Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)
sagen.«
Robbins trat noch einen Schritt näher. »Hältst du es für möglich, dass sie herkommen, um dich von der Schule zu nehmen?«
Will schaute ihr in die Augen, wollte glauben, dass sie ihm helfen konnte, hatte aber Angst, zu viel zu sagen. »Ja, ich glaube, das ist gut möglich.«
»Sollte das der Fall sein … möchtest du mit ihnen zurückfliegen?«
»Nein. Ich möchte hierbleiben.«
Robbins musterte ihn prüfend. »Dann kannst du dich darauf verlassen, dass ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, um dir zu helfen.«
In dem Moment steckte Dr. Kujawa den Kopf durch die Tür. »Wir wären dann so weit, Will.«
Will und Robbins folgten dem Arzt in ein Labor mit Trainingsgeräten und großen, kompliziert aussehenden medizinischen Apparaten. Ein Panoramafenster am anderen Ende des Raums ging auf den verschneiten Campus hinaus. Will setzte sich auf eine Bank und schaute in die winterliche Landschaft hinaus, während Kujawa Dutzende selbstklebender Elektroden und Kunststoffpunkte an seinem Oberkörper, seinem Hals und seiner Stirn anbrachte.
»Das sind drahtlose Sensoren, die Daten auf die Computer hinter diesem Fenster übertragen«, erklärte Kujawa und zeigte auf ein kleines Fenster in der Trennwand. »Wir werden dich von der Kontrollkabine aus beobachten und anschließend die Ergebnisse mit dir durchgehen.« Er führte Will zu einem Hightech-Laufband und gab ihm ein blaues Plastikmundstück, das an einen waagerechten Schnorchel erinnerte und durch eine lange Röhre mit einem Computer verbunden war. »Bitte setz das ein, während du läufst«, sagte der Arzt. »Wir werden ein paar Funktionen messen, etwa die Effizienz deiner Sauerstoffaufnahme. Durch das Mundstück kannst du ganz normal atmen. Du wirst gar nicht merken, dass es da ist.«
»Klingt unkompliziert«, meinte Will.
Kujawa klemmte einen Pulsmesser an die Spitze von Wills rechtem Zeigefinger und wickelte eine Manschette für die Blutdruckmessung um seinen Arm. Dann betupfte er Wills rechten Handrücken mit Desinfektionsmittel und legte schmerzlos einen kleinen Katheter, den er mit einem Klebestreifen fixierte. »Wir werden auch ein paar Blutproben nehmen, um die Sauerstoffaufnahme in Echtzeit zu ermitteln.« Er schloss den Katheter an einen weiteren langen Schlauch an, der zu verschiedenen Maschinen führte. Will sah einen dünnen roten Strich, der von seiner Hand hinab in den Schlauch strömte.
Kujawa stellte noch einige Funktionen am Laufband ein und meinte dann: »Auf geht’s. Das Band passt sich deiner Geschwindigkeit an, also halte dich nicht zurück.«
Damit zogen Kujawa und Robbins sich in den Kontrollraum zurück und bedeuteten Will durch das Fenster, er solle anfangen.
Will marschierte los und das Laufband bewegte sich mit ihm. Schon bald verfiel er in einen leichten Trab und zog dann das Tempo an. Trotz des Mundstücks und der Elektroden fand er rasch seinen Rhythmus und atmete ganz entspannt. Er verbannte seine Sorgen und tat, worum der Arzt ihn gebeten hatte: Er hielt sich nicht zurück. Das Band unter seinen Füßen heulte auf, als er die Geschwindigkeit erhöhte und seine Beine immer schneller stampften. Will fühlte sich seltsam schwerelos, sah nichts als grünes Licht vor sich.
Er schaute hinüber zum Kontrollraum, wo sich inzwischen sein freundlicher Genetik-Lehrer, Dr. Rulan Geist, zu Kujawa und Robbins gesellt hatte. Kujawa zeigte ihm gerade irgendeinen Ausdruck.
Gut. Vielleicht kann er mir ein paar Antworten geben. Ich werde ihm mal meine Höchstgeschwindigkeit vorführen .
Will drückte einen Kopf, worauf sich das Laufband neigte, bis er eine Steigung von sechs Prozent hinauflief. Er rannte und rannte, immer schneller, sodass die Scharniere und der Motor des Laufbands zu ächzen begannen. Als er Funken von dem Band aufsteigen sah und verbranntes Gummi roch, schlug Will auf den roten Nothalt-Knopf auf dem Armaturenbrett. Das Band kam so abrupt und quietschend zum Stehen, dass Will seinen Beinen nicht mehr rechtzeitig den Befehl zum Anhalten geben konnte. Also sprang er vom steil geneigten Ende des Laufbands in die Luft und landete auf den Füßen. Als er sich umdrehte, sah er, dass unter dem erhöhten Bereich des Bandes bereits Flammen hervorschlugen.
Kujawa hastete in den Raum, schnappte sich einen Feuerlöscher und erstickte das Feuer. Will sah, wie Dr. Robbins ihn von der Tür aus mit einer Mischung aus Neugier und ernsthafter Besorgnis anstarrte. Dr. Geist war noch im Kontrollraum und schaute verdutzt auf
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