagte Will. »Was auch immer zwischen euch läuft, es geht mich nichts an.«
»Zwischen uns läuft gar nichts«, stellte Brooke mit funkelnden Augen klar. »Unsere Familien sind
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