Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)
befreundet, das ist alles. Wir kennen uns schon von Kindheit an.«
»Wenn ich dir irgendwie helfen kann …«, bot Will an.
Brooke schaute ihn wieder direkt an, mit einem besorgten Ausdruck in den Augen. »Bei all dem, was hier abgeht, willst du mir helfen?«
Einen Moment verlor Will sich in diesen Augen, dann blickte er weg.
Sie nahm auch seine andere Hand. »Ganz im Ernst, Will: Ich möchte nicht, dass dir etwas passiert.«
»Mach dir um mich keine Sorgen«, beschwichtigte er.
»Aber ich mache mir Sorgen«, widersprach sie. »Schon bei unserer allerersten Begegnung wusste ich, dass du etwas Schreckliches erlebt hast.«
»Na ja, ich lag ja auch mit einer genähten Kopfwunde in der Klinik.«
Brooke boxte ihn leicht auf den Arm. »Der Fachbegriff ist emotionale Intelligenz . Ich will dir nicht nur deshalb helfen, weil ich damit das Richtige tue, sondern weil ich dich mag. Du bist klug und nett und … irgendwie mutig.«
Erneut musste Will den Blick abwenden.
»Das haben wohl noch nicht viele zu dir gesagt, oder?«
»Nein«, räumte Will leise ein.
Brooke versuchte, ihm in die Augen zu schauen. »Was ist mit Freunden zu Hause? Leute, die dir nahestehen?«
Will zuckte die Achseln. »Ich habe keine.«
»Keinen einzigen Freund?«
Er schüttelte den Kopf.
»Okay, das ist nicht in Ordnung. Aber nicht, weil etwas mit dir nicht in Ordnung wäre«, sagte sie sanft. »Was haben deine Eltern sich bloß gedacht? Du hättest eine Menge Freunde haben sollen. Von jetzt an wirst du die auch haben.«
Will hoffte, dass Brooke nicht hören konnte, wie heftig sein Herz schlug; es würde bestimmt jeden Moment seinen Brustkorb sprengen.
»Und wenn du darüber sprechen möchtest … über das, was du durchgemacht hast, oder über Fußball oder englische Dichtung des achtzehnten Jahrhunderts … ich stehe zur Verfügung. Dafür sind Freunde nämlich da«, verkündete Brooke wie jemand, der dieses Konzept zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit erklärt. Dann drückte sie noch einmal Wills Hand und ging zur Tür. »Ich werde Todd auf den Zahn fühlen und sehen, was ich herausfinden kann«, versprach sie.
»Sei bitte vorsichtig.«
Die Bemerkung schien sie zu amüsieren. »Du weißt wirklich nicht viel über Mädchen, stimmt's? Schlaf jetzt, Champ.«
Keine Chance – an Schlaf war nicht zu denken . Nachdem Will sich eine halbe Stunde hin und her gewälzt hatte, bemerkte er, dass sich sein Tablet eingeschaltet hatte. Eigentlich war er sich vollkommen sicher, dass er es ausgeschaltet und flach hingelegt hatte, bevor er ins Bett gegangen war. Aber jetzt stand der Computer wieder auf den Stützen, den Bildschirm direkt in seine Richtung gewandt. Darauf war folgende Nachricht zu lesen:
MÖCHTEN SIE JETZT MIT DEM LERNPROGRAMM BEGINNEN? (EMPFOHLEN)
»Ich geb auf«, murmelte Will, wankte zum Schreibtisch und setzte sich. »Ja, ich möchte mit dem Lernprogramm beginnen.«
Auf dem Bildschirm erschienen sprudelnde Luftblasen, die Will ein eigenartiges, fast schon körperlich spürbares Gefühl vermittelten. Er freut sich . Dann tauchte eine Reihe von Fragen auf, die mit zunehmender Geschwindigkeit verschwanden und durch neue ersetzt wurden, sobald Will antwortete:
WIE GROSS SIND SIE? WIE SCHWER? WANN IST IHR GEBURTSTAG? WAS IST IHRE LIEBLINGSFARBE? IHR LIEBLINGSSPORT?
Als Will alle Fragen beantwortet hatte, wurde er aufgefordert, seine Hände nacheinander auf den Bildschirm zu legen. Dabei verströmte er jedes Mal ein helles blaues Licht. Anschließend sollte er sein Gesicht bis auf fünfzehn Zentimeter an den Monitor heranbringen, sich nicht bewegen und die Augen schließen. Will folgte der Aufforderung und spürte, wie sich ein symmetrisches Raster aus intensivem Licht langsam über seine Gesichtszüge bewegte …
Er tastet mich ab .
Eine letzte Mitteilung erschien: DIESES GERÄT WIRD FÜR IHRE PERSÖNLICHE UND SICHERE VERWENDUNG AKTIVIERT. MÖCHTEN SIE NOCH IMMER FORTFAHREN?
»Ja.«
Der Bildschirm schimmerte nun dunkelblau. Ein schwacher Pulsschlag setzte ein und sorgte für wellenförmige Bewegungen, wie Steine, die in einen stillen See geworfen wurden. In der Mitte bildete sich ein winziger, blasser Punkt, der mit jedem Herzschlag an Größe gewann. Will erkannte, dass der Puls auf dem Monitor mit seinem eigenen Herzschlag übereinstimmte.
Er konnte die Augen einfach nicht abwenden: Innerhalb weniger Minuten wuchs der Punkt auf die Größe einer Münze an. Etwas an diesem gleichmäßigen Rhythmus sorgte dafür,
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