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Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition)

Titel: Paladin Project. Renn um dein Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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OGILVY
    Verdutzt folgte Will ihrer Aufforderung. Brooke klopfte an eine Tür und stellte sich dann neben Will. Ein paar Sekunden später trat ein großer junger Mann mit hängenden Schultern in den Raum. Er trug ein blaues Sakko mit dem Wappen des Centers auf der Brusttasche und eine sorgfältig gebundene, gestreifte Krawatte in den Farben der Schule. Leise und bedächtig schloss er die Tür hinter sich. Seine großen Plattfüße, die er beim Gehen nach außen stellte, steckten in schweren schwarzen Lederschuhen. Ein Helm aus fettigen schwarzen Strähnen krönte seinen ungewöhnlich langen Kopf und seine Haare sahen aus, als würde er sie jeden Morgen bügeln. Sein Gesicht war von überdimensionalen Augenbrauen und einem vorstehenden Kinn gerahmt, sodass der Eindruck entstand, die fleischigen, dazwischen eingequetschten Züge würden miteinander um Platz ringen. Graugrüne Ringe unter den Augen lieferten den einzigen farblichen Kontrast zu seiner leichenblassen Haut. Er schniefte ständig, hatte entweder mit einer Allergie oder mit einer Nebenhöhlenentzündung zu kämpfen. Dem Aussehen nach musste er mindestens achtzehn sein.
    »Will West, Lyle Ogilvy«, stellte Brooke vor, »der Provost Marshal von Greenwood Hall.«
    Der Vorsteher des Wohnheims musterte Will mit nervösen schwarzen Augen, die verschlagene Intelligenz ausstrahlten. Bedächtig trat er zwei Schritte vor und bot Will zur Begrüßung eine feuchte Hand und ein unterwürfiges Lächeln. Irgendetwas an Lyle – seine gebeugte Haltung und die verstohlene Wachsamkeit – erinnerte Will an einen Leichenbestatter oder einen großen Raubvogel.
    Brooke wich zurück, als Lyle auf sie zukam; sie schien mehr als nur ein bisschen Angst vor ihm zu haben.
    »Sehr erfreut, dich bei uns zu haben«, meinte Lyle. Eine überraschend hohe Stimme für eine Person von dieser Größe und Masse. Lyle bemühte sich um einen vornehmen Akzent, der wohl britisch wirken sollte: Er klang wie die Schauspieler in alten Filmen, wenn sie einen Smoking tragen. Nach außen hin blieb sein Ton höflich, aber ein nur halb verborgenes spöttisches Lächeln legte die Vermutung nahe, dass er Will als seinen Untergebenen betrachtete.
    »Ganz meinerseits«, erwiderte Will. »Was genau ist ein Provost Marshal?«
    Lyle schien die Frage zu amüsieren. »Wir haben in den Wohnheimen gewisse Regeln. Ich mache sie zwar nicht, bin aber dafür zuständig, dass sie eingehalten werden. Manchmal etwas widerwillig, aber immer, wie ich dir versichern kann, mit großem Einsatz.« Er trat an den Tisch und öffnete den Reißverschluss von Wills Tasche.
    Will wollte ihn daran hindern, aber ein besorgter Blick von Brooke hielt ihn davon ab.
    »Als Erstes kannst du mir dein Handy und deinen Laptop geben.«
    »Warum?«
    »Bestimmung der Schule«, erklärte Lyle. »Auf dem Campus sind keine erlaubt.«
    »Keine Telefone, keine Mails?«, fragte Will, sowohl an Brooke als auch an Lyle gewandt. Brooke bestätigte es mit einem leichten Kopfschütteln. »Ich würde gerne den Grund dafür erfahren.«
    »Die Schüler des Centers werden dazu angehalten, mittels traditioneller Methoden zu kommunizieren«, erklärte Lyle geduldig. »Sie sollen die vernachlässigte Kunst der persönlichen Unterhaltung pflegen oder das geschriebene Wort nutzen. Oder, wenn es sein muss, eines unserer Telefone, die uns kostenlos in allen Einrichtungen zur Verfügung stehen.« Er zeigte auf ein altmodisches schwarzes Telefon auf einem Eckschränkchen, das aussah, als hätte es dort seit 1960 Staub angesetzt.
    »Ich meine es nicht persönlich, aber das ist doch … völlig verrückt«, fand Will.
    »Das Gefühl haben am Anfang alle«, erwiderte Lyle und streckte die Hände aus. Er meinte es ernst: Er wollte Wills Sachen, und zwar sofort.
    Will versuchte, Zeit zu schinden. Sein iPhone konnte er entbehren, aber nicht das Handy, das Nando ihm gegeben hatte. »Okay. Das mit dem Telefon sehe ich theoretisch ein, aber keinen Laptop?«
    Jetzt klang Lyle verärgert: »Die Schule stellt jedem Schüler einen individuell auf dessen Bedürfnisse zugeschnittenen Tablet-Computer zum persönlichen Gebrauch zur Verfügung. Unsere IT-Mitarbeiter werden all deine Daten auf dessen Festplatte übertragen …«
    »Was ist, wenn ich lieber meine eigene Festplatte benutzen möchte?«
    »… bestehend aus Software und Bauteilen, die in unseren Labors entwickelt wurden. Technisch wesentlich ausgefeilter als dieser Schrott aus den trendigen Vorstadtläden. Ist es nicht so, Miss

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