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Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Titel: Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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Raum um ihn herum drehte sich so heftig, dass er fürchtete, jeden Moment das Bewusstsein zu verlieren. Er torkelte zur Herrentoilette, ließ seine Tasche fallen und hielt sich mit beiden Händen an einem der Waschbecken fest. Dann spritzte er sich kaltes Wasser in Gesicht und Nacken. Seine Haut schien zu glühen.
    Die Kopfbilder funktionieren also noch, eigentlich sogar besser denn je, aber sie einzusetzen, macht mich völlig fertig . Er brauchte geschlagene fünf Minuten, um sich einigermaßen zu erholen. Mit wackligen Beinen ging er in die Abfertigungshalle zurück und kaufte sich an einem Essensstand zwei Sandwiches. Sein Flug war bereits aufgerufen worden und vor dem Gate bildete sich eine Schlange.
    Im Flugzeug fand Will seinen Platz am Anfang des hinteren Drittels: am Fenster, rechte Seite, Blick auf die Tragfläche. Er zog den Reißverschluss seiner Tasche auf und nahm seinen iPod und die Kopfhörer heraus. Einen Augenblick lang dachte er daran, nachzuschauen, ob Nachrichten auf seinem iPhone warteten, aber dann fiel ihm Nandos Warnung ein und er überlegte es sich anders.
    Es dauerte nicht lange, bis alle Passagiere eingestiegen waren. Das Flugzeug war nicht einmal zur Hälfte besetzt. Überwiegend ältere Leute, Geschäftstypen in langweiligen Anzügen, die völlig weggetreten wirkten und mit sich selbst beschäftigt waren. Will lehnte sich zurück, schloss die Augen und versuchte, die Frage auszublenden, die wie in einer Endlosschleife immer wieder durch seinen Kopf lief: Wer sind diese Männer und was wollen sie von mir und meinen Eltern?
    Nr. 49: WENN NICHTS ANDERES MEHR HILFT, ATME EINMAL TIEF DURCH.
    Will schaltete den iPod ein und tippte einen Mix an, den Mom ihm zum Lernen oder Meditieren gegeben hatte. Meeresrauschen und beruhigende Naturgeräusche untermalten leise atmosphärische Melodien, gespielt von Panflöte, Akustikgitarre und sanfter Perkussion.
    Die Musik half. Wills Hände, die eben noch krampfhaft die Armlehne seines Sitzes umklammert hatten, entspannten sich. Er musste diesen ganzen albtraumhaften Tag hinter sich lassen und brauchte einen ruhigen, ereignislosen Flug, um wieder einigermaßen klar denken zu können und für den morgigen Tag gewappnet zu sein.
    Zunächst nahm er die Stimme kaum wahr – ein tiefer Bariton, der die Melodie mitsummte. Sie wurde beständig lauter, verschmolz aber so nahtlos mit der Musik, dass Will glaubte, sie wäre schon immer da gewesen, ihm aber nur nicht aufgefallen.
    Bis sie zu ihm sprach. »Atme einfach nur tief ein und aus, schön ruhig und entspannt. Der älteste Trick der Welt. Ja, genau so, Will.«
    Dunkel, rau, derselbe harte Akzent. Aber der Typ war eindeutig besserer Laune als am frühen Abend, als er Will hinter dem Haus abgesetzt hatte. »Bleib sitzen, Kumpel. Halt die Augen geschlossen. Lass dir nichts anmerken.«
    Will riss die Augen auf. Der Sitz neben ihm war leer, genau wie die beiden auf der anderen Seite des Ganges. Er beugte sich zur Seite und schaute sich um. Etwa zehn Reihen weiter vorne reckte ein Mann auf einem Sitz am Gang den Daumen nach oben. Er trug eine abgewetzte Pilotenjacke aus Leder. Ein schwerer schwarzer Stiefel, mit verblassten züngelnden Flammen verziert, stand im Gang.
    Blitzschnell setzte Will sich auf seinen Platz zurück. So viel zu einem ruhigen, ereignislosen Flug.
    »Immer mit der Ruhe«, sagte die Stimme. »Bleib ganz cool und wir kommen prima miteinander aus.«
    »Wer bist du?«, flüsterte Will. »Warum verfolgst du mich?«
    »Ich kann dich nicht hören, Kumpel. Das funktioniert so nicht. Bleib sitzen, bin gleich zurück.«
    Will schaute erneut durch den Gang. Der Sitz von Prowler Man war leer. Was wollte dieser durchgeknallte Typ bloß von ihm?
    Der letzte Passagier – eine grotesk übergewichtige Frau – schwabbelte den Gang hinunter. Sie quoll aus einem violetten Hausanzug aus Velours und zog einen kleinen Trolley mit aufgeprägtem Blumenmuster hinter sich her. Dünnes, fettiges Haar hing ihr strähnig in das runde, teigige Gesicht, das ihre Züge winzig klein wirken ließ. Ihre flinken, wachsamen Augen fanden ihren Platz vier Reihen vor Will auf der anderen Seite des Gangs – wo sie sich dann keuchend vor Erschöpfung in den Sitz plumpsen ließ.
    Über die Lautsprecher verkündete die Stimme einer Stewardess, sie seien zum Starten bereit und alle elektronischen Geräte müssten jetzt ausgeschaltet werden.
    Will nahm die Knopfhörer ab und schaltete seinen iPod aus. Die Maschine entfernte sich vom

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